[USA] Unterstützt Cyprus gegen eine bundesstaatliche Grand Jury

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Mein Name ist Cyprus Hartford.
Ich bin eine 20-jährige Musikerin, Transfrau und Anarchistin. Am 5. Juni 2024 wurde ich auf dem Highway von Bundesagent*innen angehalten und erhielt eine Vorladung, um am 13. August 2024 vor einer Federal Grand Jury in Charleston, South Carolina, auszusagen.
Nach Rücksprache mit Freund*innen, Familie und Anwält*innen habe ich mich entschlossen, diese Vorladung anzufechten und gegebenenfalls die Aussage vor der Grand Jury zu verweigern.

Ich werde nicht zulassen, dass der Staat mich einschüchtert. Ich werde meine Community nicht in Gefahr bringen, indem ich dem Staat Informationen gebe, die nichts mit gefährlichem Verhalten zu tun haben, sondern private Informationen über unsere nach dem ersten Verfassungszusatz (First Amendment) geschützten Überzeugungen, Aktivitäten und Vereinigungen preisgeben.

Grand Jurys sind ein archaisches und geheimes Verfahren, mit dem der Staat Anklagen erwirkt. Sie wurden überall abgeschafft, wo sie jemals eingeführt wurden, außer in den USA und Liberia. Als Anarchistin glaube ich nicht, dass irgendein Gericht die Macht haben sollte, Menschen zu Gefängnisstrafen zu verurteilen, aber das gilt besonders für Grand Jurys. Grand Jurys untergraben das Recht von Zeug*innen, sich nicht selbst belasten zu müssen, indem sie sie unter Androhung einer unbefristeten Haftstrafe wegen zivilrechtlicher Missachtung des Gerichts zu einer Aussage zwingen. Das ist es, was mir droht, wenn ich mich weigere, zu kooperieren.

Grand Juries stimmen fast immer für eine Anklage, mit einer Ausnahme. Grand Jurys erheben fast nie Anklage gegen weiße Polizeibeamte, die Schwarze erschießen und töten. Dieses Gerichtsverfahren ist im Grunde ein Scheingericht. Es hat keinen Platz in einem angeblich freien Land. Ich weigere mich, mich an dem Prozess zu beteiligen, in dem eine Anklage abgesegnet wird. Im Gegensatz zu allen anderen juristischen Verfahren in den USA finden die Verhandlungen der Grand Jurys des Bundes hinter verschlossenen Türen statt. Es gibt keine*n Verteidiger*in, keine*n Richter*in und keine Presse oder Öffentlichkeit. Geheime Verfahren sind von Natur aus undemokratisch und anfällig für politisch motivierten Missbrauch.

Obwohl ich nicht glaube, dass diese Vorladung gerechtfertigt ist, war ich nicht überrascht, sie zu erhalten, da in der Gegend von Charleston ähnliche Repressionen stattfinden. Im März hinterließ derselbe ATF-Agent, der mir die Vorladung zustellte, eine Karte an der Tür des Hauses meiner Familie. Im Frühjahr dieses Jahres wurden mehrere andere Personen in der Gegend von Charleston, South Carolina, vorgeladen und sagten aus. Die staatliche und bundesstaatliche Repression nimmt im ganzen Land zu. Nach Jahren aufeinander folgender Massenproteste geht der Staat nun noch härter gegen Andersdenkende vor. Wir haben die Mittel, um uns vor Gericht dagegen zu wehren.

Als mir diese Vorladung zugestellt wurde, rief ich die Anwälte der National Lawyers Guild an, die der Bewegung angehören. Sie brachten mich mit Leuten zusammen, die sich in der gleichen Situation wie ich befunden hatten. Man versicherte mir, dass ich nicht allein sei.
Menschen waren schon einmal in meiner Lage und haben die Entscheidungen getroffen, die ich jetzt treffe.
Der Staat versucht, uns zu isolieren und voneinander zu trennen, aber wir sind stärker, wenn wir zusammenstehen.

Gegenwärtig versuche ich, eine*n Anwält*in zu finden, der mich vor Gericht vertritt. Dies ist ein ziemlich teurer und schwieriger Prozess. Ein gofundme-Link, um mich dabei zu unterstützen, sowie die Lebenshaltungskosten in der Zwischenzeit und eine mögliche Finanzierung für den Fall, dass ich wegen meiner Verweigerung der Zusammenarbeit inhaftiert werde, findet ihr hier: https://www.gofundme.com/f/support-cyprus-against-state-repression. Alles Geld, das nach all dem übrig bleibt, wird an andere gehen, die von staatlicher Repression betroffen sind.

Mit Liebe und Wut,

Cyprus Hartford
It/they/she

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My name is Cyprus Hartford.
I’m a 20-year-old musician, trans woman, and anarchist. On June 5, 2024, I was stopped on the highway by federal agents and served a subpoena to testify before a Federal Grand Jury in Charleston, South Carolina on August 13, 2024.
After consulting with friends, family, and attorneys, I’ve made the decision to challenge this subpoena, and if necessary, to refuse to give testimony before the grand jury.

I will not allow the state to intimidate me. I will not put my community at risk by giving the state information that has nothing to do with harmful behavior, but discloses private information about our first amendment-protected beliefs, activities, and associations.

Grand juries are an archaic and secretive process by which the state secures indictments. They have been abolished everywhere they were ever implemented, except for the USA and Liberia. As an anarchist, I don’t believe that any court should have the power to condemn human beings to imprisonment, but this is especially true for grand juries. Grand juries undermine witness’s rights to protect against self incrimination by forcing them to testify under threat of indefinite federal imprisonment via Civil contempt of court. This is what I will be facing for refusing to cooperate.

Grand Juries nearly always vote to indict, with one exception. Grand juries almost never indict white police officers who shoot and kill Black people. This legal process is essentially a kangaroo court. It has no place in a supposedly free country. I refuse to participate in the process of rubber stamping an indictment. Unlike every other legal process in the U.S., federal grand juries happen behind closed doors. There is no defense attorney, no judge, and no press or public. Secret proceedings are inherently undemocratic, and susceptible to politically motivated abuse.

Although I don’t think this subpoena is justified, I wasn’t surprised to receive it because of similar repression happening in the Charleston area. In March, the same ATF agent who served me the subpoena left a card at the door to my family’s house. During the spring of this year, several others in the Charleston, South Carolina area were subpoenaed and did give testimony. State and federal repression is ramping up all around the country. After years of successive mass protest movements, the state is cracking down even further on dissent. We have the tools to be able to fight against this in court.

When I was served this subpoena, I called movement attorneys associated with the National Lawyers Guild. They connected me with people who had been in the position I’m in. I was assured that I am not alone.
People have been in my position before and made the decisions I am making.
The state seeks to isolate and atomize us from each other, but we are stronger when we stand together.

At the present time, I’m currently attempting to find a lawyer to represent me in court. This is a somewhat expensive and difficult process. A gofundme link to support me with this, as well as living expenses in the meantime and potential funding in the event that I am incarcerated for my refusal to cooperate, can be found here: https://www.gofundme.com/f/support-cyprus-against-state-repression. Any money left over after all this is done will go to others facing state repression.

With Love and Rage,
Cyprus Hartford
It/they/she

 

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