Quelle: criminals for freedom
Schon des Öfteren berichteten wir über den miserablen Umgang im Knast Moabit mit der Pandemie. Nun scheint es, dass es kommt, wie es kommen musste: Covid19 breitet sich im Knast aus. Entgegen der Leitmedien Darstellung scheinen sich die Staatsdiener aber immer noch nicht dafür zu interessieren und beweisen sich dabei offensichtlich als Coronaleugner*innen.
Zwei Briefe von Gefangenen erreichten uns dazu am 16.12.20:
Erster Brief:
„Wenn sich das Vollzugspersonal an die unterschriebene Mitwirkungspflicht der Infektionsschutzverordnung angeblich halten, dann frage ich mich, wie in der 50. Kalenderwoche 2020 in der TA1 B1 B2 Corona ausgebrochen ist und die Station isoliert wurde. Dies bestätigte mir ein Wärter vom Frühdienst der TA1 C1 in der 50. Kalenderwoche 2020. Darum ist auch meine Physiotherapie ausgefallen, da diese sich auf der B1 befindet. Das gleiche gilt in der 51. Kalenderwoche 2020 für TA2. Dort ist auch Corona ausgebrochen. Dies bestätigte mir ein Wärter vom Frühdienst der TA1 C1 am 15.12.2020.
Gestern, am 15.12.2020, kam mein Zellennachbar frühzeitig von der Arbeit wieder mit dem Kommentar, dass es in der TA2 Corona gibt und in der Arbeit ab und an Gefangene aus der TA2 zugegen sind. Wir rauchten eine zusammen und unterhielten uns über dieses Thema. Nach ca. 30 Minuten ging ich duschen auf einer anderen Station der TA1 und musste an ca. 10 Hausarbeitern vorbei, ohne 1,5 Meter Abstand, die gerade Milch und Obst sortierten. Smalltalk inklusive. Ich war mit zwei weiteren Kollegen meiner Station auf einem anderen Flügel und anderer Station duschen. Mein Zellengenosse durfte nicht und dies blieb erst mal unbegründet. Als ich wieder kam, sah ich an der Zelle meines Zellengenossen ein Schild in rot, dass er unter Verschluss ist. Ich fragte ihm was los ist. Er sagte, dass der Wärter gerade kam und sagte, die TA2 wäre jetzt unter Isolation wegen Corona und somit auch er wegen oben genannten Gründe. Macht natürlich viel Sinn, meinen Zellengenossen unter Isolation zu stellen, während ich frei durch die TA1 laufe und mit andern Gerfangenen Kontakt habe. Dies ist nur ein Beispiel wie die JVA Moabit halbherzig und ohne Bedacht mit der tödlichen Coronapandemie umgeht. Da hilft sich auch nicht um Kopf und Kragen zu reden.(…)
Ich vertrete den Standpunkt, dass die JVA Maskenmuffel und Coronaleugner Nummer eins ist. Sie sind so zu behandeln wie diejenigen, die auch draußen Corona verleugnen. (…) Nicht nur, dass die Gefangenen gesundheitliche Risiken ausgesetzt sind, sie werden von der Justiz, insbesondere der JVA Moabit, auch derart respektlos behandelt, verhöhnt und beleidigt, das offensichtlich ihr Leben gar nichts Wert zu seien scheint. Genau aus diesem Grund verdient dieser Rechtsterrorismus seitens der vereidigten Personen und der JVA Moabit, die hier mit Gesundheit und Leben der Gefangenen spielen, besonders tiefe Verachtung. (…) Ich habe kein Interesse daran, während ich meiner Freiheit beraubt werde, an Covid19 zu erkranken und elendig durch die nicht vorhandene adäquate medizinische Behandlung und Betreuung in der JVA Moabit zu verrecken. Des weiteren gehe ich davon aus, was auch offensichtlich ist, dass die JVA Moabit und ihr Vollzugspersonal sich in ein gutes Licht rücken will, um so die Missstände und Verstöße der Sars Cov2 Infektionsschutzverordnung zu vertuschen und herunter zu spielen. Die gleicht schon einer kriminellen Justizbande die sich gegenseitig deckt.“
Zweiter Brief:
„Wir alle sind SICHER!!! So die Verlautbarung der JVA Moabit. Die Bediensteten und Beamten seien gebrieft und haben mit ihrer Unterschrift die Schutzmaßnahmen gewichtig abgezeichnet. Wir, die Gefangenen, werden bei der Ankunft getestet und für sieben Tage in Quarantäne verfrachtet. Nach Ablauf der sieben Tage wieder ein Test. Dann erst Verlegung im Haus und auf Station. Wie schon gesagt, wir die Gefangenen sind SICHER. Wenn dem so ist, darf ich also annehmen, dass der Vorfall am Dienstag dem 15.12.2020 ein Scherz oder ein Versehen war. Zum Hergang:
Ich ging morgens zur Arbeit in der JVA Moabit. Einige Zeit später gab es Alarm, er dauerte ungewöhnlich lange. Plötzlich kamen Beamte und teilten uns mit, die Arbeit sei beendet und wir würden auf den Haftraum geführt werden. Natürlich fragten wir, warum dies notwendig sei und einer der Beamten antwortete: Es gebe den Verdacht eines Coronafalls. Mehr war nicht zu erfahren.
Ich wurde auf den Haftraum gebracht. Mein Zellengenosse und ich machten uns einen Kaffee, tranken und rauchten. Plötzlich ging die Tür meines Mithäftlings auf und er wurde zum Duschen gerufen. Auf mein Nachfragen, ob ich auch dürfte, hieß es kurz ‚Sie Nicht‘. Nachdem mein Mithäftling den Haftraum verlassen hatte, ging meine Zellentür auf, der Stationsbeamte fragte mich, ob ich aufgeklärt wurde, warum ich so früh auf der Zelle sei, ich sagte nein. Er erläuterte mir kurz und knapp, ich sei auf Isolationshaft, wegen des Verdachts auf Corona. Ich würde zeitnah getestet werden, deshalb keine Freistunde, Gitarrengruppe und kein duschen. Tür zu Affe tot. Nach einer Weile ging die Tür der Zelle auf und mein Mithäftling kam vom Duschen zurück. Wir setzten uns zusammen, rauchten und waren uns über die Idiotie des Sachverhalts sofort im klaren. Nach ca. 1,5 Stunden ging erneut meine Tür auf und es hieß ich sei raus aus der Isolationshaft und dürfte nun duschen gehen. Kein Test, keine Erklärung, NICHTS.
Irgendwann kam der Beamte wieder, ich fragte ihn erneut. Er erklärte uns, das Haus 2 unter Quarantäne stünde wegen einem Coronaausbruchs. Nun fiel mir und anderen Gefangene jedoch in den letzten Monaten auf, dass die Schutzverordnung nicht von jedem Beamten für ernst genommen wird. Denn einige tragen ihre Masken nur halb, sprich Nase frei oder gar unters Kinn geschoben. So treten sie einem an der Zellentür entgegen, bei Ausgabe vom Essen, Post, Wäschetausch und Materialausgabe. Da sie bei Vergaben die Tür nicht verlassen, ist ein Mindestabstand von 1,5 Metern nicht gegeben. Wir stellen also fest, wir, die Gefangenen, sind alles aber definitiv nicht sicher. Ich wüsste gerne ob Staatsanwälte und Richter sich diesem Verhalten freiwillig zur Verfügung stellen würden. Emotional muss jeder Häftling sich mit der Entziehung seiner Freiheit abfinden, muss er nun auch noch Angst um sein Leben haben? Was ist mit den Angehörigen? Sollen sie draußen um das Leben ihrer Liebsten sich sorgen müssen? Ist dem Staatsapparat das Leben der Gefangenen so wenig wert?“
Es überrascht wenig, dass Covid19 nun im Knast Moabit ausgebrochen ist. Durch Knastdiener, welche die Pandemie offensichtlich überhaupt nicht ernst nehmen, auf das Leben und die Gesundheit der Gefangenen keinen Wert legen und sich seit Beginn der Pandemie als faschistische Coronaleugner*innen beweisen, war abzusehen, dass die Gefangenen die Konsequenzen ihres Verhaltens spüren müssen. So erfahren die Gefangenen, während Wärter*innen durch den Knast ohne Mund-Nasenbedeckung und Abstand laufen, nun noch mehr Isolation als eh schon. Diese Isolation, die sie „Quarantäne“ nennen, um autoritäre Zwangs- und Gewaltmaßnahmen mithilfe von „wohlwollenden Begriffen“ zu verschleiern, muss durchbrochen werden! Unsere Aufgabe hier draußen sollte es deswegen u.a. wieder verstärkt sein, den Gefangenen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Schreibt ihnen, macht Lärm vor den Knasttoren und greift diejenigen an, welche sie einsperren. Freiheit für alle!