Quelle: indymedia
Am 30.12.2020 saßen wir in einer Zelle des Freiburger SV-Traktes und hörten ab 18 Uhr der Liveübertragung auf RDL (https://rdl.de/) von der Anti-Knastdemo zu.
Die Radioübertragung
Wie schon in Vorankündingungen mitgeteilt wurde, fand die Silvesterdemo dieses Jahr pandemiebedingt am 30. Dezember statt. Da der SV-Trakt akustisch etwas ungünstig liegt, waren wir hier froh, über das Radio die Musik und vor allem die kämpferischen Redebeiträge hören zu können. Die Insassen die hier mithörten waren begeistert, nicht nur von den Inhalten, sondern auch darüber, daß wieder Menschen kamen die für eine Welt ohne Gefängnisse streiten!
Ihre erste Demonstration
Sie ist schon Mitte 70 und wohnt in einer Umlandgemeinde, aber am 30. Dezember war sie auf ihrenr allerersten Demonstration. Wie sie mir später am Telefon erzählte war sie erst verunsichert, weil sie rund 10 Polizeiautos zählte. Sie habe dann an einem Auto gegen die Scheibe geklopft und ein Polizist habe gesagt, die Demos in Freiburg verliefen immer recht friedlich, sie möge aber weiter ihren Mund-Naseschutz tragen und den Abstand einhalten. Später kam sie noch mit Demonstrant_innen ins Gespäch. Sehr bewegte sie das laute Rufen aus den Zellenfenstern, das sie als Audruck von Schmerz wahrnahm.
Der Schmerz!? Die Wut – und auch die Freude!
Wenn menschliche Körper über Wochen, Monate, Jahre und sogar Jahrzehnte eingesperrt werden in die Verliese dieses verrottenden Systems, staut sich nicht nur Schmerz, sondern auch Wut an.
Schmerz über das Abgeschnitten sein von Familien, Freundinnen und Freunden, dem Leben vor den Mauern. Wut über die alltägliche Behandlug im Knast, Wut über die Zustände, Wut auf jene die diese Zustände herbeiführen und zulassen. Aber es gibt auch die Freude darüber, daß dann Menschen vor den Knast ziehen und lautstark, unüberhörbar eine Welt ohne Gefängnisse einfordern und denen die hinter den Mauern in ihren Kerkerzellen sitzen, ihre Solidarität bekunden und Mut machen.
Epilog
Mir bleibt heute nur, auch im Namen der mithörenden anderen Gefangenen, herzlich jene zu grüßen die sich am 30. Dezember hier eingefunden hatten, aber auch noch am 31. das ein oder andere Feuerwerk zündeten, dem Orga-Team zu danken, gleiches gilt für RDL, die solidarisch die Übertragung ermöglichten und allen ein kämpferisches, gesundes Jahr 2021 zu wünschen! Wieder ein Jahr näher, einer Welt ohne Knäste!
Thomas Meyer-Falk
z.Zt JVA (SV)
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