Wir berichten wieder einmal über die aktuelle Situation von Andreas, der sich nach wie vor in Neapel hinter Gittern befindet. Wir haben wenig Neues zu sagen, und doch ist es erstaunlich, wie kämpferisch Andreas noch immer ist. Und das, obwohl er eigentlich ständig unter heftigen Schmerzen leidet, sich kaum bewegen kann, auf Krücken oder den Rollstuhl angewiesen ist, seine Nieren versagen, ständig Blut im Urin hat und nur mehr breiige Nahrung zu sich nehmen kann. Seine Briefe kommen aktuell mit einer 2-3 wöchigen Verspätung an, folgende Infos sind also dementsprechend so alt.
Andreas hat sich seinen Kampfgeist all die Zeit über bewahrt, was uns, die aus der Ferne täglich um sein Leben bangen, manchmal sprachlos werden lässt, z.B., wenn seine Briefe eintrudeln, die voller Hoffnung sind oder auch in der Rückschau, was er bislang alles durchgemacht hat. Wir rechnen seit langem damit, dass Andreas Leben aufgrund der fortgeschrittenen Krebserkrankung bald zuende ist, und doch, das müssen wir an dieser Stelle auch einmal festhalten, sind wir selber immer wieder aufs Neue verwundert angesichts des offensichtlich unendlichen Überlebenswillen und seiner Motivation niemals aufzugehen. Er hält an dieser Hoffnung fest und ist überzeugt bis zum Schluß zu kämpfen.
Darum ist auch kurz vor Weihnachten die Entscheidung gefallen das zweitinstanzliche Urteil am Obersten Gerichtshof in Rom zu bekämpfen. Andreas will nicht als verurteilter Mörder sterben, so sein Standpunkt. Wir unterstützen ihm in seinem Vorhaben und mit uns viele andere, die hier finanziell mithelfen, denn die letzte Instanz kostet aufgrund der italienischen Bürokratie 5.000€ extra. Aktuell rechnet der Anwalt damit, dass ungefähr im April 2021 die Verhandlung ansteht. Wir haben als Unterstützer_innen keinerlei Vertrauen in Justiz oder Rechtsstaatlichkeit, aber versuchen uns diesbezüglich Andreas Hoffnungen anzuschließen.
Andreas ist auch in seinem schlimmen Gesundheitszustands für andere da und so bittet er aktuell um Unterstützung und Solidarität mit einem Mitgefangenen: Manuele De Maria Mental. Dazu schreibt Andreas:
Manuele leidet an einer schlimmen Erkrankung, die massiv lebensbedrohlich ist. Er hat seine Frau und sein Kind in Holland, ist aber Italiener, kann Deutsch und perfekt Englisch und Holländisch, (…) er ist gegen das System. Nun verweigert man ihm auch die angemessene medizinische Behandlung und er leidet sehr. Nun macht er gerade Folgendes (Anmerkung ABC Wien: es ist offenbar eine gängige italienische Praxis in italien. Knästen): Er verweigert jegliche Kommunikation mit Anstaltsleitung, Personal – auch medizinisches Personal und auch seine Ausbildung hat er komplett abgebrochen. Er verweigert jede Unterschrift und lässt sich auf keine Diskussion mehr ein. Die Konsequenz daraus ist, dass er bald von allen anderen Gefangenen getrennt wird und in Isolationshaft kommt. (…) Er bleibt entschlossen und verweigert alles. (…) Mein Anliegen ist (mit seinem Einverständnis), dass darüber berichtet werden kann und dass man ihm vielleicht etwas Soli-Post schicken kann, um ihm zu zeigen, dass er nicht allein ist. Denn von den anderen Gefangenen bin ich der einzige, der ihm zur Seite steht. (…) Es ist wichtig solchen Menschen, die gegen den Staat sind und gegen die ganze Institution mit allen Knsequenzen kämpfen, Solidarität zu zeigen und zu zeigen, dass dieser Mensch nicht alleine ist. Denn das würde ihm in seinem Tun und Handeln stärken und weiter Kraft geben. (…)
Seine Adresse ist:
De Maria Emanuele
Sez. 4 Stanza 15 Mediterraneo
Via Roma Verso Scampia 250
CAP 80144 (NA)
Italy
Aktuell versucht Andreas Anwalt eine Verlegung in eine Justizanstalt im Norden Italiens zu erkämpfen, da in der in Neapel die gesundheitlich notwendige Versorgung nicht gewährleistet ist. In jeder Hinsicht wäre eine Verlegung in einen weniger baufälligen und maroden Knast für Andreas eine Verbesserung und wir drücken die Daumen, das dies klappt.
Von Andreas richten wir liebe Grüße und vielmals DANKE an alle aus, die ihm mit Kohle zur Seite stehen. Nach wie vor braucht Andreas ca. 600€ alle 6 Wochen, um die notwendigen Medikamente bezahlen zu können, daher auch hier der Hinweis auf das Konto für Spenden, wenn wer was übrig hat…
ABC Wien, Jänner 2021