[Mexiko] Brutale staatliche Gewalt gegen Schüler_innen in Chiapas inspiriert breite Proteste

quelle: schwarzerpfeil.de

Via It’s Going Down

Am Dienstag, den 18. Mai, blockierten etwa 120 Schüler_innen der Mactumactzá Rural Normal School die Autobahn Chiapa de Corzo-San Cristóbal in Chiapas, Mexiko. Die Schüler_innen protestierten gegen Änderungen im Aufnahmeverfahren der Schule, die Schüler_innen aus der Arbeiter_innenklasse, vom Land und Indigene benachteiligen würden. Gegen den Versuch, die Zusammensetzung der Schüler_innenschaft zu verändern oder den Schritt zur Schließung der Schule (die bereits vier Mal vom mexikanischen Staat geschlossen wurde), gingen die Schüler_innen auf die Straße, zusammen mit anderen, die sich aus Solidarität anschlossen.

Als Reaktion darauf griff die Polizei des Bundesstaates Chiapas die Blockade brutal an, feuerte Tränengas ab und schlug Schüler_innen mit Schlagstöcken. Insgesamt wurden 95 Menschen verhaftet, 74 Frauen und 19 Männer, alles, bis auf zwei, Schüler_innen. Alle 95 wurden in das Hochsicherheitsgefängnis von El Amate verlegt. Während der Verhaftungen und der Verlegung wurden die Schülerinnen gezwungen, sich nackt auszuziehen und wurden von der Polizei sexuell missbraucht. Alle Festgenommenen müssen sich vor Gericht verantworten wegen Randale mit Bandenverstärkung, gewalttätigem Raub, Sachbeschädigung und Angriffen auf den öffentlichen Frieden und die körperliche und kulturelle Integrität des Staates.

Als Reaktion auf die bösartigen Angriffe auf die Student_innen gab und gibt es Solidaritätsaktionen im gesamten Gebiet, das als Mexiko bekannt ist. In Mexiko-Stadt wurde der zentrale Platz, der Zócalo, eingenommen und die Namen aller Inhaftierten auf den Platz geschrieben. Das nationale Büro der MORENA-Partei — die auf Bundesebene und in Chiapas an der Macht ist — wurde angegriffen und mit Graffiti beschmiert. Proteste von Normalista-Student_innen in Oaxaca wurden von der Polizei brutal zurückgeschlagen, während in Teteles, Puebla, zwei Schüler_innen der Carmen Serdán Normal School starben und drei schwer verletzt wurden, nachdem sie von einem Sattelschlepper angefahren wurden. Die Lehrkraftgewerkschaft in Chiapas hat ein Lager vor dem Gefängnis El Amate errichtet, um die Freilassung der Schüler_innen zu fordern, während ab Dienstag, den 25. Mai, ein Lager auf dem Zócalo von Mexiko-Stadt errichtet wird, angeführt von den Eltern der verschwundenen Schüler_innen von Ayotzinapa.

Am Sonntag, den 23. Mai, wurden die 74 Schülerinnen aus dem Gefängnis entlassen, obwohl alle noch angeklagt sind. Die 19 Männer — 17 Schüler und zwei Vertriebene aus Chenalhó, die aus Solidarität dort waren — wurden bei einer Gerichtsanhörung am 25. Mai angewiesen, in Haft zu bleiben. Die physische, sexuelle und psychische Gewalt des Staates gegen Normalschüler_innen in Chiapas und anderswo zeigt, dass sich mit der Machtübernahme der vermeintlich „linken“ Regierung von MORENA wenig geändert hat. Normalschulen und ihre Schüler_innen — die aus der Arbeiter_innenklasse und indigenen Völkern stammen und speziell dafür ausgebildet sind, in ländlichen, Arbeiter_innen- und indigenen Gebieten zu unterrichten — werden seit Jahrzehnten angegriffen. Dennoch leisten sie weiterhin Widerstand und die Solidaritätsaktionen in ganz Mexiko haben gezeigt, dass sie mit ihrem Kampf nicht alleine sind.

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