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Bogotá. Usme. Kolumbien. 27. Mai. 2021. An diesem Mittwoch, dem 26. Mai, kam es zu brutaler Repression durch die Polizei bei den Protesten in Usme, im Süden von Bogotá. Die Polizei griff den Protest um 11:00 Uhr an, die Demonstrant*innen blieben jedoch fast zwölf Stunden lang auf der Straße. Die Folge war, dass an diesem Tag Menschen vermisst und bedroht wurden und fast 200 verletzt wurden.
Ursprünglich veröffentlicht von Colombia Informa. Übersetzt von Riot Turtle.
Seit dem Beginn des „Paro Nacional“ (landesweiten Streiks) hat sich die Zahl der Widerstandsorte in der Hauptstadt jeden Tag erhöht. Es ist nicht mehr nur Portal Resistencia, sondern auch Usme, Soacha, Bosa, Orte, an denen die massiven Protesten auch nachts nicht aufhören. Gleichzeitig haben die Angriffe der Sicherheitskräfte zugenommen.
Die Bürgermeisterin von Bogotá, Claudia López, hat die Notwendigkeit eines Dialogs und die Beendigung der Gewalt, die die Demonstrant*innen Nacht für Nacht erleben, betont; ihr Diskurs wird jedoch nicht in das umgesetzt, was tatsächlich auf den Straßen passiert. Dort sind weder die Befehlswege noch die Befehle, die den Polizist*innen gegeben werden, klar. Die Aktionen der uniformierten Beamten brechen jedes Protokoll oder jede Vorschrift, die die Grenzen und die Form des polizeilichen Vorgehens bestimmen.
Obwohl diese Taten systematischer Natur sind, übersteigt das, was gestern in Usme geschah, die Gewaltbilanz, die während des landesweiten Streiks in der Hauptstadt verzeichnet wurde.
Das Team von Colombia Informa, das zusammen mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort war, bestätigte, dass in einem Zeitraum von elf Stunden, in dem die Polizei eingriff und agierte, 185 Menschen verletzt wurden. Dies verstößt gegen jede Absicht des Dialogs und der Entschärfung des Konflikts, wie sie von der Behördenseite bekundet wurde.
Von diesen 185 Personen erlitten mindestens zwanzig Treffer am Kopf, fünf davon waren schwer. Zu letzteren gehört der Fall von Jhonatan Guarnizo, einem 29-jährigen jungen Mann, der an der Demonstration teilnahm und von einem Tränengasgranate am Kopf getroffen wurde. Laut den Ärzt*innen des Tunal-Krankenhauses und Luis Ernesto Gómez, Sekretär der Regierung, befindet sich Jhonatan weiterhin in einem kritischen Zustand mit einem schweren Polytrauma des Schädels, das seine Wirbelsäule beeinträchtigt.
Hinzu kamen Berichte mehrerer Jugendlicher während einer Live-Übertragung auf dem Instagram-Account von Colombia Informa. Auf diesem Kanal versicherten sie, dass sie keine Informationen über den Verbleib einiger ihrer Gefährt*innen hätten, die am frühen Morgen von uniformierten Kräften festgenommen worden waren.
Schusswaffen
Colombia Informa berichtete auch aus den Stadtteilen Teneriffa und Chuniza, wo die Bevölkerung Patronenhülsen von Schusswaffen fand und behauptete, dass die Polizei mit scharfer Munition auf die Demonstrant*innen geschossen hat.
In den Tagen zuvor waren auch Schüsse bei Angriffen der Esmad (kolumbianische Bereitschaftspolizei) in Portal Resistencia, früher bekannt als Portal Américas, gemeldet worden.
Übergriffe gegen die Medien und Menschenrechtsverteidiger*innen
Es gab nicht nur ständige Angriffe der Polizei gegen Demonstrant*innen, sondern auch gegen das Team von Colombia Informa. Gestern wurde der Journalist, der über die Demonstration berichtete, von einer Gruppe von Polizist*innen, die meisten von ihnen ohne jegliche Identifikation, schikaniert, beschimpft und bedroht.
Die uniformierten Beamten hielten den Korrespondenten mehr als zehn Minuten lang fest, während derer sie ihn wiederholt mit homophoben Beleidigungen beschimpften und die Arbeit der Journalisten dieses Medienorgans in Frage stellten.
Darüber hinaus prangerte Andrés Idárraga, Leiter der Unterabteilung für Menschenrechte im Büro des Bürgermeisters, die Übergriffe an, denen sein Team von uniformierten Kräften ausgesetzt war.