quelle: supportericking.org, übersetzung abc wien
Heute war ich über sieben Stunden lang in einem kleinen, fensterlosen Raum mit asbesthaltigen Wänden eingesperrt, die auf einen schmutzigen Boden bröckelten. Ich durfte den Raum nur einmal verlassen, um auf die Toilette zu gehen. Ich durfte weder Wasser noch Essen zu mir nehmen oder mein Handy benutzen, um jemanden zu informieren, ob es mir gut geht oder nicht.
Ein kleines Metallregal, etwa so groß wie ein Laptop, ist an einer der Wände des Raums angebracht. Über dem Regal befindet sich ein Fenster aus Plexiglas, das in einen ebenso großen Zementraum führt, in dem unser Mandant, Eric King, sitzt und mir den Rücken zuwendet. Ich befinde mich im Besuchsraum für Anwält*innen in der abgesonderten Hafteinheit (SHU) der Englewood Federal Correctional Institution außerhalb von Denver, Colorado.
Eric ist ein antirassistischer und antifaschistischer Anarchist, der eine zehnjährige Haftstrafe wegen einer Protestaktion gegen den Mord an Michael Brown verbüßt, einem 18-jährigen Schwarzen, der 2014 in Ferguson, Missouri, von der Polizei getötet wurde. Er soll 2023 entlassen werden. In einem Bundesgefängnissystem voller „Rassentrennung“, weißer rassistischer Banden und brutaler Gewalt war Erics Haftzeit der Stoff, aus dem die Albträume von Aktivist*innen sind. Einige Gefängniswärter*innen und „White Power“-Gefangene arbeiten zusammen, um sich an Gefangenen wie ihm zu rächen – „Rassenverräter*innen“, LGBTQIA-Personen und nicht der Normgröße entsprechende Menschen, die sich stolz offen, auch an ihren Tätowierungen erkennbar, gegen Faschismus stellen.
Eric wurde von Wärter*innen in einem Käfig zurückgelassen, um vom Anführer einer berüchtigten weißen Rassistengang verprügelt oder getötet zu werden; er wurde reingelegt; mindestens ein Dutzend Mal schwer verprügelt; ihm wurde von einem Wärter der Schädel eingeschlagen und er wurde bewusstlos geprügelt; und er wurde in eine Putzkammer gebracht und von einem Gefängniswärter, der vor dem ersten Schlag schrie „Terroristen haben meine Tochter getötet“, mehrfach ins Gesicht geschlagen. Eric wurde dann mit Vier-Punkt-Fesseln an ein Metallbett geschnallt, während mehrere Wärter*innen ihn schlugen und einer ein Schild benutzte, um ihm die Luft abzudrücken, während er zischte: „Ich hoffe, du wirst in deiner nächsten Anstalt vergewaltigt oder verprügelt“. Und tatsächlich wurde er verprügelt… während die Wärter*innen zusahen. Gegen Eric läuft derzeit ein Verfahren wegen Körperverletzung auf Bundesebene, weil er den BOP-Lieutenant in Notwehr geschlagen haben soll. Er wartet nun schon seit fast drei Jahren auf eine Verhandlung zu dieser Anklage. Sollte er verurteilt werden, könnte sich diese Hölle noch um mehrere Jahre verlängern.
Vor etwa einem Jahr hat das CLDC (Civil Liberties Defense Center, Zentrum zur Verteidigung der bürgerlichen Freiheiten) Erics Strafverfahren übernommen. Nachdem wir die Beweise durchgelesen und die Überwachungsvideos gesehen hatten – die anscheinend so bearbeitet wurden, dass mehrere Folterphasen entfernt wurden – wussten wir, dass wir versuchen mussten, Eric am Leben zu halten, bis er zu seiner Frau und seinen Töchtern zurückkehren kann. Vor zwei Monaten reichten wir in seinem Namen eine Zivilklage auf Bundesebene ein. Mehr über das Trauma und die Misshandlungen, die Eric erlitten hat, und über unsere Klage in seinem Namen können Sie hier lesen.
Neben Erics Strafverfahren bearbeitet unser kleines Anwält*innenteam auch mehrere andere wichtige Fälle im Zusammenhang mit der #BLM (Black Lives Matter) Bewegung, darunter mehrere bundesstaatliche Strafverfolgungen. Diese Klient*innen sind größtenteils junge BIPOC-Aktivist*innen (Black, Indigenous and People of Color), die auch in der antirassistischen/antifaschistischen Bewegung verwurzelt sind. Für den Fall, dass eine*r von ihnen zu einer Haftstrafe auf Bundesebene gezwungen wird, müssen wir versuchen, diesen Ort überlebensfähig zu machen, indem wir zumindest Licht in das verdeckte System von Rassismus und Missbrauch bringen, das innerhalb des BOP seit langem grassiert. Es ist notwendig, die Abschaffung des industriellen Gefängniskomplexes und des Knaststaates zu fordern, um diese ungeheuerlichen Missstände dauerhaft zu beenden. Wir müssen auch versuchen, unsere Gefährt*innen sicherer zu machen, wenn sie auf sich allein gestellt versuchen, in den Betonmauern der Gefängnisse zu überleben, in denen einige Gefängnisangestellte ungestraft handeln.
Nach einem langen Tag, an dem ich mir Erics erschreckende, tragische Geschichte der Inhaftierung angehört habe, werde ich morgen für weitere acht Stunden in die winzige, verdreckte Anwaltszelle zurückkehren. Natürlich bin ich dankbar, dass ich am Ende des Tages gehen kann, aber ich mache mir große Sorgen um unseren Mandanten und Freund, der fast jede Minute um sein Leben fürchtet.
Wenn ihr unsere juristische Verteidigung von antirassistischen und antifaschistischen Aktivist*innen und politischen Gefangenen unterstützen wollt, erwägt bitte, eine monatliche Spende für das CLDC zu leisten. Der Beitrag trägt dazu bei, die Kosten zu decken, die uns durch die Übernahme dieser Pro-bono-Fälle entstehen. Dank der großzügigen Spenden werden unsere aktivistischen Klient*innen nie abgewiesen, wenn sie nicht in der Lage sind, die Prozesskosten zu bezahlen.