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Zwei jungen Anarchist*innen, Dmitry Tsibukovsky und Anastasia Safonova, drohen sechs Jahre Gefängnis, weil sie (angeblich) ein Transparent in Solidarität mit den Angeklagten im „Netzwerk“-Fall aufgehängt haben.
Den russischen Behörden und niemandem sonst zufolge war das „Netzwerk“ eine terroristische anarchistische Organisation, die zwischen 2015 und 2017 in Russland aktiv war. Ihre mutmaßlichen Mitglieder wurden im Februar 2020 vom russischen Militärgericht in der Stadt Pensa aufgrund falscher Anschuldigungen zu Haftstrafen zwischen 6 und 18 Jahren verurteilt. Vor ihrer Verurteilung wurden die inhaftierten Anarchisten gefoltert und misshandelt, um ihnen Geständnisse zu entlocken. Freedom hat in der Vergangenheit bereits ausführlich über diesen Fall berichtet.
Ein weniger bekanntes Ereignis im Zusammenhang mit dem „Netzwerk“-Fall war, dass in der Nacht vom 14. auf den 15. Februar 2018 aus Solidarität mit den „Netzwerk“-Angeklagten ein Transparent mit der Aufschrift „Der FSB ist der Hauptterrorist“ an den Zaun des Gebäudes des russischen Inlandsgeheimdienstes (Föderalen Sicherheitsdienstes, FSB) in der Stadt Tscheljabinsk (West-Zentralrussland) gehängt wurde. Einige Tage später verhaftete der FSB vier Anarchist*innen, die dieser Tat verdächtigt wurden, darunter das Ehepaar Dmitry Tsibukovsky und Anastasia Safonova.
Laut Tsibukovsky war seine Verhaftung brutal: „Sie stießen mich zu Boden, drückten meine Hände schmerzhaft auf den Rücken und legten mir Handschellen an, obwohl ich mich nicht wehrte. Danach schlugen mir die Uniformierten nicht weniger als zehn Mal auf den Oberkörper, den Kopf und den Hals. Sie schlugen mich mit dem Handballen gegen die Weichteile meines Körpers, meinen Hals und traten mir auf den Hinterkopf.“
Nach seiner Verhaftung wurde Tsibukovsky vom FSB gefoltert und anschließend gezwungen, ein Geständnis zu unterschreiben. Safonova wurde zwar nicht gefoltert, musste aber mit anhören, wie ihr Partner misshandelt wurde.
Safonova und Tsibukovsky wurden wegen politisch motivierten Vandalismus und Hooliganismus (Artikel 213 Teil 2 des russischen Strafgesetzbuches und Artikel 214 Teil 2 des russischen Strafgesetzbuches) angeklagt und freigelassen. In der Folge wurde das Verfahren gegen das Paar zweimal aus Mangel an Beweisen eingestellt. Im April 2020 wurden sie jedoch erneut verhaftet, als die Bereitschaftspolizei in ihre Wohnung eindrang, und in eine Untersuchungshaftanstalt eingewiesen. Im Juli desselben Jahres wurde die Untersuchungshaft in einen Hausarrest umgewandelt.
Am 30. August 2021 forderte der Staatsanwalt vor dem Zentralen Bezirksgericht von Tscheljabinsk sechs Jahre Haft für Dmitri Tsibukowski und Anastasia Safonowa wegen des angeblichen Aufhängens eines Banners. Ihr Fall wird zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt, und Freedom wird entsprechend darüber berichten.