Quelle: incarcerated workers organising commitee, Übersetzt von ABC Wien
Kevan Thakrar ist Mitglied der IWW (Industrial Workers of the World) und als Opfer eines Justizirrtums seit über einem Jahrzehnt im Knast. Er wurde im Juli 2018 in das Close Supervision Centre (Nahüberwachungszentrum) im HMP (Her Majesty’s Prison) Whitemoor in Cambridgeshire verlegt, und ist dort nun einem noch repressiveren Regime sowie gezielten Schikanen von Knastwärtern ausgesetzt. Kevan protestiert wiederholt gegen seine Bedingungen und seine Gefangenschaft mit Beschwerden und Anfechtungsklagen, oftmals gegenüber Gefängniswärtern sowie Mitgliedern der Prison Officer Association (Verband der Strafvollzugsbeamten).
Im Gegenzug hat die Prison Officer Association aktiv Knastwärter ermutigt, zu versuchen, dass Kevan in ein anderes Gefängnis verlegt wird. Nachdem Kevan beantragt hatte, dass das Knastpersonal Körperkameras trägt (zu seinem eigenen Schutz, da ihm in der Vergangenheit physische Gewalt zugefügt wurde), versuchten die Wärter aktiv einen Vorfall zu provozieren. Am Donnerstag, den 16. August, wurde Kevan in ein noch brutaleres Gefängnis verlegt. Dort ist er 23 Stunden am Tag eingesperrt – er hat 30 Minuten außerhalb der Zelle und 30 Minuten zum Duschen, Telefonieren oder anderes zu erledigen, was er tun muss. Wenn er außerhalb der Zelle ist, sind alle anderen im Close Supervision Centre eingesperrt. Dies schafft Feindseligkeit zwischen den Gefangenen, ein erwünschter Effekt der Wärter. Kevan beantragte ein Treffen mit dem Gouverneur, was bisher allerdings abgelehnt wurde. Sein geplantes Treffen mit dem Diversity Officer des Gefängnisses wurde vom Gouverneur ebenfalls abgelehnt.
Close Supervision Centres sind dazu da, Menschen zu brechen. Die meisten Menschen, die aus dieser Haftform entassen werden, brauchen nach dem, was sie dort erfahren mussten, psychiatrische Hilfe. Kirsty White, Leiterin der CSC Abteilung, erklärte Kevan, der Grund für die Einschränkungen wäre, dass er eindeutig „verzweifelt“ sei, da er nach am Köper getragenen Kameras fragt. Kevan entwickelte eine PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung) nach einem schwerwiegenden rassistischen, körperlichen und sexuellen Mißbrauch 2010 im HMP Frankland.
Kevan kämpft seit 11 Jahren für sein Leben und gegen den Irrtum der Justiz. Hier erfahrt ihr mehr über seinen Fall. Er wird seit über 8 Jahren in Einzelhaft gefangen gehalten. Weiter unten könnt ihr mehr über seine Erfahrungen im Knast lesen.
Wie ihr Kevan aktiv unterstützen könnt, findet ihr hier.
Quelle: abc brighton, Übersetzt von ABC Wien
Meine Erfahrungen im Nahüberwachungszentrum CSC
„Mein Name ist Kevan Thakrar und ich schreibe, um meine persönlichen Erfahrungen mit Nahüberwachungszentren (CSCs – Close Supervision Centres) und der Folter, der ich in Gefängnissen ausgesetzt war, zu berichten.
Nachdem die Beamten im März 2010 im HMP (Her Majesty’s Prison) Frankland Verletzungen erlitten haben, konnte sich nur ein kranker Mensch vorstellen, welches Level an Gewalt ich erleiden musste. Dies ging im HMP Wakefield weiter, wo ich 13 Tage extremen rassistischen, körperlichen und sexuellen Misshandlungen ausgesetzt war. Nachdem ich dies gemeldet hatte, wurde ich schnell nach Woodhill CSC verlegt. Psychische Folter ist extrem schmerzhaft, und manche sagen, es ist schlimmer als körperliche Folter. Befehle werden gebellt, und wenn man nicht hoch genug springt, führt das zu weiteren Misshandlungen und Angriffen. Ich bin bei mehreren Gelegenheiten überhaupt nicht gesprungen, wie z.B. als ich angewiesen wurde, meine Zahnbürste von einem deutlich sichtbaren Punkt in der Zelle zu einem anderen zu legen. Dies resultierte in Verboten – kein Training, kein Duschen oder Telefon, kein Essen, keine Bibliothek, Nichts… Fähigkeiten, das Verhalten anderer zu modifizieren, die diese Ex-Armee-Knastwärter in Afghanistan, Irak und anderen Kriegen gelernt haben. Von all den Misshandlungen, die ich vom Knastpersonal erlitten habe, habe ich mittlerweile eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), die zu schwerer Angst, Panikattacken, Flashbacks, Albträumen und ständiger Furcht führt. Ich habe so schlimme Situationen erlebt, dass ich für Tage mein Bett nicht mehr verlassen konnte, und in den letzten zehn Monaten fünf Mal versucht habe, mit das Leben zu nehmen.
Mir wurde gesagt, ich benötige eine*n Psycholog*in, um meine PTSD zu behandeln, aber es sind angeblich „keine verfügbar“. Also muss ich ein unerträgliches Leben führen und warte nur auf den Tag, an dem ich gezwungen bin, es zu beenden. Oder das Gefängnispersonal wird dies für mich erledigen und es dann als Suizid darstellen. So oder so, ich kämpfe und brauche ernsthafte Unterstützung.
Das Schlimmste dabei ist, dass ich unschuldig bin und für ein Verbrechen verurteilt wurde, welches ich nicht begangen habe. Dies führte zu einer Lebenslangen Haft von 35 Jahren und ich habe knapp 4 Jahre davon geschafft.
Ich wurde Opfer einer unprovozierten Attacke eines Wärters im HMP Woodhill, was zu einem gebrochenen Handgelenk und sechs Stunden in einer speziellen Einrichtung führte. Ich erhielt danach einen Eintrag für „versuchten Angriff“, mein Aufschluss-Level wurde erhöht und ALLE Privilegien wurden gestrichen. Es ist nicht das erste Mal, dass dies passierte.
Kevan, nachdem er im HMP Frankland von Gefängniswärtern zusammengeschlagen wurde
Nahüberwachungszentren (CSC) – Entmenschlichung, Erniedrigung und Dämonisierung
Gefängnisbeamte behaupten gerne, dass es Nahüberwachungszentren gibt, um die am meisten störenden, schwierigsten und gefährlichsten Gefangenen aus der normalen Umgebung zu entfernen und diesen Gefangenen so eine Möglichkeit zu bieten, ein ruhigeres und akzeptableres Verhalten zu entwickeln.
Die „schlimmste der schlimmsten“ Bezeichnungen definiert die Insassen der CSC als grundlegend „anders“ und entmenschlicht, erniedrigt und dämonisiert uns als wesentlich unterschiedlich zu den anderen Gefangenen. Es bietet eine sofortige, unmittelbare und unanfechtbare Begründung für zusätzliche Strafen, außerordentliche Kontrolle und die schweren Entbehrungen die im CSC herrschen.
Alle Unannehmlichkeiten des Lebens in einer CSC-Einheit haben sich die Gefangenen selbst aufgrund „unseres eigenen Verhaltens“ zuzuschreiben. Der Gefängnisdienst greift häufig auf Horrorgeschichten über die Gefährlichkeit von Gefangenen zurück, und trägt so dazu bei, uns die Schuld für alles was uns im CSC passiert, zuzuweisen. Diese Technik der „Verurteilung der Verurteilten“ erlaubt Gefängnisarbeitern, jegliche Kritik an ihrer Politik und ihrer Praxis zu neutralisieren, und die harte Behandlung von CSC Gefangenen zu rechtfertigen – vor sich selbst und anderen.
Die Tatsache, dass die Struktur des CSC eher Gewalt verursacht als reduziert, ist für das korrupte Gefängnisdienst-Management oder das Personal nicht nachvollziehbar – für sie ist die Versuchung stark, uns als mindere menschliche Wesen zu betrachten. Es ist derselbe Prozess, der in Kriegszeiten Anwendung findet – der Feind, Soldat und ebenso Zivilist, wird dämonisiert, und was auch immer mit ihm geschieht, ist von geringer Bedeutung.
Gefangene sind isolierter, unter stärkerer Beobachtung und Kontrolle, haben weniger menschlichen Kontakt und erleiden mehr Sinnesentzug als irgendwo sonst in Großbritannien. Nach Ansicht des Kriminologen Anthony Bottoms: „zusätzliche physische Einschränkungen zu verhängen, vor allem schwerer Art, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Legitimitätsdefizit führen, und dieses Defizit kann sich dann in verstärkter Gewalt äußern“.
Demzufolge sind die Behauptungen des Gefängnisdienstes über die positiven Auswirkungen des CSC auf gefährliche und störende Gefangene offensichtlich falsch. Es ist für jeden angehenden Gefängnis-Psychologen unmöglich, CSC Gefangenen beim Erreichen einer Stufe zu helfen, um zu einem normalen Ort zu gelangen, während wir unter den Bedingungen der CSC selbst leiden. Also, warum sind wir hier?
Behinderung der Post
Die Sicherheitsabteilung von Woodhill CSC hat sich in den letzten 2 ½ Jahren, bei meinen Versuchen jemanden zu kontaktieren, als sehr hinderlich gezeigt. Wiederholt verschwinden Briefe oder werden aufgrund rechtswidriger Ausreden gestoppt.; Telefonnummern werden aus meiner PIN gelöscht und Anträge zum Hinzufügen von Telefonnummern werden ignoriert oder abgelehnt; Anträge auf Besuchserlaubnis bleiben für Monate ohne Aktion liegen oder werden grundlos abgelehnt.
Der Anwalt Daniel Guedalla von der Anwaltskanzlei Birnberg Peirce hat vor einiger Zeit ein Mahnschreiben mit Klageandrohung über diese Missstände veröffentlicht, das Gefängnis hat sich jedoch nicht einmal bemüht zu reagieren, so dass eine gerichtliche Überprüfung unvermeidlich scheint.
Während alle CSC-Gefangenen stark leiden, ist diese spezielle Sicherheits-Schikane spezifisch für mich. Ein Beispiel dafür: ich erhielt vor kurzem eine Nachricht, dass ein an mich adressierter Brief gestoppt wurde. Das interessante bei diesem Brief: er wurde von einem anderen Gefangenen im HMP Woodhill aufgegeben, was bedeutet, dass dieser Brief die Sicherheitskontrollen dieses anderen Gefangenen passieren konnte, bei mir allerdings gestoppt wird. Hätte es ein Problem mit diesem Brief gegeben, hätte das Gefängnis diesen Brief erst gar nicht rausgegeben (jede Post muss an Royal Mail und von dort wieder zurückgeschickt werden, auch wenn der Brief an den Gefangenen nebenan adressiert ist!), so dass ich in diesem Fall keinen Grund zur Beschwerde gehabt hätte.
An die vielen Menschen, die mir geschrieben und keine Antwort bekommen haben, ich kann mich nur für HMP Woodhills Korruption entschuldigen. Ich beantworte alle Briefe, die mit einem Absender versehen sind. Falls jemand keine Antwort bekommen haben sollte, benachrichtigt bitte Daniel bei Birnbergs, damit dies in meine gerichtliche Überprüfung mit einbezogen werden kann.
November 2012″