[USA] Shining a Light Into Hell: Gefängnis Streik – erste Woche

Quelle: its going down, übersetzt von ABC Wien

Der Nationale Gefängnis Streik läuft seit einer Woche und es wurde bereits Geschichte geschrieben. Trotz massiver Repression, präventivem Einschluss und gezielter Angriffe auf mutmaßliche Streikführer*innen, wissen wir momentan vom Streik in zehn Bundesstaaten der USA – und wir erfahren täglich mehr.

Auch wenn der Staat bemüht ist, den Streik zu unterdrücken, sind Gefangene immer noch in der Lage, auch über Staatsgrenzen hinaus heimlich zu kommunizieren, um kollektive Verweigerungsaktionen wie Streik an den Arbeitsplätzen, Boykott der Kantine, Demonstrationen zu koordinieren und auch Statements an die Medien und Unterstützer*innen nach draußen zu senden.

Diese Aktionen haben unabhängig von Herkunft, Religion oder Gangzugehörigkeit stattgefunden – die Forderungen der Gefangenen werden von einer geschlossenen Gruppe an den Staat und den Gefängnis-Kapitalismus gestellt, während zur gleichen Zeit die Notwendigkeit begriffen wird, das Gefängnis als Teil des Neokolonialismus und der weißen Vorherrschaft (White Supremacy) zu zerstören und abzuschaffen. Diese Aktionen entstehen und finden sich komplett ohne irgendeine große „Linke“ oder gemeinnützige Organisationen oder politische Parteien, sondern entspringen aus der Selbst-Organisation und der Entscheidungsfindung der Gefangenen.

Trotz aller Widrigkeiten hat sich der Streik über die Grenzen und bis in die kanadischen Gefängnisse ausgebreitet, mit der Beteiligung von Gefangenen in Nova Scotia, die eigene Forderungen stellten, während der Streikt noch weiter angewachsen ist, bis in die Northwest Detention Facility in Tacoma, Washington, aufbauend auf einer Reihe von Solidaritätsbekundungen zwischen rebellischen Gefangenen und anderen Häftlingen.  

In der Zwischenzeit hat sich draußen eine stetig wachsende Sammlung von gemeinschaftlichen Organisationen, revolutionären Netzwerken und einer sich ausbreitenden Verbundenheit, die Straßen genommen, um den Streik zu unterstützen – Organisierte Telefonkampagnen die Büros lahmlegten, gemeinsame Treffen vieler Menschen zum Schreiben von Briefen, Demonstrationen vor den Knästen zum Applaus und den erhobenen Fäusten derjenigen, die drinnen sind.

Die anarchistischen, autonomen, antiautoritären und abolitionistischen Kräfte haben sowohl 2016 wie auch jetzt wieder 2018 Aktionen organisiert und auf die Straße getragen. Trotz der gezielten Repression durch den Staat, Dämonisierung durch die Medien und Angriffe der Rechten in den letzten beiden Jahren ist es gelungen, unsere Kräfte quer durch die USA zu mobilisieren. Darüber hinaus zeigt die Wirksamkeit der #PrisonStrike Mobilisierung wieder einmal den Erfolg des Zusammenkommens einer Vielzahl von Organisationen, Crews, Netzwerken; Wir spielen unsere Stärken aus und bündeln unsere Ressourcen im Geiste der gegenseitigen Hilfe, unabhängig der möglichen Unterschiede, die wir haben.

In Folge des Beginns des Streiks, der sich auf Forderungen nach der Erfüllung von Grundbedürfnissen, Freiheit und Programmen, und dem Ende der Gefängnis-Sklaverei aufgrund des 13. Zusatzartikels der Verfassung der USA konzentriert, hat sich die öffentliche Wahrnehmung deutlich verschoben und es gibt nun eine Diskussion über Gefangene und Gefängnis-Sklaverei wie noch niemals zuvor. Letztendlich waren die größten Erfolge bisher die vor und während des Streiks aufgebauten Beziehungen, zwischen den Gitterstäben und nach draußen, die für ein Zusammenkommen von Menschen unabhängig ihrer Hautfarbe sorgen, für ein gemeinsames Ziel und gegen eine gemeinsame Bedrohung.

Wenn uns die letzten zwei Jahre etwas gezeigt haben, dann, dass unsere Beziehungen in unseren Gemeinden, Schulen, Nachbarschaften, Arbeitsplätzen und Gefängnissen – und wie wir unsere gemeinsamen Bedingungen bekämpfen, nicht nur unser einziges Mittel der Selbstverteidigung ist, sondern auch unsere einzige Hoffnung, eine andere Art zu leben zu schaffen.

Die Gesellschaft und die Staaten, die diese verwalten wollen, stehen angesichts steigender Ungleichheit der Vermögensverteilung, wachsender Krisen und dem drohenden ökologischen Kollaps vor großen Herausforderungen. Überall auf der Welt werden Faschismus und populistischer Nationalismus als „Alternative“ zu den Fallstricken des jahrzehntelangen Neoliberalismus dargestellt, die diese Trends nur beschleunigt haben. Einer von diesen Trends in den USA ist die ständige Bestätigung der „Rassensklaverei“ (racial slavery) und die Verlagerung traditioneller Produktionsstätten in das Gefängnis.

Wie unsere Gefährt*innen schreiben, zeigt dies auf der einen Seite, dass der „Bürgerkrieg nie zu Ende ging“, sondern die wahre Gestalt des „teuflischen Pakts“ der weißen Vorherrschaft (White Supremacy) deutlich wird. Diejenigen, die die Forderung nach „Recht und Ordnung“ (Law and Order) und dem Ende der grundlegenden Sozialprogramme unterstützen, haben es vielleicht erlebt, wie ihre früheren Jobs an Gefangene übergeben wurden, die kostenlos oder für ein paar Groschen arbeiten müssen. Dies ist keine Übertreibung – beginnend in den 1990er Jahren beispielsweise hat AT&T tausende gewerkschaftlich organisierte Arbeiter*innen entlassen, um diese Jobs mit Gefangenen zu besetzen.

Dies ist nur ein Beispiel von vielen, aber eines ist klar: während beide gesellschaftlichen Parteien die Angst vor Immigrant*innen und armen Schwarzen aufgeblasen haben, war es das Gefängnissystem, nicht die migrantischen Arbeiter*innen, die die Jobs übernahmen. Diese Realität wird in den kommenden Jahren weiter Fahrt aufnehmen, da die Gig Economy [1] sowie die Automatisierung großen Teilen der Arbeiter*innen keinen Zugang zu Arbeit, oder eher zu ausreichenden Löhnen zum Überleben mehr haben werden. Aber hey, es gibt ja immer noch das Gefängnis!

Daher sollte der momentane Gefängnisstreik als vielseitiger Streik und Angriff auf das System des rassifizierten Kapitals insgesamt gesehen werden: mit allen, die den Streik unterstützen oder daran teilnehmen, jeder spielt eine Rolle: von denen die Transparente aufhängen, zu denen die hinter den Gefängnismauern streiken. In diesem Sinne erinnern uns diese Aktivitäten an die Aktion Underground Railroad [2], an der die unterschiedlichsten Menschen teilnahmen – Indigene, Schwarze, und weiße „indentured servants“ [3], die in den Maroon-Gesellschaften [4] außerhalb der Zivilisation Freiheit fanden, eine rebellische Ansammlung armer Farmer*innen, die aus der Confederate Army dessertierten, und die Masse an Schwarzen, die kollektiv an einem Generalstreik teilnahmen und von den Plantagen flohen, lähmten die Konföderation.

Lasst uns in Anbetracht dessen auf die erste Woche des Gefängnisstreiks auf beiden Seiten des Stacheldrahts zurückblicken, und sehen was alles passiert ist.

Lasst die Ernte auf den Feldern faulen, Sieg den Streikenden!

 

[1] Gig Economy bezeichnet einen relativ neuen Teil des Arbeitsmarkts, bei dem kleinere Aufträge für eine kurze Zeit an unabhängige Freiberufler*innen oder geringfügig Beschäftigte vergeben werden. 

[2] Underground Railroad war ein aus Gegner*innen der Sklaverei – auch Weißen – bestehendes informelles Netzwerk, das Sklav*innen auf der Flucht aus den Südstaaten der USA nach Norden, z. B. in das sicherere Kanada, Unterstützung gewährte.

[3] Indentur ist eine vor allem im englischen Rechtssystem des 16. bis 18. Jahrhunderts vorkommende Form der Vertragsknechtschaft. Der indentured servant (wörtlich „gezahnter“ Knecht; Bedeutung: Knecht mit gezahntem Zeitvertrag oder Vertragsknecht auf Zeit) war ein*e unter Vertrag stehender Arbeiter*in, der*die für eine bestimmte Zeit für eine andere Person oder ein anderes Unternehmen arbeitete, oft ohne dafür Lohn zu erhalten. Im Gegenzug erhielt er*sie dafür Unterkunft, Lebensmittel, Ausbildung oder Transport in ein anderes Land (z. B. in die Kolonien). Nachdem der*die Arbeiter*in die im Vertrag bestimmte Zeit – traditionell sieben Jahre – gearbeitet hatte, stand es ihm*ihr frei, selbst eine Farm zu gründen oder ein eigenes Gewerbe auszuüben. Viele mittellose Kolonist*innen aus Europa schlossen solche Verträge ab, um die teure Passage von Europa in die Neue Welt finanziert zu bekommen.

[4] Die Maroons (auch Marron, abgeleitet vom spanischen Cimarrón) sind von Plantagen geflohene Sklaven und ihre Nachfahren in Westindien, Mittel-, Süd- und Nordamerika.  

 

August 20th

  • New Mexico prisons, which had already seen strike action earlier in the month, go on full lock down ahead of the strike. Prisoners in Nova Scotia, Canada have already joined the strike the day before, issuing their own demands.
  • Banner drop in Bloomington, graffiti in Lansing, Michigan, teach-in in Gainesville, Florida.
  • Rally at Hyde Correctional in North Carolina. Rally on outside holds banners, chants, and reads off prisoner demands. Prisoners hold up three large banners, with over 100 prisoners taking part in demonstration for about an hour.

https://itsgoingdown.org/wp-content/uploads/2018/08/1-3-1-1-1-1-7.jpg

August 21st

  • Solidarity graffiti in Oakland, CA, Knoxville, TN, and Libson, PT. Banner drops in Evansville, IN, New York, Philadelphia, and Pittsburgh. Disruption of prison made goods showroom in Des Moines, and Seattle rally at Starbucks against prison made materials. Solidarity rally at South Carolina state capitol. Thousands participate in call-in campaign to Florida prison. At night, noise demos take place in Brooklyn, New York, Boston, Los Angeles, Corona, San Jose, Chicago, Minneapolis, Philadelphia, and beyond. Gainesville rally outside of Florida prison. See full roundup here.

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  • Alabama prisoner on Al-Jazeera reports that prisoners at his facility are not reporting to their jobs. Detainees at the Northwest Detention Center in Tacoma, WA join the prison strike, issue their own demands. Prisoners at New Folsom declare a hunger strike.
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August 22nd

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  • UNC circle protest in solidarity with the strike in New York. Banner drop in Lafayette, IN.
  • Reports of strike activity in North Carolina, South Carolina, Georgia, and Florida. Arizona inmates begin hunger strike.
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August 23rd

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  • Solidarity graffiti in Portland, banner drop in Boston followed by a solidarity rally. Other solidarity rallies organized in Lansing, MI and New York. Disruption of panel in solidarity with the prison strike. Wheatpaste campaign in Montreal.
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Hunger strikes begin in Texas and Ohio facilities. IWOC confirms work stoppage in South Carolina. Says only those in the ‘privilege unit’ are working.

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August 24th

  • Various call-in campaigns launched. Noise demo organized in Richmond, Virginia. Demo at Gainesville, Florida work camp organized to block work trucks. Rally in Boston, MA.
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August 25th

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  • Banner drop in Durham, NC. Rallies and march take place across the US. 70 march in New Haven, while a large rally of over 500 is held outside of San Quentin. Another rally is organized outside of the Indian State Prison, while another group mobilizes outside of Lee Correctional facility in South Carolina. Militant anarchist and antifascist march carrying banner in solidarity with prison strike clashes with police.
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August 26th

  • Solidarity rally in Las Vegas.

August 27th

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  • Solidarity rally outside of Asheville, North Carolina at prison facility and outside of Hyde Correctional in North Carolina.
  • Call-in campaigns begin. IWOC reports previous phone-zap campaign was great success. “Phone calls were nonstop.” Hunger strike begins in Wabash Valley in Indiana. Gainesville IWOC reports that there is confirmation of at least 5 Florida prisons reporting strike participation. Hunger strike in Tacoma continuing forward with 6 people. Jailhouse Lawyers report that prisoners across North and South Carolina are all engaging in work strikes and commissary boycotts.
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August 28th

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  • Banner drop in Oakland, rally outside of Florida Department of Corrections. Wheatpasting campaign in New York. New Haven solidarity graffiti.
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