Quelle: indymedia
Wieder ein Todesfall in Sicherungsverwahrung
Seit 2013 berichte ich aus der JVA Freiburg über die Todesfälle, eine traurige Angelegenheit, um so trauriger, wenn es jemanden betrifft, den ich mochte.
Peter B.
Ein Mannheimer ‚Barackenkind‘, d.h.er kam aus dem Arbeiterviertel, erlebte eine harte Kindheit, Jugend und ein Großteil seines Lebens saß er hinter Gittern. Wann er auf die Drogen kam, ich weiß es nicht, aber seit ich ihn kenne, seit 2007, konsumierte er – und wie er erzählte ging das schon lange so. Auch ‚Draußen‘, so habe er dort dann einen Menschen getötet, als er „voll war“. Deswegen gab es seinerzeit auch kein ‚Lebenslang‘, sondern eine lange Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Die Schwerverbrecher – Biene Maja Sonntagsgruppe
In Bruchsals JVA saßen wir zu dritt oder viert Sonntags morgen beim Kaffee, im Fernsehen lief Biene Maja und wir führten spannende Gespräche. Peter war von der, wie man so sagt, maulfaulen Sorte, aber er hörte immer genau zu. Seine Mutter sei taub-stumm gewesen, das hat ihn wohl geprägt, er konnte gut von den Lippen lesen und hörte lieber zu als selbst zu reden.
Dass er körperlich, trotz aller Drogen, sehr fit war, war ihm immer anzusehen, er hat auch intensiv Kampfsport betrieben, und vor allem war er jemand mit SV der nicht wegen Sexualtaten einsaß.
Die SV für Peter
Vor ein paar Monaten wurde Peter in die JVA Freiburg verlegt und man machte ihm zur Auflage sechs Monate Drogenfrei zu leben, dann dürfe er auf den ‚Hohenasperg‘ (bei Stuttgart), um dort eine langjährige Sozialtherapie zu beginnen. Am 11.September wäre sein Abreisetag gewesen! Am 11.September hätte er von Freiburgs Totenhaus in die Sozialtherapie ‚Hohenasperg‘ verlegt werden sollen.
Die letzten Tage
Letzte Woche war er 52 Jahre geworden, seine Frau hatte ihn besucht und am Samstag saßen wir bei einem Frühstück im Gruppenraum, fünf Männer, es wurden alte „Kriegsgeschichten“ aus Vollzugszeiten ausgepackt, so ging es rund drei Stunden recht lustig zu. Ihm war aber auch im Gespräch die Unsicherheit anzumerken, denn ihm stand ein langer Weg bevor. Gelegentlich frug er mich, ob ich denken würde, er würde wieder straffällig. Ich sagte ihm dann, wenn er es schaffen würde ohne Drogen zu leben, wäre das denkbar.
Der Todestag – 10.September 2018
Um 6:25 Uhr öffnete Obersekretär L. Die Hafträume und schon ging der Alarm los. „Notfall auf Station 5/2, Notfall“. Aber weder Sanitäter, noch Ärzte konnten etwas unternehmen.
Peter B. ist mit 52 Jahren gestorben.
Ausblick
Die Todesursache ist noch unbekannt, jedenfalls ist die Betroffenheit bei den Bewohnern und auch beim Personal spürbar. Nun wird es wieder die Gesprächsrunden und auch Gedenkfeier geben, an manche die gestorben sind erinnert man sich kaum noch, an Peter werden sich die , die ihn kannten und schätzten immer erinnern.
Thomas Meyer-Falk, c/o JVA (SV),
Hermmann-Herder-Str.8, 79104 Freiburg
http://freedomforthomas.wordpress.com