[Deutschland] Hambacher Forst: Wie unterstütze ich mein Kind/Mitbewohni/Angehörige anonym im Knast?

Quelle: abc rhineland

Immer wieder werden Aktive aus dem Umfeld der Wald und Wiesenbesetzung “Hambacher Forst” für unbestimmte Zeit in Untersuchungshaft gesteckt. Dabei werden die Inhaftierten aus ihrem Alltag & ihren Kämpfen, aus ihrem Umfeld & von ihren Liebsten, Freunden und Familie – gerissen. Vielen Aktiven vor Ort ist es wichtig ihre persönlichen Daten, sensible Informationen und Kontakte vor der erwarteten Repression zu schützen. Gerade bei Mitbewohnis* und Familie* sind sie dabei auf besondere Unterstützung angewiesen – vor allem bei Ermittlungen, Haft und Anquatschversuchen.

Der folgende Text soll Anregungen und Möglichkeiten geben, diesen Wunsch zu unterstützen – egal wie viel die Person selbst von sich Preis gibt.

Anna und Arthur halten’s Maul – Freundis* und Familie* auch

Nehmt auf keinen Fall Kontakt zur Polizei auf, wenn das nicht mit der betroffenen Person abgeklärt ist. Was für Aktivistis* gilt, gilt auch für die Familie und das Umfeld der Aktivistis*. Keine Infos an die Polizei weitergeben. Es gibt keine entlastenden Infos! Jeder noch so kleine Schnipsel kann gegebenenfalls gegen die Person verwendet werden, die ihr unterstützen wollt. Gebt den staatlichen Repressionsbehörden keine Möglichkeit, an Infos über die gefangene Person zu kommen.

Selbstverständlich wollt ihr aber vielleicht mehr Infos z.B. wie der Stand des Verfahrens ist, wann der erste Besuch stattfindet, etc., die vielleicht noch nicht im Netz veröffentlicht sind. Nehmt stattdessen also gerne dafür Kontakt zu uns auf.

 

Über den Anwalt

Ihr könnt auch wahlweise direkt Kontakt zum Anwalt der Inhaftierten aufnehmen. Wenn ihr über den Anwalt uns eure Telefonnummer, Mail-Adresse oder Adresse mitteilen lasst, können wir Kontakt zu euch aufnehmen.

 

Direkt zu uns

Am Einfachsten und Schnellsten geht es aber, wenn ihr euch bei uns meldet. Das geht über folgende Möglichkeiten:

 

… eine Mail an abc-rhineland@riseup.net.

Doch ganz so einfach ist es dann leider doch nicht. Bevor ihr jetzt anfangt loszuschreiben gibt es noch einige Tipps zum anonymen Schreiben zu beachten.

Nutzt auf keinen Fall eine Mailadresse, die irgendwie sonst mit euch verknüpft ist. Nutzt insbesondere keine Mailadresse, die mit eurem Namen verbunden ist. Legt euch stattdessen am Besten direkt über den Tor Browser einfach eine anonyme Mailadresse zu, wie zum Beispiel bei ProtonMail. Am Wichtigsten ist hierbei, dass euer Name nicht in der Adresse steht. Checkt die Mailadresse nur über diesen Browser oder einen Email Client wie z.B. Thunderbird.

Und noch etwas Wichtiges: Verschlüsselt eure Mails an uns und auch an andere (Verschlüsseln? Was ist das und wie geht das? Hier wird geholfen).

Ob verschlüsselt (ja!) oder nicht (nein!), auf gar keinen Fall sollte der Klarname der gefangenen Person auftauchen oder ein Hinweis auf das Verhältnis zwischen der gefangenen Person und euch.

Falls euch das Ganze mit dem Verschlüsseln zu viel ist oder ihr schnell Kontakt aufnehmen wollt, geht dennoch auf Nummer sicher und nutzt Privnote. Privnote gibt euch die Möglichkeit, passwortgeschtützte Nachrichten zu schreiben, die nach erstmaligem Lesen automatisch gelöscht werden.

Verschlüsselung und Privnote können natürlich auch kombiniert werden. Gerade falls ihr doch mal eine Adresse, einen Namen oder andere sensible Daten per Mail schicken müsst, packt diesen Nachrichtenteil am Besten in die Privnote.

 

… einen Anruf: +49 152 11844395.

Außerdem könnt ihr mit uns telefonisch Kontakt aufnehmen.

Aber Achtung: Im Zweifel werden die Gespräche mitgehört. Auch hier also keine unnötigen Infos, die dem Staat helfen und der Person schaden. Also:

Weder Namen von euch noch euren Kindern* bzw. den gefangenen Personen* am Telefon nennen.

Nutzt einen Telefonanschluss, der nicht auf euch zurückgeführt werden kann, weder privat noch auf der Arbeit. Nutzt auf keinen Fall eure normale Handynummer oder euren Festnetz- oder Arbeitsanschluss.

Geht in eine öffentliche Telefonzelle, fragt im Tourismusbüro nach, an Bahnhöfen, Personen auf der Straße, Internetcafés etc. Sicherer ist es, nicht vom Festnetz aus anzurufen, so dass nicht schon an der Vorwahl erkannt werden kann, woher der Anruf kommt. Im Idealfall ruft von einem Handy einer unbekannten Person aus an (auf der Straße oder an Bahnhöfen fragen) oder kauft eine schon registrierte und daher anonyme SIM-Karte. Das macht der Staat seit Juni 2017 etwas schwerer, aber an Kiosken und in Internetcafés sowie auf eBay-Kleinanzeigen wird man manchmal fündig.

 

… einen Brief (unsere Adresse, die Adressen der Gefangenen gibts in der Box in der rechten Spalte)

Für direkten Kontakt zu uns aber auch zu der*dem Gefangenen* könnt ihr auch Briefe schreiben.

An uns geht das ganz herkömmlich. Schreiben, auf Anonymität achten und los zu Post. Vor allem aber an Gefangene, deren Identität mit eurer verknüpft ist, gibt es folgendes zu beachten:

Das Wichtigste – ihr ahnt es schon: Bleibt anonym!

Post in die JVA wird vor allem in der Untersuchungshaft häufig von der Staatsanwaltschaft oder dem Gericht gelesen, aber auch die Justitzbeamte der JVA öffnen die Briefe bei der Postausgabe an der Zellentür.

Schreibt nicht rein, wer ihr seid, eure Namen, den Namen der gefangenen Person und auch nichts zum Verhältnis zwischen euch. Durch Inhalt und Pseudonym soll nur die gefangene Person herausfinden können, dass ihr den Brief geschrieben habt.

Also: Vermeidet direkte Bezüge zur Kindheit, zur Heimatstadt, zur Straße, einer Sehenswürdigkeit in der Nähe oder alles, was auf Herkunftsort Rückschlüsse zulässt. Genauso verhält es sich natürlich mit individualisierten Inhalten jeder Art, die eine Identifikation möglich machen.

So richtig anonym wird es erst dann, wenn ihr den Brief nicht direkt in den Knast schickt sondern erst an uns oder eine andere Zwischenadresse, von der der Brief dann weitergeleitet wird. So kann auch über den Poststempel kein Rückschluss auf den Herkunftsort geschlossen werden. Und schreibt keinen Absender drauf! Nie!

 

Und last but not least…

… ein persönliches Treffen.

Falls ihr in der Region wohnt oder eh gerade zu Besuch seid, können wir auch ein persönliches Treffen verabreden. Das ist oft angenehmer, da die Themen oft sehr belastend sind. Aber auch dafür müssen wir uns leider verabreden…

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