Quelle: abc rhineland
Neues von UPIII – Schnelllebigkeit und Warten
Seit Wochen vergeht kein Tag ohne jede Menge neuer Nachrichten aus dem Forst. Schnelllebig und mit nur wenig ruhigen Momenten bewegen lösen sie viel – oft auch zu viel – bei mir aus.
Sie erzeugen Angst und Verzweiflung um den Wald und den Lebensraum den er so vielen unterschiedlichen Lebewesen bietet. Sie verwandeln den Frust über die Zerstörung in Wut und Kraft, weiter zu machen. Sie bringen in ihrer Breite und Kreativität Freunde und Wärme. Sie trösten uns in unserer Trauer über die Verluste.
Zum letzten Besuch bei UPIII saß sie auf den Tag genau sechs Monate in Haft in der JVA Köln-Ossendorf. Auch sie bekommt viele dieser Nachrichten. Übers Radio, Mitgefangene, Besuche und über Briefe von draußen. Doch fast alles kommt mit Verzögerung an. UPIII kann nicht im Forst sein, sie kann zwischen durch nicht mal schnell über ihre Nachrichten, Mails (von den viel zu vielen Mailinglisten, auf denen sie steht, weil sie es nicht geschafft hat NEIN zu sagen) oder Twitter sich informieren wie die Lage im Forst ist, wie es ihren Freund*innen und Liebsten geht und sich austauschen. Ebenso wenig kann sie sich schnell melden, sagen, wie es ihr geht, was sie braucht, wie sie alles verkraftet.
Was ihr zur Kommunikation bleibt sind Besuche, die sie einmal die Woche bekommen darf und auch bekommt und Briefe, die häufig mehr als zwei Wochen brauchen, um durch die Postkontrolle zu kommen.
Seit längerem sind keine Briefe von ihr mehr angekommen. Beim Besuch sagte sie dazu folgendes:
Sie hat sich ein wenig Zeit für sich genommen und keine Briefe mehr raus geschickt. Erst vor wenigen Tagen hat sie neue Briefe abgeschickt, die aktuell noch in der Postkontrolle hängen. Auch nach 6 Monaten halten die Behörden die Postkontrolle noch für notwendig. Und dass obwohl die einzigen Zeugen, die bisher zu den erstinstanzlichen Verhandlungstagen geladen waren nur Securities und Cops waren – die ihr sicher nicht ihre Aussagen vorher per Post zukommen lassen werden.
Sie bekommt regelmäßig einmal die Woche Besuch. Jedes Mal 30 Minuten. Zwei Umarmungen pro Besuchende Person. Eine zur Begrüßung, eine zum Abschied.
Sie bekommt auch weiter Briefe. Seit dem Prozess ist öffentlich, dass ihre Personalien bekannt sind. Den langen Bürokatieweg über Polizei, StA, Gericht bis schlussendlich in die JVA hat nun also auch ihr Klarname geschafft. Nachdem sie nur wenige Tage nach Festnahme durch die Polizei Aachen (mit kräftiger Unterstützung ihrer Familie) auch namentlich bekannt wurde, führt selbst die JVA seit letzter Woche – nur sechs Monate später – sie unter ihrem Klarnamen.
Auf dem abc Blog wurde der Klarname in der Box unabsichtlich mit einem Schreibfehler veröffentlicht. Statt “Henttonen” steht da “Hattonen”. Als sie beim letzten Besuch darauf hinweist, schmunzelt sie: So wisse sie genau, wer ihre Adresse vom Blog habe.
Seit Dienstag letzter Woche ist Jazzy aus dem Forst im selben Hafthaus, was die Möglichkeit eines gemeinsamen Umschlusses gibt. Drei Stunden pro Tag die Möglichkeit des Austauschs mit anderen Hambis. Die wenigsten Hambis draußen werden gerade drei Stunden pro Tag ohne andere Hambis für sich haben.
Die Realitäten sind andere, doch die Emotionen sind die selben. Alle stark, manche niederschmetternd, einige aufbauend und empowerend.