Quelle: 325, übersetzt von ABC Wien
Zum ersten Mal in der indonesischen anarchistischen Bewegung gibt es einen Verräter, der einen in der Region bekannten anarchistischen Gefährten beschuldigt, für die Organisation der Mayday Demonstration (M1) in Yogyakarta verantwortlich zu sein. Einige Gefährt*innen sind noch immer auf der Flucht vor der Polizei und verstecken sich im Untergrund. Hier weitere Infos dazu:
Achmad Azwar Darmawan war einer derjenigen, die während der M1 (01. Mai) Proteste in Yogyakarta verhaftet wurden. Er wurde mit drei anderen auf der Flucht nach Bogor festgenommen. Sie wurden beschuldigt, das Anti-Monarchie Graffiti, welches eine Menge Leute verärgert hatte, während der Proteste gesprayt zu haben. Zwei wurden zu Tatverdächtigen, während die anderen beiden freigelassen wurde. Es soll betont werden, dass die Entscheidung zur Flucht auf Einzel- sowie Gruppenentscheidungen (Affinität) beruht, bei der von allen Beteiligten das Verständnis erwartet wurde, dass sich diese Aktion auf eine gemeinsame Entscheidung stützt – sprich: ohne Anführer*in.
Der Entscheidungsprozess der M1-Demoteilnehmer*innen, besonders bei denjenigen die komplett schwarz trugen, unterschied sich sehr von den Entscheidungsprozessen der Linken oder anderen autoritären Gruppen, die meist von einer Partei oder einem bestimmten Zentralkommando hierarchisch kontrolliert werden. Es gab keine*n Dirigenten*in der*die die Proteste initiierte. Azwar ist ein verblendeter Linker, der seine Gefährt*innen für seine eigene Sicherheit gefährdet.
Während seiner Zeit in Yogyakarta war Azwar an Gemeinschaftsorganisationen beteiligt, besonders bei Protesten gegen den Bau des New Yogyakarta International Airports (NYIA) und bei der Yogyakarta Straßen Bücherei. Demnach hat er genug Erfahrung und Verständnis hinsichtlich seinen eigenen Entscheidungen und Reaktionen. Die schlechte Nachricht allerdings ist, nachdem einige Gefährt*innen Einsicht in seinen Polizei-Untersuchungsbericht bekamen, zeigte sich, dass er mit der Polizei und den Ermittlern kooperierte, ihnen Namen mitteilte und sogar konspirative Wohnungen (safehouses) preisgab. Aus dem Protokoll konnte geschlussfolgert werden, dass er bereit war, zu lügen und Leute zu beschuldigen, mit denen er sich niemals während M1 organisierte. Bis heute kennen wir sein wirkliches Motiv dahinter nicht. Einige vermuten persönliche Belange als Grund, dies ist aber eine bloße Annahme. Eines ist sicher, Azwar hatte die Wahl auszusagen, dass er für sich selbst und auf eigene Initiative entschieden hat, an den Protesten teilzunehmen anstatt andere Leute zu beschuldigen, mit denen er niemals gesprochen hat oder involviert war. Azwar hat sich feige geweigert, die Verantwortung für seine eigene Entscheidung zu übernehmen und dafür andere Gefährt*innen beschuldigt und ihre Namen der Polizei preisgegeben.
Gerne veröffentlichen wir in diesem Statement einige der Dinge, die Azwar der Polizei bezüglich der M1-Proteste ausgesagt hat. Azwar hat ausschließlich auf Grundlage seiner eigenen Interessen gehandelt und die Idee der Solidarität aufgegeben, indem er Informationen über das von unseren Gefährt*innen gebildete Netzwerk verraten hat und somit sie und ihre zukünftige Arbeit gefährdet.
Azwar ist Student der Universität Ahmad Dahlan und zeigt seine „Mittelklasse“ und „Möchtegern-Aktivisten“ Charakterzüge mit all seinen Abzeichen und ACAB Slogans. Als er aber durch die Polizei inhaftiert wurde stimmte er zu, mit ihnen zu kooperieren, um einige unserer Gefährt*innen zum Schweigen zu bringen und um sie sogar aufgrund seiner Lügen verfolgen zu lassen.
Linke Einheit = Gulag (Left Unity = Gulag)
(Es folgen direkte Zitate aus Azwars polizeilichem Untersuchungsbericht)
19. Wofür sind die Molotow-Cocktails, die sie gebaut haben? Ausführlich!
A. Ich weiß es nicht. Ich habe sie nur gemacht. Ich weiß nicht für was sie gedacht sind. Ich weiß von *** davon.
20. Sie sagten vorher, die Idee Molotow-Cocktails zu bauen war von ***, der nicht weit von UGM (*** Cafe), Yogyakarta wohnt. Woher wissen sie, dass die Idee diese Molotow-Cocktails zu bauen von *** war? Ausführlich.
A. Ja, ich weiß dass *** die Idee hatte, Molotow-Cocktails zu bauen. Ich weiß es, weil ich jemanden darüber reden hörte, als ich die Molotow-Cocktails herstellte.
22. Können sie uns sagen, wie *** aussieht?
A. ***************** (Beschreibt in aller Ausführlichkeit)
23. Erzählen sie, chronologisch, was passierte!
A. Am Dienstag, 01. Mai 2018 im Morgengrauen fuhren *** und ich mit Motorrollern zu seiner Wohnung in ***. Als wir ankamen, waren dort schon Leute. Ich kannte einen der Menschen, ***, der in Sala*** wohnt. Geri und ich wurden dann in den hinteren Raum gebracht. Dort waren leere Flaschen…. Als ich die Molotow-Cocktails machte hörte ich, dass die Initiative Molotow-Cocktails zu bauen von *** stammte.
Am Dienstag, 01 Mai 2018 gegen 13 Uhr bin ich aufgewacht, habe geduscht und gegen 14 Uhr fuhr dann zu UIN Sunan Kalijaga mit einem GoJek [Roller-Taxi]. Als ich ankam hatte die Demonstration bereits gestartet. Ich versuchte R*** zu finden, ABER ICH KONNTE IHN NICHT FINDEN.
Kurze Zeit später sah ich wie einige Demoteilnehmer*innen die Polizeistation an der Kreuzung demolierten. Einer von ihnen gab mir einen Molotow-Cocktail, den ich dann auf die Polizeistation warf.
24. Sie sagten vorher, als sie den zweiten Molotow-Cocktail auf die Polizeistation geworfen hatten, schickten sie eine Textnachricht an eine WhatsApp Gruppe mit dem Namen „IWD“ (Internationale Women`s Day) in der stand „Es gibt Chaos“. Was meinten sie damit? Ausführlich!
A: Ich habe nur Spaß gemacht im Gruppenchat.
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27. Kennen sie die Wohnung von *** und ***?
A: Ich kenne die Wohnung von *** und *** nicht, ich weiß nur, dass es die Wohnung von *** bei C****** ist.
Namen und Orte werden aus Sicherheitsgründen nicht genannt.