Quelle: abc brighton, übersetzt von abc wien
Der 13. März 2019 markiert den neunten Jahrestag, an dem Kevan in einem Close Supervision Centre (CSC) unter Bedingungen der Isolationshaft festgehalten wird. Er wurde erstmals im CSC inhaftiert, nachdem er 2010 in seiner Zelle bei HMP Frankland von vier Gefängniswärter*innen angegriffen worden war. Er verteidigte sich, wofür er wegen versuchten Mordes und GBH [Grievous Bodily Harm = schwere Körperverletzung] angeklagt und in das CSC-System aufgenommen wurde. Er gewann den von seinen Angreifern eingereichten Fall, bleibt aber bis heute, mehr als sieben Jahre nach seiner Entlastung, im CSC, ohne Angabe darüber, wann er gehen darf.
Seine unbefristete Isolation verstößt eindeutig gegen die Position des UN-Sonderberichterstatters über Folter – aus diesen Gründen fordern wir seine sofortige Freilassung aus dem CSC-System.“
Was: Wir fordern die Menschen auf, Aktionen und Veranstaltungen in ihrer Region zu organisieren. IWOC [Incarcerated Workers Organising Committee] London wird auch eine Demo organisieren, deren Details noch bekannt gegeben werden. Wir ermutigen Gruppen, nicht nur das Bewusstsein für Kevan zu schärfen, sondern auch die Isolationshaft in ihren eigenen Ländern zu thematisieren und die Stimmen derjenigen hinter Gittern zu verstärken. Am 9. März ist Kevans Geburtstag, und wir ermutigen die Leute dazu Briefe und Geburtstagskarten zu schreiben!
Warum: Kevan Thakrar kämpft seit 11 Jahren um sein Leben, nach einer ungerechten Verurteilung [1]. Im Jahr 2008 trat Kevan im Alter von 20 Jahren seine lebenslange Freiheitsstrafe mit einer Mindestlaufzeit von 35 Jahren an, die auf der sehr umstrittenen Theorie der „gemeinschaftlichen kriminellen Unternehmung“ (joint enterprise) gefällt wurde [2]. Kevans Weigerung, sich rassistischem Misshandlungen durch Gefängniswärter*innen zu beugen, hat ihn zu einem Ziel für Repressalien gemacht. Bemerkenswert ist, dass er 2010 einen vorsätzlichen Angriff in seiner Zelle durch die HMP Frankland Wachen erlitt. Als er sich wehrte, wurde er wegen versuchten Mordes und GBH angeklagt und in Isolationshaft genommen, in der er sich in der einen oder anderen Form bis heute befindet. Die Anschuldigungen waren so dreist, dass er trotz der Zeugenaussagen der Gefängnisbeamt*innen von einer Jury einstimmig freigesprochen wurde.
Trotz seines Erfolges vor Gericht wurde Kevan in geschlossenen Überwachungszentren (ein „Gefängnis im Gefängnis“) im ganzen Land und derzeit bei HMP Whitemoor isoliert. Geschlossene Überwachungszentren sind die extremste Form der Inhaftierung im Vereinigten Königreich, nach dem Vorbild der „Supermax“-Gefängnisse in den Vereinigten Staaten, und Kevans Aussage ist eine der wenigen Informationsquellen, die den Leuten Draußen zur Verfügung stehen. Sie sind die ultimative Bestrafung im britischen Gefängnissystem und unterwerfen Menschen darin einer brutalen Entmenschlichung, Erniedrigung und Dämonisierung.
Kevan Thakrar ist heute eine entscheidende Stimme aus britischen Gefängnissen und er schreibt ausführlich über die Bedingungen, unter denen Menschen in den schlimmsten Gefängnissen des Landes festgehalten werden. Lest seinen kürzlich veröffentlichten Brief, den er an den Justizminister geschickt hat, in dem er die fortdauernde Ungerechtigkeit seines Falles beschreibt [3]. Es gibt auch zwei historische Zines über die CSC, die von Kevan geschrieben und von Bristol Anarchist Black Cross verteilt wurden [4]. Kevan leidet weiterhin unter PTBS und weiteren Repressalien, da er die Misshandlungen, die er selbst und andere inhaftierte Menschen erlitten haben, beleuchtet, weigert sich aber weiterhin, über die Misshandlungen des Gefängnissystems im Allgemeinen und des geschlossenen Überwachungssystems im Besonderen zu schweigen.
„Alles, was ich jemals tun kann, ist, einige dieser Ereignisse ins Licht zu ziehen. Unwissenheit kann keine Entschuldigung mehr für Gleichgültigkeit sein.“ – Kevan Thakrar
Unterstützung – Bitte sendet IWOC Berichte über eure Aktivitäten. E-Mail an iwoc@iww.org.uk
Wenn ihr weitere Informationen über Kevan wünscht oder Unterstützung von IWOC bei der Organisation einer Event/Talk/Info-Nacht wünscht, wendet euch bitte an: iwoc@iww.org.uk. Wir haben Freunde, Familie und Kameraden von Kevan, die gerne helfen wollen, seine Geschichte zu erzählen, sowie einen ehemaligen Gefangenen, der im CSC war und das System leidenschaftlich enthüllen will.
weitere Informationen
1. Read more about Kevan’s case and appeal here: https://justiceforkevan.org/
2. www.theguardian.com/law/2018/jan/25/senior-tories-urge-government-to-review-joint-enterprise-laws To learn more about Joint Enterprise, check out grassroots campaign JENGBA visit www.jointenterprise.co/
3. Kevan Thakar Letter 10th October 18
4. CSC Zines – https://bristolabc.wordpress.com/2013/08/03/close-supervision-centres-in-the-uk-2-a-brief-follow-up/
Brief von Kevan:
Am Mittwoch, den 13. März 2019, jährt es sich zum neunten Mal, dass ich zunächst von den normalen Gefangenen isoliert und gemäß der Gefängnisregel 46 im berüchtigten System des Close Supervision Centre (CSC) festgehalten wurde. Den größten Teil der Zeit verbrachte ich unter Bedingungen, die man treffend als Einsamkeit bezeichnen kann, aber dank der Unterstützung und des Drucks von außen befinde ich mich seit einigen Monaten in „Kleingruppenisolation“ zusammen mit fünf anderen Gefangenen. Es ist allgemein bekannt, dass es bereits in kürzester Zeit schwerwiegende Schäden verursachen kann, einen Menschen selbst in der leicht verbesserten Umgebung, in der ich mich derzeit befinde, gefangen zu halten. Es wurden Berichte veröffentlicht, in denen diese Art der Behandlung bereits 1997 von Amnesty International verurteilt wurde, und der Gefängnisdienst [oberste Strafvollzugsbehörde in England und Wales] hat sogar einen eigenen Bericht, in dem dieselben Dinge von ihrem Chief Medical Officer, Sir Donald Acheson, veröffentlicht wurden. Aus diesem Grund lügt der Gefängnisdienst über die Bedingungen. Sie zwingen mich zu leiden, während sie offiziell niemanden der Isolationshaft in diesem Land unterwerfen.
Sie behaupten, dass ich hierher zum CSC von HMP [Her Majesty`s Prison] Whitemoor geschickt wurde, um mir Zugang zu einem „verbesserten System“ und „psychologischer Risikominderung“ zu verschaffen. Das Problem dabei ist, dass sie bis heute keine so genannten Risiken zum Reduzieren gefunden haben, da ich aufgrund falscher Behauptungen von korrupten und rassistischen Gefängnisbeamt*innen bei HMP Franklin zu Unrecht zum CSC ausgewählt wurde – meine Unschuld wurde im Dezember 2011 am Newcastle Crown Court nachgewiesen. Der Fokus der Psycholog*innen lag dann darauf, mich zu zwingen, zu manipulieren und zu drängen, in das High Secure Hospital Broadmoor zu gehen, damit das Gefängnissystem sich nicht mehr mit dem von ihnen geschaffenen Problem befassen muss.
Warum sollte ich in ein Krankenhaus für psychische Gesundheit gehen, um den Druck auf das Management der Strafvollzugsbehörde mich aus dem CSC herauszuholen zu verringern, anstatt weiterhin wie in den letzten 9 Jahren dafür zu kämpfen, in den Normalvollzug zurückkehren zu können? Was also benötigt wird ist ein erhöhter Druck um voranzukommen, der zunächst mit einer Protestdemonstration zum Jahrestag beginnen könnte.
Ich bitte daher um die Unterstützung aller, die mir bei der Bewältigung dieser Herausforderung helfen wollen und können, durch veröffentlichen und dann zur Demo erscheinen, die von der IWOC angekündigt wird, sowie Aktionen in Botschaften und anderen Orten zu organisieren.
Ich danke euch allen im Voraus für eure Unterstützung, und ich freue mich darauf, bald die positiven Ergebnisse all dieser Aktion mitteilen zu können.
Kevan Thakrar A4907AEE
HMP Whitemoor
Long Hill Road
March
PE15 0PR