Quelle: indymedia
Dass es immer wieder Willkür und Schikane in deutschen Gefängnissen gibt, ist keine Neuigkeit und auch keine Überraschung.
Im folgenden dokumentieren wir zwei Vorgänge aus der JVA Neumünster, bei denen gezielt und bewusst Besuche bei Gefangenen sabotiert worden sind. Wir glauben nicht das es sich dabei um besonders hervorzuhebende Einzelfälle handelt, sondern sich hier die tägliche Praxis von Knästen wiederfindet. Und zu dieser wollen wir nicht schweigen!
„Am 13.3 wollte ich einen Gefährten in der JVA Neumünster besuchen. Wie vom Knast verlangt, hatte der Gefangene vorher einen Besuchsschein für mich ausstellen lassen und mir diesen per Post zugeschickt. Ich wurde zusammen mit den anderen Besucher_Innen in den Besuchsraum gebracht, dort teilten mir dann die Wachleute allerdings mit, das es dem Menschen heute nicht gut gehe und er keinen Besuch wünsche. Das sei ihnen gerade per Telefon mitgeteilt worden. Ich war etwas verwundert, ließ mich jedoch leider abwimmeln und verließ die JVA wieder.
Einige Tage später erreichte mich ein trauriger und verwunderter Brief, in dem der Gefährte mich fragte warum ich ihn nicht besuchen gekommen sei. Er habe den ganzen Tag gewartet und gesagt bekommen, ich sei nicht erschienen.“
Das ist nicht das erste Mal, das die JVA in Neumünster Besuche bei Gefangenen sabotiert.
In einem anderen Fall hatten Menschen zwei Besuchstermine für zwei unterschiedliche Gefangene am selben Tag. Einmal um 11 und einmal um 13 Uhr.
Sie besprachen das ganze auch noch einmal mit den Wärter_Innen an der Pforte und auch diese versicherten ihnen, dass es zwei Termine, einmal um 11 und einmal um 13 Uhr gäbe und dass das auch alles zeitlich passen würden.
Als der erste Besuchstermin vorbei war wurde den Personen dann mitgeteilt, sie hätten den zweiten Termin verpasst, der sei auch um 11 Uhr gewesen. Auch hier wurden die Menschen aus der JVA geschickt und bekamen später die Nachricht von dem Gefangenen, er habe ab 13Uhr auf sie gewartet.
Durch ihre tägliche Arbeit greifen die Beamt_innen sowieso ununterbrochen in das Leben der Gefangenen ein, es ist allerdings erschreckend mit welcher Dreistigkeit hier die Rechte der Gefangenen und ihrer Besucher_innen eingeschränkt werden.
Gefangene die sich dazu entschließen diese Vorgänge öffentlich zu machen oder sich juristisch dagegen zu wehren erwartet in der Regel noch mehr Repression.
Was bleibt ist das Gefühl totaler Auslieferung und Resignation in einem scheinbar rechtsfreien Raum.
Das es in Knästen immer wieder zu massiven Einschränkungen von Gefangenenrechten kommt ist keine Überraschung. Es handelt sich hier um klar hierarchisch aufgebaute Räume in denen Menschen arbeiten, die, zumindest oft, davon überzeugt sind etwas gutes zu tun. Allerdings führt die immer vorhandene Kontrolle und Durchsetzung der Knastregeln zu einer perfiden Machtstruktur die zum einen ein wachsendes Misstrauen unter den Gefangenen selber erzeugt, aber auch eine völlige Auslieferung dem Wachpersonal gegenüber.
Knäste sind ein in sich geschlossenes System, das mit einem totalitären Staat vergleichbar ist. Die Gefangenen werden ununterbrochen kontrolliert und unliebsames Verhalten wird sofort sanktioniert. Und als unliebsam gilt hier alles was den Hierarchien und Machtverhältnissen irgendwie gefährlich werden könnte.
Es spiegelt sich wieder wofür Gesetze im Grunde da sind: um die bestehenden Strukturen vor den Menschen selbst zu schützen.
Falls es weitere Fälle gibt, von denen ihr wisst, bei denen innerhalb der JVA-Neumünster (oder anderswo) Besuchstermine sabotiert worden sind oder eure Rechte anderweitig eingeschränkt wurden, freuen wir uns wenn ihr uns davon erzählt.
Das Knastsystem funktioniert durch Vereinzelung und Isolierung, lasst uns versuchen dieses System und das damit verbundene Schweigen zu durchbrechen!
Unsere Solidarität ist eine Waffe!
Kontakt: abc-flensburg@systemli.org
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