[USA] Statement von Jeremy Hammond zum 11. Juni 2019

Quelle: free jeremy, übersetzt von abc wien

Eine erhobene Faust für euch alle an diesem 11. Juni! Möge dieser Brief euch in revolutionärer Gesundheit und Stimmung erreichen. Obwohl ich bei dieser Gelegenheit aufgrund der Gefangenschaft durch das BOP nicht körperlich bei euch sein kann, fühle ich mich an diesem Tag der Solidarität immer noch mit euch verbunden. Es war schön, vor ein paar Tagen für Running Down The Walls den 5K mit euch zu laufen. Ich habe auch ein paar Dutzend Origami-Modelle verschickt, die mit anarchistischen Tattoos für den 11. Juni verziert sind; diese solltet ihr in Kürze erhalten.

Große Anerkennung für die anderen anarchistischen Gefährt*innen hinter Gittern. Wir haben im Laufe der Jahre viele Prüfungen und Schwierigkeiten durchgestanden: Belästigung durch missbräuchliche Wachen, Einzelhaft, Dieseltherapie*, die todlangweiligen Frustrationen im Kampf gegen die brutale Bürokratie über so viele Jahre. Aber wir waren noch nie allein. Trotz aller Bemühungen, die das System unternommen hat, uns von unseren Freund*innen und Lieben abzuschneiden, uns von den Drehungen der Erde zu trennen, konnten wir immer noch mit der Bewegung in Verbindung bleiben. Die Briefe, die Bücher, die Nachrichten der Ermutigung – indem wir die strafende, isolierende abschreckende Wirkung des Gefängnissystems untergraben, werden wir gestärkt, um weiterhin durch den Sturm zu kämpfen.

Ich möchte meine Wertschätzung für ABC-Gruppen, „Books for Prisoners“, „Friends of AK Press“ und diejenigen, die ihre persönlichen Zines geschickt haben, zum Ausdruck bringen: eure Arbeit hat einen unermesslichen positiven Effekt auf unser Leben hinter Gittern. Ihr sollt wissen, dass jede Gefängnisbibliothek, die wir durchquert haben, mit radikaler Literatur übersättigt ist, bereit für die nächste neugierige Seele, die nach etwas Interessantem zum Ausprobieren sucht. Inspirierend sind auch die verschiedenen Solidaritätsaktionen, zu hören, dass es immer noch Menschen gibt, die direkte Aktionen durchführen, um die alte Welt zu zerstören und Neues zu manifestieren. Wo wir sind, sind wir oft nicht in der besten Position, um Dinge selbst zu hacken und zu zerschlagen, aber wir können trotzdem beruhigt sein, wenn wir wissen, dass Dinge immer noch gehackt und zerschlagen werden.

Dieser 11. Juni fällt auch auf die jährliche „Officer Appreciation Week“ (eine von der nationalen Polizeiwoche im vergangenen Monat getrennte Veranstaltung). Im gesamten bundesweiten Gefängnissystem sind wir tagsüber in unseren Zellen eingesperrt, während die Schweine sich an fancy Essen aus der freien Welt erfreuen, Basketballturniere veranstalten und sich gegenseitig billige Preise überreichen, die von Gefangenen hergestellt wurden. Sie klatschen sich gegenseitig auf den Rücken, während ihre Brüder weiterhin mit der Ermordung unschuldiger Menschen auf der Straße davonkommen. Es ist schwer vorstellbar, was für ein*e widerwärtige*r nationalistische*r Soziopath*in eine solche Woche unterstützen könnte – aber andererseits sind es die Vereinigten Staaten, angeführt von einem faschistischen Schwein, das rassistische Polizist*innen und Kriegsverbrecher*innen begnadigt!

Wenn man sieht, wie der Himmel aus der Ferne zusammenbricht, ist es manchmal frustrierend, nicht viel dagegen tun zu können. Ich werde oft gefragt, ob es das alles wert gewesen ist und wie ich mich davor schütze, auszubrennen. Obwohl ich es bedauere, dass ich meine Handlungen nicht mit absoluter Präzision ausgeführt habe, habe ich es nie bereut, mich der anarchistischen Bewegung angeschlossen oder spezifische Anonymous Aktionen begangen zu haben, die zu meiner Inhaftierung führten. Mein einziges Bedauern ist, dass ich meine Aktionen nicht mit absoluter Präzision ausgeführt habe und dass ich zu früh erwischt wurde, bevor ich viele andere halbfertige Pläne verwirklichen konnte!

Beim Nachdenken über das diesjährige Thema der Bekämpfung des Vergessens, der Inspiration und dem Blick auf frühere Generationen dachte ich über einige Dinge nach, die ich kürzlich in Nelson Mandelas Autobiographie Long Walk to Freedom gelesen habe. Die Behörden boten ihm mehrfach die Freilassung aus dem Gefängnis an, wenn er sich nur von seinen Taten distanzieren und die Anwendung von Gewalt verurteilen würde. Jedes Mal weigerte er sich, seinen Gefährt*innen den Rücken zu kehren! Es gibt keine größere Integrität als bei denjenigen, die getestet wurden und sich selbst treu geblieben sind, und ihre Köpfe so extrem lange hochhalten. Nachdem ich ein Verständnis für die enorme Schwere und Kostbarkeit der Zeit entwickelt habe, möchte ich euch allen, die ihr langfristige Strafen absitzt, meinen tiefsten Respekt aussprechen und mich verpflichten, auf eure sofortige und bedingungslose Freilassung hinzuarbeiten.

 

Bis der letzte Gefangene freigelassen und das letzte Gefängnis niedergebrannt ist!

Jeremy (A)

 

*Dieseltherapie: Gefangene wechseln konstant zwischen Knästen, um sie zu bestrafen. Sie werden tage- und wochenlang von Knast zu Knast transportiert, müssen stundenlang in den Bussen sitzen, meist gefesselt, um jegliche Bewegungsfreiheit einzuschränken.

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