Quelle: north shore, übersetzt von abc wien
Anonym zugesandt an North Shore Counter-Info.
Es waren ein paar unglaublich hektische Wochen in Hamilton, und die Situation hier hat sich ständig weiterentwickelt. Die Dinge waren jenseits von Wut und gelegentlich herzzerreißend, aber auch ziemlich inspirierend und oft herzerwärmend. Trotz all der Scheisse, des Stresses und der Gewalt, die die Leute in der Stadt radikalisiert haben, haben sich die Gespräche verändert (plötzlich ist es nicht mehr so umstritten, die Polizei zu hassen oder den Stadtrat zu verurteilen!), und die breite Unterstützung für queere Anarchist*innen, einschließlich der politischen Einstellung, die sie haben, und der Aktionsformen, die sie ergreifen, ist gewachsen.
Unser Aktionstag am Freitag übertraf alle Erwartungen bei weitem – fast 50 Solidaritätsaktionen fanden auf mehreren Kontinenten statt und in Hamilton war unsere Nachtdemo ein voller Erfolg. Ungefähr 150-200 Queers und Unterstützer*innen gingen für eine Nachtdemo auf die Straße, die explizit gegen die Polizei und den Staat gerichtet war. Die Leute schrien brennende Slogans gegen Polizist*innen, den Bürgermeister, und feierten die trans*, queere und nicht-binäre Existenz als zwangsläufig politisch und unumstößlich. Nachdem die Innenstadt erreicht wurde, endete die Demo mit einer Tanzparty und Feuerwerk, wodurch eine der belebtesten Kreuzungen der Stadt übernommen und stillgelegt worden.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Repression leider weiter verschärft und nach außen ausgeweitet, um sich auf mehr Menschen zu konzentrieren und weitere Aktivitäten zu kriminalisieren. Als Teil dieses Trends ist das Sich-Organisieren in der Stadt auf eine wachsende Polizeipräsenz gestoßen – die Zahl der Polizist*innen, die bei Kundgebungen und anderen Veranstaltungen anwesend sind, hat das Übliche für Hamilton weit überschritten. [1] Dieses Statement soll einen Überblick über die neuesten Entwicklungen und einige kurze Updates darüber geben, wo Leute momentan stehen.
Die Verteidiger*innen des Gage Park Prides
Die Zahl der Personen, die verhaftet wurden und mit Anklagen im Zusammenhang mit der Konfrontation, die während der Hamilton Pride am 15. Juni stattfand, konfrontiert sind, ist gestiegen. Derzeit werden vier Personen im Zusammenhang mit der Veranstaltung beschuldigt. Cedar wurde vorletzten Samstag wegen einer Verletzung der Bewährungsauflagen verhaftet (es ist allerdings etwas kompliziert und wird weiter unten näher beschrieben); eine weitere Verhaftung am folgenden Montag aufgrund von zwei Bewährungsbrüchen; die nächste Verhaftung am vergangenen Mittwoch, ebenfalls wegen zwei Bewährungsbrüchen; und eine vierte Verhaftung am letzten Freitag wegen einer Straftat.
Weder Gefängnisse noch Polizei haben etwas Nützliches, um zur Konfrontation mit der extremen Rechten und zum Umgang mit gewalttätigen Homophoben beizutragen, und wir fordern nicht (und forderten nie) die Verhaftung derjenigen, die die Pride angegriffen haben. Allerdings ist es wahrscheinlich erwähnenswert, dass vier Personen wegen ihrer Rolle bei der Verteidigung der Pride verhaftet wurden, während nur eine Person wegen ihrer Rolle bei der Attacke auf die Pride verhaftet wurde.
Löwen, und Tiger, und Rasenschilder? Oh je!
So vieles an dieser Situation war lächerlich, aber das sich noch entwickelnde „Rasenschild-Debakel“ dürfte dem Ganzen die Krone aufsetzen. Im Rahmen des Aktionstages am Freitag veranstaltete eine Gruppe von etwa 20 Personen eine Kundgebung am Haus von Fred Eisenberger, dem Bürgermeister der Stadt Hamilton. In einer Aktion, die weitaus komischer als aggressiv war, wurden rosa Rasenschilder mit der Aufschrift „The Mayor Doesn’t Care About Queer People“: Drop all the Charges Against Pride Defenders NOW“ auf dem Rasen platziert, während einige Personen in ‚gay masquerade‘ übertriebene, schräge Musik spielten (eine Person sagte, es höre sich an wie Kinder die Lernen Blockflöte zu spielen und nebenbei auf Küchenuntensilien klopfen). Das Ganze verlief reibungslos und war innerhalb von 15 Minuten vorbei, woraufhin alle wegfuhren. Um die Heiterkeit und die offensichtliche Harmlosigkeit der Aktion vollständig zu erfassen, empfehlen wir dringend, dieses kurze Video anzusehen.
Alle Beteiligten gingen davon aus, dass dies eine risikoarme Aktion wäre und handelten entsprechend (d.h. es wurde wenig Wert auf die Verschleierung der Identität gelegt). Allerdings kann unser Bürgermeister eindeutig NICHT Ruhe bewahren und an dieser Stelle können wir nur davon ausgehen, dass er keinerlei PR-Berater*innen hat. Innerhalb einer Stunde war der Bürgermeister im Fernsehen und in den Nachrichten und verurteilte die Aktion als gewalttätigen Angriff auf sich selbst und seine Familie. Laut Fred ging diese Aktion zu weit und überschritt eine Grenze – einige Beobachter*innen behaupteten sogar, die Grenze zum Terrorismus könne überschritten worden sein. Nachdem er die Beteiligten als vorgetäuschte Queer- und Trans*-Agitator*innen bezeichnet hatte, versprach er, sofort gegen diese „schweren“ Täter vorzugehen und alle Beteiligten „im vollen Umfang des Gesetzes“ zu verfolgen. All dies an dem Tag, an dem das 50-jährige Jubiläum von Stonewall gefeiert wird.
Derselbe Kerl, der sich weitgehend weigerte, Kommentare zu den Faschist*innen abzugeben, die die Pride angriffen; der sich weigerte, eine wachsende rechtsextreme Präsenz in der Stadt als ernsthaftes Problem zu bezeichnen; und der routinemäßig die Untätigkeit der Polizei verteidigte, weil die Dinge „Zeit brauchen“, „kompliziert“ seien und „etablierten Prozessen“ folgen müssten, kam ohne zu zögern an die Öffentlichkeit, um stadtweite Maßnahmen zum Schutz seiner selbst, anderer Stadträt*innen und ihrer Familien (vor Rasenzeichen?) zu fordern. Leider ist nicht vielen die Ironie dieser Empörung eines Bürgermeisters aufgefallen, der sich weigert, das Thema trans*, queer und nicht-binäre Sicherheit ernst zu nehmen und die zunehmende Gewalt ignoriert, mit der diese Menschen täglich zu tun haben.
Hand in Hand mit Freds Medieninterviews wurde auch die Polizei von Hamilton befragt und hob die Ernsthaftigkeit der Aktion hervor; sie erklärte, dass bereits eine Untersuchung eingeleitet wurde und dass sie die Verantwortlichen verfolgen würden. Bevor wir in dieser Geschichte weiter gehen, wäre jetzt wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt, für all diejenigen die es noch nicht wissen zu erwähnen, dass unser „ehrenwerter“ Bürgermeister an der Spitze des Hamilton Police Services Board steht. Unnötig zu sagen, dass es mehr als wahrscheinlich ist, dass Fred den Chef (unter anderen Führenden) auf der Kurzwahl hat und sehr beschäftigt war, Anrufe zu tätigen. Innerhalb von weniger als fünf Stunden nach der morgendlichen Aktion hatte die Polizei bereits Verdächtige identifiziert, Haftbefehle erhalten und die Stadt durchsucht, um Verhaftungen vorzunehmen.
Am Nachmittag wurde das Auto eine*r Freund*in auf einem Parkplatz von nicht weniger als acht Streifenwagen und mehreren ungekennzeichneten Fahrzeugen umgeben. Das Auto wurde beschlagnahmt und eine Person wurde im Zusammenhang mit der Aktion am frühen Morgen verhaftet. Nachdem sie an einem Ort abgefertigt worden war, wurde sie von der Polizei mit Sturmgewehren aus dem Gebäude zu einem wartenden Auto begleitet, und ein Konvoi von Polizeifahrzeugen brachte sie zum Hauptbahnhof, wo sie die Nacht verbrachte. Man könnte meinen, die Polizei von Hamilton hätte es mit einem Mitglied des Revolutionären Kampfes zu tun, und NICHT mit jemandem, der beschuldigt wird, Rasenschilder aufgestellt zu haben. Die Person wurde am Samstag gegen Kaution entlassen und steht insgesamt vier Anklagen gegenüber: kriminelle Belästigung, die eine Ruhestörung, Entwendung und Sachbeschädigung verursachte.
Wir haben die Bestätigung, dass eine weitere Person mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert ist und sich in dieser Woche stellen wird. Uns wurde auch mitgeteilt, dass weitere Verhaftungen bevorstehen und es das Ziel ist, alle Teilnehmer*innen zu verhaften. Während des vergangenen Wochenendes war die Polizei wieder einmal dabei, queere Anarchist*innen zu schikanieren – an Türen klopfen, unsere Räume überwachen, versuchen, unsere Freund*innen einzuschüchtern und Menschen in die Enge treiben.
Als Gipfel der Kränkung beendete der Bürgermeister den Tag mit einer unglaublich geschmacklosen Aktion indem er eine Erklärung zum „50-jährigen Jubiläum der Stonewall-Riots und der Communites 2SLGBTQ+“ veröffentlichte. Ein paar Tage zuvor auf der letzten Stadtratssitzung stolperte Fred über seine Worte und konnte das Akronym einfach nicht ganz richtig verstehen (L…B…G…G…D…T?..P? anyone?), also schätze ich, es ist ein Fortschritt, dass er das endlich herausgefunden hat. In der Erklärung feiert Fred die Unruhen, die einen wichtigen Bürgerrechtskampf ausgelöst haben, der heute noch andauert und verkündet: „An diesem Tag und jeden Tag stehe ich in Solidarität mit unseren 2SLGBTQ+ Communites und Verbündeten und feiere die unermesslichen Beiträge, die 2SLGBTQ+ Menschen für unsere Gesellschaft geleistet haben. Heute unternehmen wir weiterhin notwendige Schritte, um die Integration und die Achtung vor allen zu erhöhen“. Sicher, Fred, du machst bisher einen Super-Job.
Free Cedar!
Es hat eine ganze Weile gedauert (zu lange!), bis wir in der Lage waren, Updates zu Cedar und die Situation zu liefern. Aber endlich können wir es und wir haben viel zu teilen. Nach Cedars Verhaftung am Samstag, den 22. Juni, wurde Cedar ins Hamilton Wentworth Detention Centre in der Barton Street gebracht. In Übereinstimmung mit Cedars Erfahrung der letzten Inhaftierung in diesem Gefängnis wurde Cedar als Trans*-Person von den allgemeinen Gefangenen getrennt und in Isolationshaft gesteckt. Diese notorisch unmenschliche und schädliche Praxis, die routinemäßig als Disziplinarmaßnahme zur Bestrafung von Gefangenen eingesetzt wird, ist Barton Jails Hauptmethode für den „Umgang“ mit Trans*gefangenen. Trans*insass*innen, die in Barton auf den Prozess warten, können Jahre in Einzelhaft verbringen.
Cedar war bis zum letzten Wochenende in Barton und wurde dann in das Vanier Centre für Frauen in Milton überstellt. In Barton hatte Cedar keinen Zugang zum Telefon und durfte auch nicht mit dem*der Anwält*in kommunizieren. Als klar wurde, dass sie abgeblockt wurden und es wochenlang zum Berufungsverfahren dauern wird, beschloss Cedar den Hungerstreik zu beenden (am letzten Mittwoch). Über eine Woche hatte Cedar keinen Kontakt zu gesetzlichen Vertreter*innen und erst gestern, also zehn Tage nach der Festnahme, und der Verlegung konnte Cedar zum ersten Mal mit der*dem Anwält*in sprechen. In Barton war Cedar gezielten Belästigungen der Wachen ausgesetzt, in einem dieser Fälle durchsuchten die Wachen die Zelle und kritzelten, während sie eine Leibesvisitation durchführten, „You’ve been governed“ (du wurdest regiert) an die Zellenwand. Als wäre eine Leibesvisitation nicht schon übergriffig und erniedrigend genug, hielten es die Wachen für notwendig, noch eine eher unoriginelle Stichelei mit Bezug zur Locke Street zu verwenden.
Seit der Verlegung nach Vanier hat sich die Situation etwas verbessert – Cedar ist nicht mehr isoliert und kann mit den Menschen kommunizieren. Mit dieser Änderung haben wir einige wenig überraschende, aber umso wütender machende Neuigkeiten erhalten. Von dem Moment an, als Cedar verhaftet wurde, sagte die Polizei öffentlich, die Verhaftung wäre eine Folge von Cedars Teilnahme an der Konfrontation, die während der Pride stattfand, und damit wären Bewährungsauflagen verletzt worden. In offiziellen Erklärungen, in mehreren Fernsehinterviews und in unzähligen gedruckten Artikeln hat die Polizei von Hamilton bis zum Überdruss behauptet, dass sie Cedar durch Videobeweise eindeutig als Teilnehmer*in an dem Vorfall identifiziert und die Verhaftung ausschließlich auf dieser Grundlage vorgenommen haben. Da sich immer mehr „angesehene“ Community-Mitglieder gemeldet haben, dass sie bei der Pride waren und bestätigen können, dass Cedar tatsächlich NICHT da war, wurde die Polizei fast ständig dazu befragt. Einige haben gefragt, ob sie nur einen Fehler gemacht haben oder nicht, andere haben gefragt, ob es sich um ein politisch motiviertes Targeting handeln könnte oder nicht. Einige andere spekulierten, dass die Verhaftung mit einer Rede von Cedar zusammenhängen könnte, in der sich gegen die Polizei ausgesprochen wird. Als Antwort auf all diese Fragen und Spekulationen hat die Polizei behauptet, dass Cedar aus einem Grund und nur einem Grund verhaftet wurde: die Teilnahme an der Konfrontation, die bei der Pride stattfand.
Was für ein Scheiß! Obwohl Cedar der Kontakt zum*zur Anwält*in nicht gestattet wurde und wenig Informationen über die Verhaftung weitergegeben wurden, erhielt Cedar kürzlich Zugang zu den Unterlagen ihres*seines Falls. Die Dokumente sagen wenig (oder gar nichts) über ihre Anwesenheit im Gage Park und ihre Teilnahme an der Pride aus. Im Gegenteil, sie konzentrieren sich fast ausschließlich auf eine öffentliche Rede, die Cedar nach den Ereignissen der Pride hielt. Am Montag nach dem Angriff auf die Pride berief der LGTBQ-Beratungsausschuss der Stadt eine Sondersitzung im Rathaus ein. Als „Community Conversation“ bezeichnet, wurden Bürger*innen eingeladen, zu sprechen – um die Ereignisse des Wochenendes zu diskutieren und der breiteren queeren Community einen Raum zu geben, sich zu treffen, um Bedenken zu äußern, Ängste auszudrücken und eine Antwort auf die zunehmend feindliche Umgebung, in der wir uns befinden, zu formulieren. Bei diesem Treffen äußerte Cedar eine vernichtende Kritik an der Rolle und Funktion der Polizei und argumentierte leidenschaftlich, dass Polizist*innen in queeren Communities keinen Platz haben. Es ist dieser Akt – die öffentliche Äußerung gegen die Polizei und das Plädoyer für Selbstverteidigung in queeren Communities -, der Cedar derzeit in einen Käfig gebracht hat.
Die Dokumente, die die Begründung für die Aufhebung Cedars Bewährung darlegen, verweisen ausdrücklich auf diese Rede und enthalten sogar direkte Zitate. Soweit wir das beurteilen können, wird argumentiert, dass die Rede eine Form der Verletzung des Friedens oder der Anstiftung darstellt. Ein großer Teil der niedergeschriebenen Rede kann unten gelesen werden.
Mit einer Frist von weniger als zwei Tagen wurde Cedar mitgeteilt, dass die Anhörung zur Überprüfung der Bewährung am Donnerstagmorgen stattfinden wird. Bis heute gingen Cedars Anwält*innen und Freund*innen davon aus, dass sich die Anhörung auf den Vorwurf der Anwesenheit bei der Pride konzentrieren würde, (denn das ist es, was uns immer wieder gesagt wurde!) und haben sich auf das Sammeln von Unterlagen und die Vorbereitung einer Verteidigung konzentriert, die dieser Behauptung gerecht wurde. Aber wir wissen jetzt, dass das nicht der Fall ist, und wir haben kaum Zeit, eine Antwort auf die Anschuldigung hinsichtlich der Rede zu entwickeln.
Wenn man die Rede jetzt liest, ist es unheimlich. So viele der vorgebrachten Punkte sind unbestreitbar geworden, und so viele der vorgebrachten Bedenken sind eingetreten. Die Rede spricht davon, dass queere Menschen kriminalisiert werden, für Dinge, die als „zu weit gehend“ wahrgenommen werden (d.h. etwas außerhalb der üblichen Kanäle von politischen Vertreter*innen und der Polizei zu tun) – es gibt fünf Queers, die derzeit strafrechtlich verfolgt werden, und uns wird angekündigt, dass noch mehr dazukommen werden. Die Rede spricht über die besondere Bestrafung, in Isolationshaft gebracht zu werden, die Trans*-Leute ertragen müssen, wenn sie verhaftet werden – Cedar wurde verhaftet und in die Isolationshaft gesteckt. Die Rede bezieht sich auf Gefängnisse als „Fabriken sexueller Übergriffe“ – diejenigen, die verhaftet wurden (und alle, die im Gefängnis gefangen sind), sehen sich mit Leibesvisitationen, Körperscans und vielem mehr konfrontiert; sie sehen sich mit den Händen von Polizist*innen und Gefängniswärter*innen am ganzen Körper konfrontiert. Die Rede spricht von gleichgeschlechtlichen Beziehungen, die in Gefängnissen kriminalisiert werden – in der Abteilung, in der Cedar derzeit inhaftiert ist, gibt es ein lesbisches Paar, das von den Wachen massiv belästigt wird, disziplinarischen Maßnahmen ausgesetzt ist und die räumliche, also physische Trennung voneinander angedroht wird. Dies sind nur einige Beispiele, und die Liste könnte noch weitergehen.
An dieser Stelle ist es wichtig zu beachten, dass Cedar kein*e Held*in ist (und es auch nicht sein will), und in den meisten Fällen ist ihre*seine Erfahrung nicht ungewöhnlich. Trans*, nicht-binäre und queere Menschen sind ständig mit staatlicher Verfolgung, polizeilicher Gewalt und Inhaftierung konfrontiert. Dies gilt umso mehr für arme und ethnisierte [racialized] Menschen. Der Fall Cedar ist nur insofern eine Ausnahme, als dass er in der Öffentlichkeit Beachtung findet und eine große Gruppe von Menschen hinter sich hat, die Unterstützungsarbeit leisten. Polizei und Gefängnisse sind überall der Feind der Queers, und wir wollen das nicht aus den Augen verlieren. [2]
Heute ist mehr denn je klar, dass die Polizei keine Queers schützt, sie schützt keine trans* und nicht-binären Menschen, und sie gewährleistet ganz sicher nicht unsere Sicherheit. Wenn überhaupt, müssen wir uns vor der Polizei schützen. Wir müssen uns umeinander kümmern, Strategien zur Verteidigung unserer Communities entwickeln und dabei eine andere Welt aufbauen. Der Angriff auf die Pride war beängstigend und die Reaktion der Stadt war seitdem bestenfalls enttäuschend und schlimmstenfalls aktiv schädlich. Nicht nur trans*, nicht-binäre und queere Menschen wurden häufig für den Vorfall verantwortlich gemacht (Wenn sie doch bloß den Rekrutierungs-Stand der Polizei zugelassen hätten!), sondern sie waren auch einer anhaltenden Gewalt ausgesetzt. Vermutlich sind die Queers in der Stadt an diesem Punkt mit mehr Gewalt und staatlicher Bedrohung konfrontiert als von der extremen Rechten.
Während all dies schmerzhaft ist, bietet es auch die Möglichkeit, neue Beziehungen zwischen den verschiedenen Kämpfen aufzubauen; darauf zu bestehen, dass Queer zu sein bedeutet, revolutionär zu sein; und nach Räumen zu suchen, in denen Stadtvertreter*innen und Polizei keinen Platz haben. Wie unvollkommen auch immer, wir können so viel mehr ohne sie tun und so viele schöne Dinge aufbauen. So fuck the police; fuck city council; and fuck the mayor.
Transcript of the speech given by Cedar Hopperton at the Two-Spirit and LGBTQ Community Conversation hosted by the LGBTQ2+ Advisory Committee
Hamilton City Hall
18 June 2019
CEDAR HOPPERTON:
…there’s things that come with it and when we talk about bringing them back in, those questions we should be concrete about. Why? I think there’s specific things that people are.. like have legitimate desires for.. that they wish might happen, right? And if we… if people say well we need cops there so they can de-escalate, it’s like how about we build de-escalation skills collectively? We’re strong brave people. And learn how to apply them. [CLAPPING]. If we want the police there to use measured force in order to deal with situations, let’s figure out how to use measured force ourselves and decide when and how it’s appropriate to do so. I think building up strength to act, the strength needed to be violent if necessary is a necessary precondition for your choice to be peaceful to be meaningful, otherwise you’re just powerless. [CLAPPING]. I mean one of.. one of.. one of the things that’s funny about this thing that gets talked about as like an LGBTQ community is I feel like it means a couple of different things, it means different things to different people. Like at the smallest sense, it’s an experience of a shared identity. Personally, I’m not interested in that. I understand it has a lot of value and I don’t want to shit on it. But what I am interested in is building community around people who share a desire to build a shared idea of the world they actually want to live in. I feel like that’s a higher bar. I feel like that bar is worth working towards. And that’s why when I say that I don’t want to march with cops, because I’m not part of any community that includes police. I’m not part of communities that are going to welcome people to the table that when people go to confront homophobic far-right in the streets of our city and they’re having to mask up, they’re hiding from the cops because we know whose side they’re on and who it is who ends up going to jail over this shit. [CLAPPING]. When people push back against slumlords and property speculators in this city, resisting the forms of violence that disproportionately affect LGBTQ people and other marginalized people, who stands up to defend their exploitation, their ability to profit off of our misery? It’s the fucking police again. They do stuff every day to keep us living in misery. And then when we do go a little bit too far in their eyes or we just happen to be broke or just unlucky, they sweep us up and thousands of our neighbors and throw us into the sexual assault factories they call prisons. Where queer people.. where.. I don’t know if you know this but it’s.. having same sex relationships is still criminalized if you’re incarcerated. Trans people are routinely kept in segregation, I spent two months in seg this year. Um.. and that is the police who make the choice about who is going to experience these kinds of violence. Um.. the idea that we should turn to them for protection is actually ludicrous because look around this room right now. Look who’s out here today. We’re fucking strong. We don’t need to delegate to them the idea of when we are safe, how we are safe, and on what terms. We don’t need to go begging for safety in our own streets and our own festivals. When we throw a rally this weekend or a march this weekend to say we’re not okay with having dozens of queers come home bloody from Pride, I would encourage us to do it without the police. I would encourage us to ask right now for those people sitting at the back there to get the fuck out. [CHEERING & CLAPPING]. You’re not welcome. Just take a minute for that, we fucking see you. [CLAPPING]. You’re trying to slip your way back in here to convince us you’re something you’re not, to go back on the decision we made with tremendous difficulty across the region for many years. We fucking see you. Thank you. [CHEERING & CLAPPING].
[1] Als Reaktion auf die Demonstration am Freitagabend waren Polizist*innen an jeder Ecke der Innenstadt positioniert, es gab Fahrradbullen, die die Menschenmenge flankierten, Bullen auf Pferden in einer Gasse, und jemand entdeckte sogar die Marine-Einheit. Sie waren während der Demo relativ zurückhaltend, aber als die Demo begann, sich aufzulösen, versuchte die Polizei die weggehenden Personen zu schikanieren und einzuschüchtern. In einem solchen Fall umgab eine Gruppe von Polizist*innen zwei junge Queers, fesselte sie mit Handschellen und sagte, sie seien wegen Sachbeschädigung verhaftet worden (weil sie ACAB in Kreide auf den Bürgersteig geschrieben hätten). Glücklicherweise bemerkte dies jemand, sammelte andere und ergriff die notwendigen Maßnahmen, was zur Freilassung der beiden Personen führte.
[2] Eines der kleinen Dinge, die man tun kann, um andere queere Gefangene zu unterstützen, ist, eine Brieffreundschaft aufzubauen. Das in Kanada ansässige Prisoner Correspondence Project (https://prisonercorrespondenceproject.com/) und die in den USA ansässige Organisation Black and Pink (https://www.blackandpink.org/) können dir dabei helfen.