Veranstaltungsort ist das AJZ (Heeper Str. 132, 33607 Bielefeld)
Programm:
Fr:
18:00 Uhr : Essen – Schlafplätze verteilen
20:00 Uhr: Veranstaltung Revolutionäre Langzeitgefangene
Sa:
10 Uhr Frühstück + Plenum
11-14 Uhr AG’s
14-15 Uhr Pause
15-18Uhr AG’s
18-20 Uhr Pause / Essen
20 Uhr VA Situation in Abschiebeknästen am Beispiel von Büren
22 Uhr Kneipe
So.
10-12 Uhr Frühstück
13 Uhr Plenum
Die Anti-Knast-Tage finden nun zum wiederholten male statt, dieses Jahr in Bielefeld. Wie die Jahre zuvor in den anderen Städten, sollen die Tage auch in diesem Jahr offen gestaltet werden. Wir verstehen diese Veranstaltung als Möglichkeit des Austausches, der Diskussion, des Lernens und Kennenlernens. So möchten wir nicht mit einen vorgefertigten und starren Programm einen möglichen produktiven Prozess blockieren, sondern in Gegenteil mit allen Interessierten zusammen die inhaltliche Ausrichtung gestalten. Das bedeutet, dass bis auf den oben genannten zeitlichen Rahmen wenig vorgegeben ist und auf dem Plenum besprochen wird welche AG’s/Workshops wann stattfinden.
Wir hoffen damit auch Gruppen und Menschen ansprechen zu können, deren Schwerpunkt vielleicht erst einmal nicht Anti-Knast-Arbeit ist, die sich aber so, mit ihren Interessen, Fragen und den Erfahrungen aus ihren Leben und ihrer politischen Arbeit, einbringen können. Dadurch kann der Raum geschaffen werden, die Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte mit anderen Aktionsbereichen zu erarbeiten und zu vertiefen und umgekehrt auch versucht werden die Auseinandersetzung um das Thema Knast in anderen Bereichen mehr zu verankern. Denn nur im gemeinsamen Handeln werden wir es schaffen, das Bestehende außer Kraft zu setzen und eine Gesellschaft ohne Grenzen und Knäste, ohne Ausbeutung und Unterdrückung, ohne Hierarchien und Herrschaft zu erkämpfen.
Wenn ihr also Ideen und Diskussionsvorschläge zu dem Thema Knast und Repression habt bringt sie mit oder schickt uns eine email. Einige Themenvorschläge wurden im Vorfeld der Anti-Knast-Tage bereits gemacht. So sind AG’s/Workshops geplant zu den Themen:
– Psychiatrisierung
– Zwangsarbeit im Knast
– Kommunikation mit Gefangenen
Auch findet noch eine Veranstaltung zu den § 129 Verfahren in Dresden statt. Außerdem wird evtl. ein Film oder eine Dokumentation zum Thema Knast gezeigt.
Weitere Vorschläge von uns wären:
– Warum gegen Knast?
– Knast + Repression / Wirkt die Angst?
– Was bedeutet Knast für die Gesellschaft? Abschreckung oder abstraktes Vorhandensein
Überwachung – autoritäre Gesellschaft / Möglichkeiten der Sensibilisierung zum Thema Knast in einer Gesellschaft, die sich größtenteils freiwillig den Zwängen unterordnet
– Arbeitszwang – Hartz IV – Knast etc. / Zusammenhänge zur Akzeptanz der erzwungenen Arbeit und wäre es sinnvoll eine Kampagne gegen die Profiteure der Knastarbeit zu machen?
– Knastkämpfe / Wie können wir uns mit den Kämpfen im Knast solidarisieren und welche Interventionsmöglickeiten haben wir?
– Knastgewerkschaft – Organisierung im Knast – IvI / Ist die Vorstellung einer Organisationsstruktur für Gefangene eine Perspektive für die Kämpfe im Knast und inwieweit könnten wir draußen dies unterstützen?
Wir bitten die Leute aus anderen Städten, die bei uns übernachten wollen, uns vorher Bescheid zu geben wie viele Schlafpätze ihr in etwa braucht. Meldet euch unter antiknast[ätt]riseup.net, das gilt auch für eure Fragen, Vorschläge und Anregungen.
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Aufruf:
Anti-Knast-Tage 2013
15. – 17. November / Bielefeld
Die Angst vor den fürchterlichen Konsequenzen, dem Knast,
hält den Hass auf die Barbarei in Gewaltfantasien gefangen.
Der Knast ist eines der schärfsten Instrumente, die der Staat in seinem Arsenal gegen all jene bereit hält, die sich nicht an seine Regeln halten oder diese bewusst brechen.
Wer einen Blick hinter die Gefängnismauern wirft, sieht wie Fremdbestimmung, Isolation, Monotonie, schleppende Routine und Langeweile, den Alltag der Gefangenen prägen. Damit wird versucht, die inhaftierten Menschen zu brechen, wieder auf Linie zu bringen, was offiziell Resozialisierung genannt wird. Das bedeutet im Klartext, Menschen so zu bearbeiten, dass sie wieder ein funktionierender Teil der Gesellschaft werden und auf dem Arbeitsmarkt ausgebeutet werden können. Resozialisierung heißt aber auch mit Gewalt, mit physischer und psychischer Folter, gegen jene, die sich auch im Knast nichts vorschreiben lassen, vorzugehen.
Wer nach Jahren im Gefängnis dann immer noch nicht dem gewünschten Bild entspricht und sich wehrt, kann, wenn im Urteil ein entsprechender Vorbehalt formuliert ist, von anschließender Sicherungsverwahrung (SV) bedroht sein. In dieser können Menschen auf Ewig hinter Stahl und Beton verwahrt werden; zum vermeintlichen Schutz der Gesellschaft.
Der Knast wirkt abschreckend und einschüchternd. Wie das Schwert Damokles’ hängt er stets über jeder_jedem Einzelnen und sitzt dir im Hinterkopf, wenn du für Essen nicht bezahlst, im Supermarkt Sachen einsteckst, wenn du ohne Ticket fährst, wenn du ohne Steuern zu zahlen einer Arbeit nachgehst, wenn du Dinge auf illegalisierte Weise über Ländergrenzen transportierst… sei es, dass du durch deine Situation dazu gezwungen bist, weil du kein Geld hast oder dich einfach dafür entscheidest.
Im Besonderen sind von Knast Menschen betroffen, die nicht die „passenden“ Ausweispapiere besitzen. Wer beispielsweise in der BRD ohne „legalen“ Aufenthaltsstatus aufgegriffen wird, kann vor der Abschiebung in ein anderes Land, Wochen oder Monate in einen Abschiebeknast gesperrt werden.
Nicht zu Letzt sollten wir uns als Anarchist_innen / Linksradikale mit dem Knast auseinandersetzen. Sind wir doch von ihm akut bedroht, sollten wir bei illegalen Aktionen oder auf Demos festgenommen werden oder sei es, dass wir in das Raster aktueller Konstrukte in Ermittlungsverfahren passen.
Die Angst gepackt und am Ende eingesperrt zu werden, soll dazu führen, dass die vorherrschenden Regeln und Gesetze eingehalten werden; soll damit eben Denken außerhalb dieser direkt vermeiden.
Somit dient der Knast der Herrschaftssicherung, der Kontrolle und Befriedung, der präventiven Aufstandsbekämpfung, denn er lässt unmöglich erscheinen, was unumgänglich, was unbedingt nötig ist. Der Verweigerung, dem Bruch mit dem System, seinen Regeln und Gesetzen.
Darum beschäftigt uns das Thema Knast nicht aufgrund des Wunsches nach Verbesserung bestimmter Missstände in gewissen Knästen – ohne Frage sind diese zwar zahlreich, doch kann die Reform nicht unser Ziel sein. Knast ist ein zentraler Aspekt zur Wahrung der bestehenden Verhältnisse. Verhältnisse, die geprägt sind von Macht, Herrschaft und Unterdrückung. Wo Konsum als Glück und Vereinzelung als individuelle Freiheit definiert wird. Wo der Verkauf der eigenen Arbeitskraft nicht weg zu denken ist und wo alle die davon abweichen und die Welt um sich herum in Frage stellen und nicht tatenlos hinnehmen, mit Repression zu rechnen haben.
Wenn wir mit diesen Werten brechen und die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse auf den Kopf stellen wollen, wenn uns der Kampf um Freiheit und um eine herrschaftsfreie Gesellschaft ernst ist, wenn wir aus dem heraus den Kapitalismus und das Patriarchat angehen wollen, dann muss auch das Gefängnis, als ein wesentlicher Bestandteil der herrschenden Ordnung und seiner Systematik der Unterdrückung und Erniedrigung, von uns als solcher begriffen und konsequent verneint werden.
Welche weiteren Aspekte hat das Knastsystem?
Wer profitiert vom Knast?
Was können wir tun? Und was sind unsere Ansätze gegen dieses System des Wegsperrens?
Diese und andere Fragen sollen auf den Anti-Knast-Tagen diskutiert werden. Darum laden wir euch ein am Wochenende vom 15. – 17.11. in das AJZ nach Bielefeld zu den Anti-Knast-Tagen 2013 zu kommen.