[Italien] Genua – Hausdurchsuchungen bei anarchistischen Gefährt*innen

Quelle: act for freedom, übersetzt von abc wien

Am 4. Oktober 2019 tauchte im Morgengrauen die ROS (Spezialeinheit der Carabinieri) bei zwei Gefährt*innen in Genua mit einem Durchsuchungsbeschluss auf. Am 10. Oktober kamen sie zu eine*r der beiden zurück, um weiteres Material, was sie vergessen hatten, zu beschlagnahmen – einen Computer, zwei Modems, einen USB-Stick, einen Entwurf dieses Textes als Papierversion.

Im Durchsuchungsbeschluss steht: „wird wegen Straftaten nach den Artikeln 110, 423, 270bis, die am 30. Juli 2019 in Genua begangen wurden, durchsucht“. [Diese Artikel des italienischen Strafgesetzbuches beziehen sich auf „Beteiligung am gleichen Verbrechen“ und „subversive Assoziation mit dem Ziel des Terrorismus oder dem Sturz der demokratischen Ordnung“]

Durch lokale Web-News erfahren wir, dass uns vorgeworfen wird, ein ENI-Auto (Energieunternehmen) in Brand gesetzt zu haben, woraufhin ein Bekennerschreiben auf einer Gegeninformationsseite veröffentlicht wurde.

Was sie gesucht haben (wir zitieren aus dem Durchsuchungsbeschluss): Gegenstände und Materialien im Zusammenhang mit der Straftat, in der sie ermitteln (insbesondere Kleidung, die während der Straftat getragen wurde, sowie Dokumente und/oder IT-Material im Zusammenhang mit dem Bekennerschreiben.

Aus einem der durchsuchten Häuser beschlagnahmten sie einen Computer, aus dem anderen verschiedene Papiere (Briefe von Gefangenen, persönliche Notizen, Broschüren, Flugblätter und ein grundlegendes Brandgefahrdossier) […]

Abgesehen davon, dass die beiden Wohnungen auf den Kopf gestellt wurden, mehr als sie es sowieso schon waren, hat uns das alles Stunden auf der Polizeiwache gekostet.

Wie so oft bei unterschiedlichen Repressionen gegen Gefährt*innen wird auch hier wieder unser Anarchismus vor Gericht gestellt, die Tatsache dass wir uns in antiautoritären Umgebungen aufhalten, Solidarität mit unseren Freund*innen und Gefährt*innen bekunden, die von Repression betroffen sind.

Ihr Ziel ist es nicht nur, jahrelange Haftmaßnahmen zu verteilen, sondern auch Angst unter den eingeschworenen Staatsfeind*innen zu verbreiten, indem sie sich beobachtet und kontrolliert fühlen sollen, in der Hoffnung so ihre Vernichtung und ihren Rückzug in ein frustrierendes, aber komfortableres Leben zu erreichen, eines, dass ihnen kein Dorn mehr im Auge ist. Manchmal erzielen sie Ergebnisse, wie Dissoziation und Distanzierung, die tatsächlich in die Hände der Mächtigen spielt, meist indem sie Feigheit hinter politischen Phrasen/ verbergen.

Was uns betrifft, so werden wir bleiben wer wir sind, stark in unseren Ideen und umgeben von denen, die solidarisch sind und nicht daran interessiert, Schuld oder Unschuld für die Taten, denen wir beschuldigt werden zuzuschreiben.

Von den vielen Direkten Aktionen, die auf der ganzen Welt durchgeführt werden, und die Taten der Revolte gegen das, was wir hassen, erfüllte uns vorher mit Freude und erfüllt uns auch heute noch mit Freude.

Wir sind nicht daran interessiert, Staatsanwält*innen, Richter*innen, Journalist*innen etc. als unsere Gesprächspartner*innen anzuerkennen.

Wir haben uns entschieden, uns durch einen Anwalt verteidigen zu lassen – also ist es seine Aufgabe die Inkonsistenz der Beweise, die sie angeblich gegen uns haben, zu demonstrieren.

Es wird kein Haufen Spione sein, die eine Beförderung oder ein Gerichtsurteil anstreben, die unsere Würde verletzt.

Am Morgen des 7. Oktober 2019 wurde die Wohnung eine*r weiteren Gefährt*in durchsucht. Auf Grundlage des bösartigen Artikels 41Tulps (ein Artikel, der es jede*r Polizist*in erlaubt, ein Haus ohne richterlichen Beschluss zu betreten) betraten die Digos aus Turin die Wohnung und suchten nach Waffen, Munition und Sprengstoff. Die Suche blieb erfolglos. Im Moment wird gegen den*die Gefährt*in nicht ermittelt.

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