[Griechenland] Neuer Prozess gegen den Revolutionären Kampf

Quelle: abolition media worldwide, übersetzt von abc wien

Der neue Prozess gegen den Revolutionären Kampf [Επαναστατικού Αγώνα, ‚Epanastatikòs Agonas‘] wird am Freitag, den 10. Januar 2020, um 9:00 Uhr morgens vor dem Sondergericht im Korydallos-Gefängnis (Athen) fortgesetzt. Dieses laufende Gerichtsverfahren gegen die Organisation und ihre Mitglieder ist Teil einer umfassenden Reihe von Prozessen, die weiterhin die Gefährt*innen, insbesondere Pola Roupa und Nikos Maziotis, betreffen und gegen sie gerichtet sind. Die Anklage in diesem Prozess bezieht sich auf eine Autobombe, die im Sommer 2017, sieben Monate nach der Verhaftung von Pola Roupa am 5. Januar desselben Jahres, von der Polizei aufgefunden wurde. Nikos Maziotis befindet sich indessen seit dem 16. Juli 2014 im Gefängnis. In diesem Prozess wird den Gefährt*innen vorgeworfen, „Sprengstoff geliefert, besessen und hergestellt zu haben“.

Revolutionärer Kampf ist eine revolutionäre anarchistische Organisation, die beginnend in der Nacht vom 5. Dezember 2003 mit einem doppelten Sprengstoffanschlag gegen das Gericht 1. Grades in Athen unzählige Aktionen gegen den Staat und das Kapital in Griechenland durchgeführt hat. Die Aktionen und Analysen der Gruppe richteten sich gegen Strukturen, Einrichtungen und institutionelle und repressive Vetreter*innen des griechischen Staates (IE: Gericht 1. Grades, Polizeistationen, Bereitschaftspolizei, Korydallos-Gefängnis, Arbeits- und Wirtschaftsministerien, ehemaliger Minister für öffentliche Ordnung G. Voulgarakis), internationale Kapitalstrukturen, Vertreter*innen der griechischen und internationalen Wirtschaftsmacht, multinationale Unternehmen und Strukturen anderer Staaten (IE: Wirtschaftsministerium, Citibank, Royal Dutch Shell, Eurobank, Athener Börse, Nationalbank von Griechenland, Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika).

Am 10. März 2010 wurde Lambros Fountas, ein Anarchist und Mitglied der Organisation, bei der Enteignung eines Fahrzeugs in Dafni (Athen) von Polizist*innen getötet.

Am 9. April desselben Jahres führte eine repressive Operation zur Verhaftung von sechs Anarchist*innen, darunter Pola Roupa, Nikos Maziotis und Kostas Gournas, die die Verantwortung für die Aktivitäten der Gruppe übernahmen (der letztgenannte Gefährte wurde 2019 freigelassen), während ein siebter Gefährte nicht verhaftet wurde, weil er nicht gefunden werden konnte. Nach ihrer Freilassung auf „Bewährung“ (am 11. Oktober 2011, wegen des Ablaufs der Untersuchungshaft, die sie rechtmäßig in Haft halten konnten), flohen P. Roupa und N. Maziotis am 15. Juni 2012 in die Klandestinität.

Das erstinstanzliche Verfahren des ersten Prozesses gegen den Revolutionären Kampf endete am 3. April 2013 mit der Verurteilung von P. Roupa, N. Maziotis und K. Gournas zu je 50 Jahren Haft, die unter einer vom griechischen Staat in das Rechtssystem eingeführten gesetzlichen Höchstgrenze der Haftstrafe auf 25 Jahre reduziert wurde. Zwei weitere Anarchist*innen wurden zu 7 Jahren und 7 Jahre und 6 Monate verurteilt. Drei weitere Personen wurden freigesprochen.

Am 10. April 2014 sprengte der Revolutionäre Kampf ein mit 76 kg Sprengstoff beladenes Auto vor dem Hauptsitz der griechischen Nationalbank in Athen – eine Aktion, die sich gegen den Staat, das Kapital und das Wirtschaftssystem richtete. Als Folge der Aktion wurde das Gebäude stark beschädigt, und wie ein*e Staatsanwält*in während eines Prozesses erklärte, wäre der Schaden für den griechischen Staat enorm gewesen, wenn es zusammengebrochen wäre (was es fast tat).

Am 16. Juli 2014 wurde Nikos Maziotis nach einer bewaffneten Konfrontation mit der Polizei im Athener Stadtteil Monastiraki verhaftet. Er wurde an einem Arm verletzt und riskierte, von den Repressionskräften auf der Stelle getötet zu werden.

Am 21. Februar 2016 entführte Pola Roupa einen Hubschrauber, um Nikos Maziotis aus dem Gefängnis von Korydallos zu befreien, eine Operation, die auch zur Befreiung anderer Gefangener hätte führen können, die aber leider fehlschlug.

Am 5. Januar 2017 wurden Pola Roupa und Konstantina Athanasopoulou verhaftet und traten sofort (zusammen mit N. Maziotis) in den Hungerstreik, um die Freilassung von Nikos und Polas Sohn durch die Repressionskräfte zu fordern (das Kind wurde einige Tage später freigelassen). Nach ihrer Verhaftung erklärte Konstantina Athanasopoulou, dass sie eine Anarchistin und Mitglied der Organisation sei, anschließend wurde sie freigelassen und floh in die Klandestinität, sie ist immer noch auf der Flucht.

Am 10. Mai 2019 wurden N. Maziotis und P. Roupa im zweiten Prozess gegen den Revolutionären Kampf zu lebenslanger Haft verurteilt, wegen Vorwürfen, die sich hauptsächlich auf die Aktion gegen die Bank von Griechenland (April 2014), drei Banküberfälle, die bewaffnete Konfrontation mit der Polizei vor der Verhaftung von N. Maziotis und den Besitz von Waffen und Sprengstoff beziehen. Andere Gefährt*innen wurden ebenfalls verurteilt.

Ebenfalls im Jahr 2019 wurde das Verfahren der ersten Instanz des fünften Prozesses gegen den Revolutionären Kampf abgeschlossen. K. Athanasopoulou wurde in Abwesenheit zu 35 Jahren und 6 Monaten verurteilt, P. Roupa zu weiteren 65 Jahren (hauptsächlich für die versuchte Befreiung der Gefangenen aus dem Korydallos-Gefängnis und einige Banküberfälle), N. Maziotis zu weiteren 24 Jahren und ein weiterer Genosse zu 34 Jahren und 6 Monaten. Bisher wurden vom griechischen Staat etwa sechs Hauptverfahren (anhängig oder abgeschlossen) für Aktionen im Rahmen des Revolutionären Kampfes eröffnet.

Solidarität mit den Angeklagten des Revolutionären Kampfes und den Angeklagten in den gleichen Prozessen.

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