[USA] Updates zu Eric King

Quelle: support Eric King, übersetzt von abc wien

Dieser Text ist viel länger und persönlicher, als die Texte, die wir normalerweise veröffentlichen. Erics Partnerin hat das erste Mal das Gefühl, ihre Meinung äußern und mitteilen zu können, was mit ihrer Familie passiert ist.

„Bei uns hat es eine Zeit lang Funkstille gegeben, und dafür entschuldige ich mich. Es ist so viel mit Eric passiert, aber wir waren so unglaublich besorgt und ängstlich, all das zu veröffentlichen. Es war so schrecklich, dass ich mich sogar jetzt noch… extrem überfordert und in Panik versetzt fühle, es zu veröffentlichen. Wir haben jetzt seit einem Monat an einem Entwurf gearbeitet. Aber es ist ganz real, dass FCI1 Englewood unsere Familie seit Erics Ankunft Ende August terrorisiert hat, angefangen vom ALLERERSTEN KONTAKT MIT DEM GEFÄNGNIS. Und es ist endlich an der Zeit, darüber zu sprechen.

Nachdem Eric in der FCI Englewood angekommen war, versuchte ich, ihn am nächsten Tag zu besuchen. Es gibt die Regelung, dass ein*e Ehepartner*in in der ersten Woche vor der Besuchsgenehmigung zu Besuch kommen kann. Als Eric jedoch 2016 in Englewood untergebracht wurde, stießen wir bei diesem ersten Besuch auf größere Probleme, so dass ich mit erneuten Problemen bereits gerechnet hatte… und wir wurden nicht enttäuscht. Nachdem ich eine Stunde lang bei den Wachen und den Lieutenants auf den Besuch drängen musste, wurde ich schließlich in den Besucherraum gebracht. Da dies alles so lang dauerte… hatten wir nur 20 Minuten für den Besuch. Während dieser 20 Minuten kamen sie nicht weniger als viermal zu uns und behaupteten, dass sich ein Kind in meinem Auto befände. Sie versuchten, mich zum Verlassen des Besucherraums zu zwingen, um ihnen zu zeigen, dass es kein Kind gibt. Ich weigerte mich und sagte ihnen, sie sollten zu meinem Spind gehen, meine Autoschlüssel holen und IN meinem Auto nachschauen, um zu sehen, dass kein Kind da ist. Verzweifelt wegen jeder Sekunde, die verschwendet wurde. Nachdem wir die Situation beendet hatten, wurden uns schließlich fünf ununterbrochene Minuten zugestanden, aber es war schwierig, sich zu entspannen und eine Verbindung herzustellen. Es ist anderthalb Jahre her, dass wir das letzte Mal im selben Raum waren. Und unsere Realität war so hart. Wir wurden ERST JETZT mit diesen Anschuldigungen konfrontiert. Diese letzten fünf Minuten waren traurig und zerbrechlich und so wunderschön. Es war wirklich schwierig, mit dem Wissen zu gehen, dass das Gefängnis […] sehr wahrscheinlich versuchen würde, uns voneinander fernzuhalten.

Wir haben eine Vorgeschichte mit FCI Englewood, daher war Erics Unterbringung hier, während er auf seinen Prozess wartet, für uns schockierend. Unsere Begegnung mit diesem Gefängnis vor drei Jahren endete damit, dass es einem Justizvollzugsbeamten, einem erwachsenen Mann, möglich war, Kindern mit körperlicher Gewalt zu drohen. Die Situation eskalierte, als das Gefängnis darauf bestand, ihn weiter bei den Besuchszeiten einzusetzen. Als Eric versuchte, den „Rechtsweg“ zu nutzen und das Beschwerdesystem durchzuarbeiten, belegte FCI Englewood ihn mit einer Disziplinarstrafe wegen angeblicher „Bedrohung eines Beamten“ durch einen von Eric gezeichneten Cartoon. Er wurde isoliert, 105 Tage lang durften wir ihn weder besuchen noch miteinander telefonieren, sein Sicherheitslevel wurde für diesen „Angriff“ durch einen Cartoon um 10 Punkte erhöht (in der Gefängniswertung ist dies ein GROSSER Sprung).

Am Ende des Ganzen gelang es FCI Englewood den „Rechtsweg“, auf den Eric Anspruch hatte, zu unterbinden. Die Gefangenen müssen in der Befehlskette Beschwerden einreichen, bevor sie eine Klage einreichen können. Wenn sie in Isolation sind, sind sie voll und ganz von den Wachen abhängig: erstens, überhaupt ein Beschwerdeformular zu bekommen, und zweitens, dass dies nicht einfach im Müll verschwindet (was immer wieder im USP Leavenworth in Bezug auf die Wache, die Eric 2018 angegriffen hat, geschah). Der Beschwerdeprozess hängt in hohem Maße davon ab, dass der Gefangene physisch in diesem Gefängnis ist. Das BOP2 kann Gefangene auf so vielen Ebenen zum Schweigen bringen und sie einfach wegschicken, um eine weitere Ausweitung ihrer Beschwerde zu vermeiden…. Nach 6 Monaten läuft die Zeit ab, und es kann NIEMALS mehr eine Klage gegen das Gefängnis in dieser Angelegenheit eingereicht werden. Wir werden niemals eine Zivilklage gegen das Gefängnis oder den Beamten, der Eric angegriffen hat, einreichen dürfen. Wer die Gerichtskosten nicht bezahlen kann, hat Pech gehabt. Werft einen Blick auf die abgewiesenen zivilrechtlichen Fälle im Zusammenhang mit Verstößen von Gefängnissen. Ihr werdet einen Fall nach dem anderen sehen über mutmaßliche schreckliche Verstöße, die abgelehnt wurden, weil der Gefangene den Beschwerdeprozess nicht überstanden hat. Es ist erschreckend, dass die Geschichten über Misshandlungen einfach in den Müll geworfen werden, weil sie die Gerichtskosten mit ihren Hungerlöhnen (SLAVE wages) nicht aufbringen konnten. Ich bin sicher, es war ein ABSOLUTER „Zufall“, als Eric vor drei Jahren am GLEICHEN TAG von FCI Englewood verlegt wurde, an dem er eine offizielle Antwort auf seine Beschwerde erhalten sollte.

Falls sich jemand fragt, der Beamte ist immer noch dort. Das Justizministerium hätte Eric in beliebig vielen privaten Vertragsgefängnissen unterbringen können, da es sich um Untersuchungshaft handelt, aber die Gefängnisverwaltung konnte ihre schmierigen Hände nicht von ihm lassen und hat ihn deshalb ins FCI Englewood gesteckt.

Es gibt drei Gefängnisse auf dem Englewood-Komplex: das Bundesgefängnis für Untersuchungshäftlinge (FDC), das FCI Englewood und das federal prison camp, ein Gefängnis mit niedrigster Sicherheitsstufe. Eric sollte als Untersuchungshäftling im FDC festgehalten werden, aber der Gefängnisdirektor ordnete Zwangsverwahrung an, die besagt, dass Eric dauerhaft in Isolationshaft (in FCI Englewood) gehalten wird. Ohne Verhängung von Disziplinarstrafen sollte es keinen Grund geben, im Isolationstrakt oder SHU3 untergebracht zu werden. Oder gar in einem Gefängnis, für das er nicht bestimmt ist.  In einem Dokument, das sich auf seine Haft bezieht (und das wir nicht einsehen dürfen), heißt es jedoch, dass er auf unbestimmte Zeit in Einzelhaft gehalten werden muss. Praktischerweise genau in der Mitte des Gefängnisses, wo einige Leute mit einem fiesen Beigeschmack sitzen. Es besteht die Sorge, dass Wachen mit Rachegelüsten Zugang zu ihm haben. Leute, die dafür sorgen sollten, dass Eric Zugang zu seinem Anwalt hat… haben Freundschaften mit dem GESAMTEN Team, das sich mit dem Fall befasst. Wie kann dies kein Interessenkonflikt sein? Er ist mit einem Fall konfrontiert, der vom BOP in einer Einrichtung des BOP gegen ihn eröffnet wurde, und wird von Leuten bewacht, die direkt mit den Zeug*innen zu tun haben, die in seinem Prozess benannt sind. Das ist alles sehr besorgniserregend. Und wenn das Personal Eric den Zugang zur Rechtsbibliothek sowie Besuche von Anwält*innen verweigert und diese einschränkt, ist es wirklich schwer, nicht das Gefühl zu bekommen, dass diese Leute versuchen, unsere Möglichkeiten, in diesen Fall zu kämpfen, beeinträchtigen wollen. Während Eric in vielen anderen Colorado-Gefängnissen festgehalten werden könnte, solange er um diesen Fall kämpft, wird uns gesagt, dass es jedoch von entscheidender Bedeutung ist, ihn weiterhin in der Obhut des BOP zu halten. Jetzt sage ich nur… WENN das BOP etwas zu verbergen hätte, könnten sie keine bessere Situation für sich selbst arrangieren, während ein fragwürdiger Fall durch die Gerichte läuft. Einen Fall in einer BOP-Einrichtung gegen das BOP zu kämpfen, stellt sich als „schockierend“ schwierig dar.

Was kann ich über FCI Englewood sagen? Ich habe noch nie eine seltsamere, polarisiertere Gruppe von Wachen erlebt. In der Metropolregion Denver gibt es einen Durchschnitt von Leuten aus Denver, die entweder nur auf der Suche nach einem Gehaltsscheck sind, oder die zunehmend befremdliche Rechte; weiße Typen, die mit einer Gesellschaft konfrontiert sind, die sie allmählich zur Rechenschaft zieht… mit Märtyrerkomplexen. (Ich muss hinzufügen, dass momentan glücklicherweise alle Personen, die Eric in der SHU zugewiesen sind, in die erste Gruppe fallen. Das SHU-Personal, der SHU-Lieutenant, der*die Leiter*in des Gesundheitsdienstes und die für Besuche diensthabenden Wachen. Im Moment sind das unsere einzigen „sicheren“ Räume in FCI Englewood… der Rest sind verdammte Tretminen). Obwohl die Leute, die in die zweite Gruppe fallen, immer wieder den Weg zu Eric zu finden scheinen. Englewood konnte es kaum erwarten, die Spiele zu beginnen. Seien es Vergewaltigungsdrohungen gegen Eric, Begegnungen mit dem bereits erwähnten Wachmann (der eine scharfe Waffe trägt), der die Kinder bedroht hat, oder wiederholte Versuche, herauszufinden, wo die Kinder zur Schule gehen…es wurde nicht langweilig. Dazu gehörte auch, dass man mir wegen eines 16 Jahre alten Haftbefehls (bench warrant4) für einen ungedeckten Scheck Besuchsverbot erteilte, was ich bereits 4 Jahre ZUVOR für Besuche in DERSELBEN EINRICHTUNG sowie in drei weiteren Einrichtungen offenlegte, ganz zu schweigen davon, dass meine Besuchsgenehmigung noch immer von der letzten Genehmigung im Computer vorhanden war. So wurden viele Wochen mit Stress verbracht und endeten damit, dass wir eine beträchtliche Summe Geld für die Auflösung des Haftbefehls zahlten, damit wir ihn besuchen durften. VOLLSTÄNDIG in der Erwartung, nicht zu einem Besuch zugelassen zu werden, obwohl man uns sagte, dies sei zu 100% alles, was wir tun müssten, um die Besuchsgenehmigung wieder zu erhalten.

Etwa zu der Zeit, als der Haftbefehl veröffentlicht wurde. FCI Englewood reagierte auf eine Beschwerde, die Eric bezüglich des Besuchsverbots eingereicht hatte. Das Gefängnis sagte, aufgrund unserer Ideologie wären unsere Besuche nicht erlaubt. Die Sache ist also die: Als Timothy McVeigh5  im FCI Englewood untergebracht war, war seine Ideologie kein Problem. Auch nicht die, der zahlreichen Nazis, die diese Mauern mit ihrer Anwesenheit beehrten. Aber eine anarchistische/antifaschistische Ideologie ist nicht willkommen. Eine Einschränkung, wie ich anmerken möchte, die ein Gefängnisdirektor nicht machen kann. Selbst die CMU6 und die ADX7, in denen die BOP die Mehrheit der Gefangenen mit „terroristischer Ausrichtung“ hält, erzwingt keine Besuchsbeschränkungen aufgrund der Ideologie. So war es keine Überraschung, dass nachdem ich am 20. Oktober per E-Mail Dokumente zum Nachweis der Aufhebung des Haftbefehls verschickt hatte und zwei Wochen später versuchte, ihn zu besuchen, mir gesagt wurde, Direktor Bradley Greilick habe ein dauerhaftes Besuchsverbot gegen mich unterzeichnet.

Eric setzte den Prozess des internen Kampfes um Besuche während seines Gerichtsverfahrens fort, was ein kompletter und absoluter Witz ist. Und WIR arbeiteten von außen. Die Gefangenen in seiner Isolationseinheit (SHU) traten mehrfache in Hungerstreiks als Reaktion auf die ständigen Misshandlungen, die sie unter der Verwaltung der FCI Englewood erleiden. Eric erhielt einen Besuch vom Gefängnisdirektor Greilick und wurde darüber informiert, dass für meinen Besuch 3 (4) Bedingungen gelten:

  • Es darf nichts Negatives über FCI Englewood im Internet geschrieben werden. Keine Nachrichten, insbesondere keine Blog-Updates, die sich auf das Gefängnis beziehen. Dies ist äußerst problematisch. Der Gefängnisdirektor beschloss in einem groben opportunistischen Schachzug, Eric mit der Besuchserlaubnis zu erpressen, um zu versuchen, ihn hinsichtlich der ihm zugefügten Misshandlungen zum Schweigen zu bringen. Und auch, um zu versuchen, Erics Unterstützung während des Kampfes gegen diesen Fall zu unterdrücken.
  • Ich darf nicht gegen das Gefängnis protestieren… Dazu gibt es so viel zu sagen. Aber ich möchte mich kurz und bündig ausdrücken. Ich bin nicht wegen eines Bundesvergehens verurteilt worden. Der Gefängnisdirektor hat KEINE Zuständigkeit für mein Leben außerhalb des Gefängnisgeländes. Der Gefängnisdirektor kann mir NICHT sagen, dass ich meine verfassungsmäßigen Rechte außerhalb des Gefängnisgeländes nicht legal ausüben kann. Die Dreistigkeit dieser Forderung ist so unverfroren.
  • Ich muss das Gefängnispersonal respektieren. Das ist SO heftig. Es ist nicht ein einziges Disziplinarverfahren wegen Besuchsverhaltens gegen uns eingeleitet worden, während Eric im BOP-System festgehalten wurde. Mir wurde nicht ein einziges Mal gesagt, ich wirke störend. Wir haben in unserer Zeit nicht EINE mündliche Anweisung bezüglich meines Verhaltens erhalten. Ich muss den gleichen strengen Verhaltenskodex befolgen wie jede*r andere Besucher*in einer BOP-Einrichtung. Es fühlt sich an, als ob alles wieder auf unsere Ideologie hinausläuft… Es gab nie ein Problem mit Respekt. Das Problem, das sie haben, betrifft unsere Einstellung ihnen gegenüber.
  • Ich darf keine Kleidung der „Antifa“ tragen. Der Gefängnisdirektor wird es NICHT zulassen, dass eine „terroristische Organisation“ in seinem Gefängnis unterstützt wird, was wiederum lächerlich ist, denn als Besucher einer BOP-Einrichtung liegt es IMMER im Ermessen des Gefängnisdirektors, jede*r Besucher*in zu diktieren, was er aus welchem Grund auch immer tragen kann und was nicht. Den ganzen Tag lang verlangen die Wachen von den Besucher*innen, dass sie ihre Kleidung wechseln. Und das tun wir… so funktioniert es. Dies ist nichts weiter als ein super seltsames Aufspielen des BOP, denn ich bin bereits an die BOP-Kleiderordnung gebunden.

Eine Reihe von „Richtlinien“ aufzustellen, die ich befolgen muss, um für einen Besuch zugelassen zu werden, ist eigentlich nicht die Art und Weise, wie Besucher in der BOP zugelassen werden. So funktioniert der Prozess nicht. Ich muss mich lediglich denselben Hintergrundprüfungen unterziehen, die in jeder Einrichtung, die ich besucht habe, durchgeführt werden. Das ist eine große Ausweitung… und eine, die WIRKLICH darauf ausgerichtet zu sein scheint, uns zum Schweigen zu bringen und gleichzeitig zu beschämen, wer wir sind.

Lasst uns eins klarstellen, und zwar nach außen. Wir sind Antifaschist*innen und Anarchist*innen. Das ist kein großes Geheimnis. Wir gehen offen damit um und stehen dazu. Wir glauben an den Aufbau starker Communities. Wir glauben an Gärten, an Kollektive, die containern, an gemeinschaftliche Kinderbetreuung. Aber wir glauben auch an eine Welt, in der Faschist*innen sich nicht sicher fühlen, wenn sie Schaden anrichten und andere unterdrücken. Eine Facette davon ist das Gefühl der Verantwortung, das Privileg zu nutzen, das wir haben, um den Misshandlungen, die wir über die BOP miterleben und erleben, eine Stimme zu geben. Wäre es einfacher für uns, zu schweigen… zu 100 %. Aber Eric hat eine Stimme, er hat Leute, die sich um ihn kümmern und ihm zuhören. Er hat Leute, die Zeug*innen seiner Kämpfe sind. Aber so viele im Gefängnis haben das nicht. Sie leiden unter Sklaverei, sie werden misshandelt, sie werden von den Gefängnissen ermordet. Es liegt in der Verantwortung derer, die eine Stimme haben, die Stimme und den Kampf anderer zu verstärken. Es geht nicht nur um uns. Auch bei diesem neuen Fall haben wir die Verantwortung, zu kämpfen und zu gewinnen, und wir haben die Verantwortung, gegen die illegalen Besuchs- und Telefonbeschränkungen zu kämpfen, denn das BOP hat ein wiederkehrendes Muster gezeigt, bei dem an einem Gefangenen oder politischen Gefangenen etwas getestet wird, bei dem man ohne Widerstand Erfolg hat und das dann immer wieder mit anderen Gefangenen durchgeführt wird. Zu schweigen, sich zurückzulehnen, ist keine Option. Hier geht es nicht mehr nur um uns.

Erst nachdem der Beamte der Bundesstaatsanwaltschaft Kontakt zum Gefängnis aufgenommen und sich nach den verweigerten Besuchen und der Tatsache, dass der Angriff auf Eric eineinhalb Jahre her ist und er immer noch keine Brille hat, erkundigt hatte, setzte mich das Gefängnis widerwillig auf die Besuchsliste. Wir hatten auch die Möglichkeit, (nachdem wir über ein Jahr darum gebeten hatten), eine Brille für Eric zu kaufen und sie einzusenden. Als wir nach Erics aktuellem Rezept seiner Augenuntersuchung ein Jahr zuvor bei der USP Leavenworth fragten und das Gefängnis es uns übergab, waren wir schockiert zu sehen, dass die FCI Englewood sein aktuelles Rezept am 18.9.19 übersandt bekam und Erics Brille in einem scheinbar strafenden Zug zurückhielt: Die Justizbehörde wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Eric vor seiner Ankunft in Englewood keine Brille hatte. Am 29.8.19 wurde vor Gericht angeführt, dass Eric die Gerichtsdokumente nicht richtig lesen konnte. Das Gefängnis wurde darauf hingewiesen, dass Eric bei seiner Ankunft eine Brille brauchte. Und wir finden dann heraus, dass sie nach Erhalt von Erics Rezept vom 18.9. bis 12.12. beschlossen haben, ihm keine Brille zu bestellen und UNS nicht einmal erlauben, sie selbst zu kaufen. Aber als die Staatsanwaltschaft die Anweisung gab, Eric eine Brille zu geben, fanden sie „plötzlich“ das Formular, das uns erlaubte, eine Brille für Eric zu kaufen. Es war schrecklich für Eric, nicht richtig sehen zu können. Er hat eine schwere Form des Grauen Stars und es hat seine Fähigkeit, mit Leuten in Verbindung zu bleiben, beeinträchtigt, geschweige denn die gegen ihn vorgelegten Beweise zu lesen.

Ganz zu schweigen davon, dass er sich gegen einen Angriff nach dem anderen verteidigen musste, ohne sehen zu können. Also wird auch diese Brille sein Leben verändern. Nach der intensivierten Kommunikation bezüglich der Brille konnte Eric tatsächlich mit dem Leiter des Gesundheitsdienstes von Englewood sprechen, der von alldem nichts wusste und dann auch eine Brille für ihn bestellte. Es hilft, eine Ersatzbrille zu haben, denn es gibt immer diese eklige Angst, dass etwas passieren könnte und er wieder ohne Brille endet. Wir hoffen, dass sie bald eingreifen und Eric die noch immer ausstehende Schlaganfalluntersuchung verschaffen. Eines der schlimmsten Dinge, wenn man einen geliebten Menschen im Gefängnis hat, ist, dass man bei der Verweigerung von medizinischer Behandlung oder Pflege durch das Gefängnis, nicht einmal die Pflege mit eigenem Geld bezahlen kann. Wie kann die Verweigerung der Pflege am Budget liegen, wenn wir nicht einmal die Pflege unserer Lieben bezahlen dürfen?

Wir verarbeiten derzeit eine Menge. Sollen wir dankbar sein, dass sie, wenn sie sich in eine Ecke gedrängt fühlen, dazu entschließen, Eric endlich eine Brille zu erlauben, sich dazu entschließen, uns endlich nach eineinhalb Jahren des Nicht-Sehens ein bis zwei Stunden pro Woche hinter Glas zu erlauben? Wenn sie KEINEN JURISTISCHEN GRUND haben, die Besuche überhaupt einzuschränken? Wir sehen uns jetzt seit etwas mehr als einem Monat. JEDER Besuch mit dem Wissen, dass es unser letzter sein könnte. Wissend, dass sie einen Weg finden werden, uns die Kommunikation wieder wegzunehmen. Nicht die rechtlichen Gründe zu haben, etwas zu tun, hält das BOP nicht auf. Wir sind jetzt seit einem Jahr mit dieser illegalen Telefonsperre konfrontiert, die immer noch in Kraft ist. Das ist alles superschwer. Dass sie machen können, was sie wollen, legal oder nicht.

Das BOP geht davon aus, eine traumatische Bindung mit uns einzugehen, uns immer wieder zu misshandeln und dann, wenn sie gezwungen sind, uns die Besuche zu erlauben, schauen sie erwartungsvoll auf die Dankbarkeit und die Angst, die sie zu fördern versuchen. Dankbarkeit und Angst, die uns hoffentlich zum Schweigen bringen werden. Und in jeder anderen Situation hätten wir wahrscheinlich genau das getan, was man tun muss, um im BOP zu überleben. Wir haben uns über die Jahre hinweg bedeckt gehalten und viele, viele Dinge verschwiegen. Aber wir können das einfach nicht mehr tun. Wir werden das nicht mehr tun.

An diesem Punkt fühlt es sich am sichersten an, dass wir unsere Geschichte erzählen können. Auch wenn es sich noch so beängstigend und schutzlos anfühlt. Die Vergeltung, die zweifellos daraus resultieren wird. Aber wir leben bereits im schlimmsten Zustand. Wegen der Misshandlung im Gefängnis muss Eric bis zu 20 weitere Jahre im Gefängnis bleiben. Die Konsequenzen sind für uns SO konkret. Und sie können und haben uns gezeigt, dass sie diese Misshandlungen fortsetzen werden. Sie können zu uns kommen, während er versucht, sich vor Gericht gegen sie zu verteidigen. Sie haben in fast jedem einzelnen Gefängnis, in dem er seit seinem Angriff untergebracht wurde, „white power“-Angriffe inszeniert oder versucht, sie zu orchestrieren. Sie haben uns die Kommunikation, unsere Telefonate, E-Mails und Besuche weggenommen. Sie haben ihn von seiner Community isoliert, indem sie seine eingehende Post zurückgehalten und „verloren“ haben. Es besteht Besorgnis für die Zukunft, nachdem dieser Fall vorbei ist und die Leute nicht mehr auf ihn achten. Die Dinge, die sie tun, während sie unter den wachsamen Augen der US-Justizbehörde und der Bundesstaatsanwaltschaft stehen, sagen SO VIELES darüber, wie die Zukunft aussieht, wenn diese Behörden nicht mehr involviert sind. Wir fürchten um seine Sicherheit, jetzt und in Zukunft.

Im Moment können wir 1-2 Stunden pro Woche im selben Raum mit ihm sein. Und wie beim ersten Mal in Englewood behandeln wir jeden Besuch, als wäre es unser letzter. Wir denken über die Zukunft nach. Ich hoffe, dass ich eines Tages wieder seine Hand halten kann. Neben ihm sitzen kann. E-Mails schreiben, mit ihm telefonieren. Aber im Moment schätzen wir diese Minuten. Zum ersten Mal nach dem Angriff, nach meiner Operation, zum ersten Mal gemeinsam weinen zu können, eineinhalb Jahre verpasste Erfahrungen, verpasste Momente nachzuholen. Geschichten von verlorenen Zähnen und Auszeichnungen für Schüler*innen des Monats. Die Stimme des anderen hören, nach eineinhalb Jahren in das Gesicht des anderen blicken zu können. In diesem durch Glas geteilten Schrank haben unsere Seelen begonnen zu heilen. Die Konfrontation mit diesen neuesten Anklagen war der beste Teil der letzten anderthalb Jahre, weil wir uns endlich wiedersehen können. Das ist unglaublich traurig. Aber das Gefühl der RIESIGEN Verbesserung in unserem Leben, seit wir endlich wieder sprechen können, verdeutlicht wirklich nur, warum sie alles und jedes getan haben, um uns auseinander zu halten. Sie wissen, was sie tun. Sie wissen, wie sie jemanden von innen heraus zerstören können, genau wie sie es physisch mit den Körpern der Menschen machen. Wir dürfen nie vergessen, dass sie genau wissen, was sie tun.

Darf ich sagen, wie sehr mich Eric, diese erstaunliche Person, umhaut? Ich fühle mich jedes Mal, wenn ich neben ihm sitze, davon überwältigt. Ich bin für immer inspiriert von der Kraft, die er in sich trägt, von seinem Geist, der sich weigert, gebrochen zu werden. Er überlebt! Ich fühle mich auch so inspiriert von der Stärke der Gefangenen im FCI Englewood in der Isolationseinheit, die beschlossen haben, sich weiterhin gegen Misshandlungen und Vernachlässigung zu wehren. Ihr seid verdammt stark. Wir SEHEN euch.

In einer herzzerreißenden Wendung der Ereignisse am Silvesterabend erhängte sich ein Gefangener in Erics Trakt. Ein Gefangener, der immer wieder vom Psychiatrie-Team verarscht wurde. Ein Gefangener, der wegen Suizidgefahr unter Beobachtung stand, von dem das Gefängnis wusste, dass er keine Medikamente mehr nahm, wurde aus der Beobachtung genommen (was nie hätte geschehen dürfen), und innerhalb von 24 Stunden war er tot. Eric hörte, wie eine Wache das durch die Gänge rief; für Eric… fühlte es sich an, als ob es ewig dauerte, bis die Wachen in die Zelle kamen, ihn herunterschnitten und eine*n Ärzt*in riefen. Er sagt, es waren wahrscheinlich 30 Sekunden und fühlte sich an wie 20 Minuten. Dies ist ein weiterer unnötiger Selbstmord innerhalb der Isolationseinheit des BOP. Sein Zellengenosse in Atlanta vor 6 Monaten versuchte zweimal, sich zu erhängen. Und darauf reagierten die Wachen mit Gewalt. Die BOP hat im letzten Jahr in aller Stille Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Fotos und Radios aus dem Isolationstrakt verbannt. Sie haben Lebensmittelprodukte aus der Einkaufsliste des Gefängnisladens gestrichen. Sie haben einen vollständigen Entzug der Sinneswahrnehmungen verursacht. Menschen, die nicht in der Lage sind, mit ihrer Familie zu kommunizieren, die nichts zu lesen haben, nichts, was ihre Zeit in Anspruch nimmt. Wenn die BOP diesen Weg fortsetzt, erwarten wir, dass es infolgedessen noch viel mehr Wachen mit Blut an den Händen geben wird, da die Zahl der Selbstmorde zunehmen wird. (Keine) Überraschung, dass das FCI Englewood, als der Regionalbeamte des BOP zur Untersuchung des Selbstmordes kam, Eric (der ein Zeuge war) nicht erlaubte, eine Erklärung abzugeben oder mit den Untersuchungsbeamt*innen zu sprechen. Es hat den Anschein, dass Direktor Greilick auch versucht, die Untersuchung des Selbstmordes durch die BOP-Regionalbüros zu manipulieren.

Es gibt wirklich keinen Punkt, an dem ich enden könnte… Jedes Mal, wenn ich etwas tippe, ist es sofort veraltet, da das Gefängnis nochmal nachlegt. Wir brauchen Leute mehr denn je.

BITTE schickt Briefe, Artikel, Witze und Memes. Nachdem die Gefangenen sich gegen die Änderung der Postvorschriften gewehrt haben, haben sie das Recht auf Zeitschriften erkämpft! Bitte schickt uns eine E-Mail, wenn ihr ein Abonnement für Eric abschließen möchtet.“

Eric King 27090045
FCI Englewood
9595 w Quincy ave
Littleton co 80123
USA

Wenn ihr lokale Spendensammlungen in euren Städten organisieren wollen, meldet euch bei uns. Wir haben verschiedene Literatur und Solishirts, die bedruckt und zur Spendensammlung verkauft werden können.

Wenn ihr daran interessiert seid, vor Ort Unterstützung zu leisten, wendet euch bitte an die Leute von LOCAL Colorado.

erickingsupportcrew(AT)riseup.net

Abschließend ein Gedicht, das Eric während der Verarbeitung dieses sinnlosen Todes geschrieben hat.

“The Wrong One”

Greilick holds the rope
Excuses will get passed
“If someone wants to go they will”
And if someone wants to ignore mental health
Ignore skipped medications
keep someone in a silent box
With no phone calls, no radio, no personal contact
No stimulation mentally whatsoever
They also will
And Warden Greilick did
Now Roberts is dead
Deliberate indifference is state murder
Mail from his family arrived that same day
Medical needed to wait for an escort
Even though he was purple
Day cops will take the blame, but why?
They didn’t institute isolationist policies
Didn’t keep someone pre-trial and openly suicidal
Buried in a box, with all of the states pressure
No excuses are needed
A family lost a son
In the custody of this warden
They will never breathe again
Greilick will continue to collect that 6 figure check
The wrong neck got burned
The state got another“

Levi John Roberts was murdered by federally sanctioned torture.

 

1: FCI – Federal Correctional Institution, Bundesgefängnis

2: BOP – Federal Bureau of Prisons, Bundesamt für Gefängnisse, welches die Bundesgefängnisse verwaltet

3: SHU: Secure Housing Unit – „das Loch“ – spezieller Trankt im Gefängnis zur Isolation von Gefangenen

4: Bench warrant: Haftbefehl aufgrund unentschuldigtem Fernbleibens eine*r Angeklagten vor Gericht

5: Timothy McVeigh: war Mitglied einer rechten Bürgermilizbewegung und Hauptangeklagter im Prozess wegen eines Bombenanschlags auf ein Bundesgebäude in Oklahoma City am 19. April 1995. Nach einem zweimonatigen Prozess wurde er 1997 zum Tode verurteilt und 2001 hingerichtet.

6: CMU: Communication management unit – politische Gefängnisse, die Kommunikation der Gefangenen mit der Außenwelt wird massiv eingeschränkt.

7: ADX: Gefängniseinrichtungen unterscheiden sich in ihren Sicherheitsstufen. ADX ist dabei die höchste Sicherheitsstufe für die „gefährlichsten“ Inhaftierten wie Serienmörder*innen und Terrorist*innen.

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