Quelle: emrawi.org
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In Zeiten wo selbst Standard Redakteur_innen davon sprechen, dass sie froh sind, dass es den Verfassungsgerichtshof gibt, weil sie sich Sorgen machen, dass der Staat die momentan notwendigen Maßnahmen nicht zurück nimmt, treffen anarchistische Ideen und Praxen den Punkt.
Wir wissen schon längst, dass
die Notwendigkeiten der Eindämmung des Virus nur der Vorwand sind das
autoritäre Experiment weiterzuentwickeln. Die Präsenz der Polizei auf
den Straßen und die Einberufung des Militärs sind nur ein Vorgeschmack
auf das was kommen wird. „Wir für Österreich“, jetzt machen „wir“ die
Grenzen dicht. „Wir“ müssen zusammenhalten. Gegen den unbekannten
Feind. Den unsichtbaren Feind. Gegen den unsichtbaren Feind können wir
den Krieg erklären. Mit allen Konsequenzen. Wir sehen die Veränderung
der Sprache. Es wird von Feldlazaretten gesprochen, vom Volkskrieg
(China), Waffen auf den Tisch legen (Deutschland). Notstand,
Ausgangsbeschränkungen, soziale Kontrolle. Glauben wir wirklich, dass
dies alles geschieht um den Virus einzudämmen ? Nein, es ist eine Übung.
Eine Übung der sozialen Kontrolle, eine Untersuchung im Feld des
sozialen Krieges in dem wir uns schon vor den Maßnahmen befanden. Jetzt
kann gesehen werden, wer loyal zur Idee des Staates ist und wer nicht.
Dem Abschaum wird sich entledigt, die Gefangen getötet, wenn sie es
wagen auf ihre Situation aufmerksam zu machen (Italien). Die Obdachlosen
werden eingesammelt und interniert (USA). In Österreich werden wieder
einmal Gesetze erlassen, die die Unternehmen retten, die Arbeiter_innen
aber vor dem Nichts stehen lassen.
Und was tun wir ? Wir stehen da mit weiten Augen und offenen Mündern ob
der Geschwindigkeit der Transformation. Machen uns lustig über die
Loyalist_innen, die brav daheim bleiben und in ganz Europa um 18 Uhr der
Polizei applaudieren. Sind entsetzt über die Aufrufe zur
Selbstkontrolle. Sind erzürnt über Menschen, bei denen wir dachten, sie
stünden früher zu mindestens irgendwie auf unserer Seite, die, die jetzt
am lautesten den Staat und seine Maßnahmen verteidigen.
Jedoch ist es jetzt an der Zeit uns nicht schockieren zu lassen. Es ist
jetzt die Zeit mit allen unseren Mitteln zu handeln. Die Möglichkeit
unsere Positionen der letzten Jahren zu überdenken und einen neuen
Schritt in der Qualität unseres Handelns zu setzten,
Die Corona-Pandemie wird eines Tages vorbei gehen, die Erfahrungen
nicht. Diejenigen, die unser Handeln verstehen, haben jetzt die Augen
offen. Sie sehen das Handeln der Mobilfunkkonzerne, die jetzt jegliche
Fassade abwerfen und antreten unsere Leben offensichtlich zu
kontrollieren. Für tausende Menschen platzt gerade die letzte Blase der
Illusion eines mörderischen Kapitalismus, wenn sie vor den Trümmern
ihrer Existenzen stehen, während die Unternehmen, die sie jetzt auf die
Straße setzten vom Staat hofiert werden.
Wir können jetzt sehen, auf welche Gefährt_innen wir uns verlassen
können. Auf diejenigen, die den ersten Schock abschütteln, ihre
Strukturen anpassen und wieder handlungsfähig sind. Aber wir dürfen auch
nicht diejenigen vergessen, die unsere Unterstützung brauchen, unsere
Solidarität. Diejenigen, die gerade besonders betroffen sind. Sei es nun
aus Angst vor der Krankheit oder der kommenden Zeiten, diejenigen, die
sich aus Rücksicht auf sich und andere zurückhalten müssen. Diese dürfen
wir nicht vergessen, nicht verurteilen und mit all unserer Wärme und
Liebe nach der Pandemiewelle wieder begrüßen. Denjenigen die uns jetzt
aktiv sabotieren, ihre wahre autoritäre Gesinnung zeigen, müssen wir
aber mit der angebrachten Verachtung entgegen treten.
Wir müssen jetzt die Augen offen halten und die autoritären Projekte
analysieren und benennen. Sei es nun die Forderung Bargeld abzuschaffen
oder das Opfern der Arbeiter_innen für das Wohlergehen der Unternehmen.
Seien es nun die offenen Skigebiete, die als Herd der Infektion in
Europa gelten können oder der Ausschluss der Presse (außer APA und ORF).
Seien es nun Rechte, die sofort die Parallele Pandemie und Geflüchtete
ziehen oder das Verschweigen jeglicher anderen Themen, an den Grenzen
Europas.
Das Konzept Europa ist erschüttert und damit auch Österreich in seinem
Herzen. Der globale Kapitalismus hat seine Hilfe bei der Ausbreitung des
Virus gezeigt. Die Notwenigkeit Luxusproduktion aufrechtzuerhalten, um
die Wirtschaft zu stabilisieren offenbart die Farce des Sozialstaates.
Die plötzlich vorhanden Milliarden für die Wirtschaft und die
Bereitschaft „Opfer“ zu bringen straft die Jahrzehnte des zögerlichen
Handelns im Anblick der ökologischen Katastrophe Lügen.
Die Staaten entblößen jetzt endgültig ihr Gesicht. Die Welt brennt und
wir müsse ein Teil davon sein. Unsere Ideen sprechen von einer
solidarischen Gesellschaft, einer Gesellschaft in der es kein Problem
wäre wenn Produktion zurück gefahren werden müsste, in der der Mensch
und die Natur vor Produktionsinteressen stünden.
Wir haben die Beispiele an denen wir unsere Argumente beweisen können
vor uns liegen. Wir müssen sie nur ergreifen. Im Zusammenbruch der
sozialen Routine besteht unsere Möglichkeit.
Jetzt wo sich das Leben auf wenige Orte beschränkt, können wir gezielt
agitieren. Jetzt wo Probleme skandalisiert wurden können wir durch
entschlossenes Handeln einen Weg für die Wut zeigen. Jetzt wo wir selbst
aus unserer Routine gerissen wurden können wir uns selbst zeigen, wofür
wir stehen.
Wir dürfen uns keinerlei Illusion hingeben: Der Virus ist gefährlich. Der vorsichtige Umgang mit sozialen Kontakten ist hierbei genauso wichtig, wie die bewusste Anwendung von Hygiene. Der bewusste Umgang mit der Informationsflut und die Umsetzung notwendiger Maßnahmen dient nicht nur unserem Schutz sondern auch dem Schutz unserer Gefährt_innen und umgebenden Menschen. Aber auch in Anbetracht dieser Tatsachen, denen wir uns stellen müssen, haben wir Handlungsmöglichkeiten.
Der Kapitalismus ist der Virus,
die Zivilisation die Pandemie,
die ökologische Krise die Katastrophe.
Für die befreite Gesellschaft.
Für die Anarchie!