Vom 07. – 09.11.2014 werden in Wien die Antiknasttage stattfinden. Weitere Informationen findet ihr unter antiknasttage2014.noblogs.org.
In den österreichischen Gefängnissen mehren sich gewalttätige Vorfälle wie Übergriffe oder Misshandlungen gegen Gefangene. Aber auch Berichte über Widerstandsformen wie Sachbeschädigung, Ausbrüche und Angriffe auf das Bewachungspersonal finden sich regelmäßig in der Presse. In den letzten Jahren kam es zu diversen Umgestaltungen im österreichischen Strafvollzug, in der Form von Einführung neuer Repressionsmethoden (Fussfessel u.ä.) oder der Verwirklichung von Bauprojekten neuer Knäste. Dies betraf den Strafvollzug auf selbe Art und Weise, wie die sogenannte Schubhaft und geht einher mit, beziehungsweise resultiert aus, der Forderung der Justiz nach neuen Einsperrungsmöglichkeiten. Aufgrund von Überbelegung oder dem Fehlen von speziellen Knästen (beispielsweise für den Jugendstrafvollzug oder den Maßnahmenvollzug). Aktuell wird an der Reformierung des Jugendstrafvollzugs gearbeitet. In einem weiteren Teil der Veranstaltung wird es um die Repression und Taktiken der Polizei, gegen jedes noch so kleine Aufkeimen von Widerstand gegenüber der bestehenden Ordnung gehen. Zuletzt wollen wir noch über einige Initiativen sprechen, die in den letzten Jahren bezüglich des Kampfes gegen das Gefängnis und die Repression unternommen wurden.
21:00 Uhr: Zur Situation der gefangenen AnarchistInnen Monica und Francisco in Spanien
Im November 2013 wurden zwei AnarchistInnen in Barcelona verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen einen Sprengkörper platziert zu haben, der am 2. Oktober in der Basílica del Pilar in Zaragoza explodierte. Unter dem Anti-Terror-Gesetz inhaftiert werden sie seitdem vom spanischen Staat gefangengehalten. Die Vortragenden werden über die Geschehnisse und die aktuelle Situation von Monica Caballero und Francisco Solar informieren.
Ab 15:00 Uhr wird der Infoladen (‘Infomaden’) im Erdgeschoss/Portiersloge im EKH als Anlaufpunkt offen sein.
Ab 20:00 Uhr wird die Bar im Erdgeschoss geöffnet sein. Dort wird es auch ab 20:00 Uhr warmes Essen geben.
SAMSTAG 08.11.
Alle Veranstalungen finden in der Medienwerkstatt (2. Stock) statt.
11:30 Uhr: Veranstaltung: Drinnen und Draussen. Oder Dazwischen.
Ein Teil der Realität eingeschlossen zu sein ist, dass der Kontakt zu
jenen, die zumindestens nicht hinter materiellen Mauern isoliert sind, umso wichtiger wird.
Wir möchten mit euch über Wege diskutieren um Kommunikation aufzubauen, aber auch über die verschiedenen Aspekte, warum der Kontakt zu Menschen, die von der “Gesellschaft” als Kriminelle marginalisiert werden, von Bedeutung ist.
Briefpapier, Stifte und Adressen werden natürlich auch vor Ort sein um gemeinsam Briefe zu schreiben!
14:00 Uhr: Perspektiven einer Anti-Knast Arbeit im Knast – Diskussionsveranstaltung
Es gibt unzählige kritische, theoretisch Auseinandersetzungen mit dem Thema Knast und dessen Abschaffung. An dieser Stelle soll ein anderer Ansatz diskutiert werden, die Innenperspektive als Mitarbeiterin in einem Gefängnis. Zum ersten als wissenschaftliche Mitarbeiterin im wissenschaftlichen Dienst im Gefängnis und als ehrenamtliche Mitarbeiterin in einem Bewährungshilfeverein. Es soll versucht werden, im Rahmen dieser Arbeit, neue Perspektiven einer Anti-Knast Arbeit herauszubilden. Auch ob praktische Anti-Knast Arbeit auch darüber hinaus gehen kann, Gefangen Briefe zu schreiben oder sie zu besuchen. Dabei soll es nicht nur um politische Gefangenen gehen, das Gefängnissystem als ganzes soll ins Auge gefasst und aus einer Innenperspektive heraus analysiert werden.
Fragen die sich dabei stellen:
In wie weit ist eine solche Arbeit systemerhaltend, ist es möglich hier klar abzugrenzen?
An welche Informationen kann herangekommen werden und wozu können sie genutzt werden?
Wie kann Gefangenen praktisch, aus dieser Roller heraus, geholfen werden?
Kann so eine Arbeit auch im Hinblick auf Selbstermächtigung von
Gefangenen hilfreich sein?
17:00 Uhr: Veranstaltung zur Gefangenen-Gewerkschaft in der BRD
Mit der Gründung der Gefangenen-Gewerkschaft/Bundesweite Organisation (GG/BO) im Mai dieses Jahres haben sich Gefangene in der BRD eine autonome Form der Organisierung hinter Gittern geschaffen. Die anfänglichen Angriffe seitens der Anstaltsleitung in der JVA Tegel-Berlin (u.a. Zellenrazzien) liefen formaljuristisch nicht nur ins Leere, sondern lösten innerhalb und außerhalb der Knastanlagen einen Solidarisierungseffekt aus. Ein Ergebnis war u.a., dass seitdem in einem halben Dutzend Knästen Sektionen der GG/BO aufgemacht werden konnten und derweil etwa 250 Gefangene der GG/BO beigetreten sind.
Der auf der Veranstaltung anwesende Sprecher der GG/BO, Oliver Rast, wird zum einen über die Entstehungshintergründe der GG/BO berichten, und zum anderen über die (konkreten) Aussichten, die volle Gewerkschaftsfreiheit in der Unfreiheit durchzusetzen.
Mit den zentralen Forderungen der GG/BO nach einem Mindestlohn für Gefangenenarbeit und Rentenansprüche für Inhaftierte klinken sich die gefangenen Basis-Gewerkschafter_innen bewusst in aktuelle öffentliche Debatten ein, um ein nicht mehr wegzudenkender Teil derselben zu werden. Das Vortragen und Einbringen von Gefangenen-Forderungen ist, auch wenn sie zunächst einen sozialreformerischen Touch tragen, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Infragestellung von Zwangsanstalten insgesamt – denn: ein eigenständiges und selbstbestimmtes Agieren von und unter Gefangenen ist das Letzte, was JVA-Leitungen und Justizministerien sehen wollen…
Weitere Infos unter: http://www.gefangenengewerkschaft.de/
Dass die Zustände in griechischen Gefängnissen sehr schlecht sind, ist selbst der Europäischen Union bekannt. So wurde der griechische Staat in den vergangenen Jahren mehrfach aufgefordert, die Bedingungen in den Haftanstalten zu verbessern. Hungerstreiks und Klagen von Einzelpersonen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR)[1] häufen sich und große Gefängnisrevolten sind seit den 1980er Jahren keine Seltenheit. Ungeachtet dessen geschah bislang kaum etwas. Auch der Einsatz der Untersuchungshaft als Präventivstrafe durch die griechische Justiz, ist spätestens seit dem Fall von Kostas Sakkas [2] auch der Öffentlichkeit bekannt geworden. Im Schatten der Europa-Wahl im Mai soll nun über die geplanten Haftverschärfungen, u.a. die Einführung der Isolationshaft und die Errichtung sogenannter Hochsicherheitsgefängnisse, entschieden werden. Eine ohnehin sehr kritische Entwicklung die angesichts anhaltender und rigider Kürzungsmaßnahmen noch unverständlicher erscheint.
Der Vortragende Sven Wegner sprach Ende April mit mehreren Anwält*innen in Griechenland [3] über die geplanten Verschärfungen im Haftrecht, die generellen Zustände in Griechenlands Gefängnissen und über die Verhängung der Untersuchungshaft als Präventivstrafe. In seinem Vortrag wird er über die Gespräche und den Widerstand gegen die Vorhaben der Regierung Samaras berichten. Spenden sind gern gesehen und werden an die Gruppe Ausser Kontrolle [4] weitergeleitet, um weitere Projekte und Vorträge [5] zu ermöglichen.
SONNTAG 09. 11.
12:00 Uhr: Abschlussdiskussion
Abschließende Reflexion zu den Diskussionen des Wochenendes…
Am Sonntag gibt es ab 11 Uhr Frühstück in der Medienwerkstatt (2. Stock).
Aufruf
Kein Häfn für niemand!
Aufruf zu den Anti-Knast-Tagen in Wien von 7. – 9. 11. 2014
Knast heißt in Österreich Häfn, gemeint ist jedoch immer das eine: Gefängnis, Gitter, hohe Mauern, Stacheldraht, dahinter Menschen, die weggesperrt werden. Zum Schutz der Gesellschaft, als Strafe, zur Abschreckung, aus Rache, weil sie keinen Aufenthaltsstatus innerhalb der Festung Europa haben usw. – Gründe fürs Gefängnis kennt der Rechtsstaat viele. In demokratischen Zeiten sind diese Gründe „human“, soll doch der Strafvollzug „menschlich“ sein, das geringere Übel in Zeiten der größtmöglichen Freiheit im Kapitalismus, dem angeblich besten, weil nicht totzukriegenden System.
An den Knästen dieser Welt manifestiert sich der Glaube an eine Freiheit, die angeblich diejenigen haben, die draußen sind – jenseits der Mauern und Gitter. Dieser Glaube ist trügerisch, denn wir glauben nicht an (die) Freiheit in der kapitalistischen Verwertungsgesellschaft, an die Reformierung der Warenlogik und der Gesellschaft des Spektakels und wir haben keine Hoffnung, innerhalb dieses Systems zu einer besseren, zu einer anderen Welt zu finden. Freiräume, Kuschelecken, Nischen, in denen wir uns unüberwacht, fern von der Kontrolle und Macht der Herrschenden bewegen können, existieren – wenn dann – nur in unseren Köpfen und da auch nur gerne zum Zweck des Selbstbetrugs, um es irgendwie in diesem System aushalten zu können.
Wir sparen uns an dieser Stelle mannigfaltige Argumente gegen den Knast – die meisten sind ohnehin bekannt oder nachzulesen (z.B. http://www.abc-berlin.net/stein-fuer-stein-kaempfen-gegen-das-gefaengnis-und-seine-welt). Vielmehr wollen wir unsere eigenen Beweggründe darlegen, warum für uns der Kampf gegen die Knäste nicht zu denken ist ohne einen Kampf gegen das staatliche Konstrukt, in dem wir gezwungen sind zu leben.
Vielleicht ist ein Gefängnis die totalitärste Institution der demokratischen Gesellschaft, der Diktatur der wenigen Parlamentarier_innen über alle anderen Menschen, denen in heuchlerischer Weise gewährt wird gelegentlich zwischen Pest und Cholera zu wählen. Im Gefängnis bekommt der Mensch das Ausgegrenzt sein, das Nicht-Dazu-Gehören-Dürfen durch die physische Präsenz der permanenten Überwachung wortwörtlich am eigenen Leib zu spüren. Sämtliche Kontakte zur Außenwelt werden reguliert – das Gefängnis bestimmt, wann, wie, was gegessen, geschlafen, gearbeitet, geduscht oder Sport betrieben werden darf. Dinge, die die meisten von uns außerhalb von Gefängnismauern zumindest teilweise selbstbestimmt entscheiden können. Doch auch andere Institutionen wie Kasernen, Krankenhäuser, Psychiatrien oder Schulen führen uns vor Augen, dass wir uns nicht selbst gehören und sowohl unsere Körper als auch unsere Gedanken überwacht, normiert und im Geiste der Staatsmacht erzogen werden müssen. Von der Wiege bis zur Bahre werden wir von der stumpfsinnigen Bürokratie verwaltet, eingeordnet, zu braven Bürger_innen des Systems gemacht – aufbegehren und die eigene Meinung sagen inklusive. Selbst wenn in Schulen engagierte Lehrer_innen Kindern Mut machen, das System in Frage zu stellen oder nette Sozialarbeiter_innen Jugendliche Räume bieten, in denen sie nichts leisten müssen und einfach nur sein dürfen, so sind es auch genau diese Rollen, die das System stützen und stabilisieren. Ebenso wie Parteien, Religionen, die heilige Kuh Arbeit oder andere Zwänge und Normvorstellungen.
Die Schere im Kopf wirkt so oder so: Wir wachsen auf mit dem Wissen, was erlaubt und was verboten ist. Wo wir anecken können/dürfen und wann wir besser unseren Mund halten. Die Foucaultsche Disziplinargesellschaft* hat gewonnen, wenn die Herrschenden über uns nicht mehr (so stark) benötigt werden, um uns einzuschränken, weil wir es bereits selber tun – in unseren Träumen, Aktionen und in unseren täglichen Handlungen. Wir passen unser Leben an das Zeitalter der Überwachung und Kontrolle an, stellen Routine und Alltag gar nicht mehr in Frage, empfinden Kameras an allen Orten der Öffentlichkeit weder als Störung noch als Anstoß, zu sehr haben wir uns an deren Anblick gewöhnt.
Wir sind nicht frei. Weder drinnen im Knast, noch draußen außerhalb der Mauern. Die Gitterstäbe sind vielleicht in der Zelle gegenwärtiger als auf der Straße, im Park oder im Supermarkt – zu stören scheinen sie zumindest „draußen“ nur wenige, ja, viele sehen sie nicht einmal. Wenn zum Beispiel zum hundertsten Mal der Begriff der „politischen Gefangenen“ zelebriert wird, um alle anderen davon auszuschließen, die aus Gründen wie Hunger, Armut, Krankheit oder schlichtweg Verzweiflung hinter Gitter sitzen, dann scheint es, als ob hier willkürlich Grenzen gezogen werden zwischen dem Elend der einen und dem der anderen. Wir lehnen den Begriff der „politischen Gefangenen“ ab, weil wir Knäste – neben der Polizei, Gesetzen, Zucht und Ordnung – als ein Unterdrückungswerkzeug von vielen sehen, das wir aktiv bekämpfen wollen. Wer warum im Knast sitzt, interessiert uns wenig bei dem Wunsch nach der Abschaffung der Institution Gefängnis und der Gesellschaft, die es benötigt.
Die diesjährigen Antiknasttage finden in Wien statt, einer Stadt, die aktuell vier (große) Häfn mitten in der Stadt bzw. an deren Rändern vorzuweisen hat. Der Kampf gegen die Knäste ist hier ein kleiner, wenn auch stetiger. Nicht viele haben Interesse daran und nicht viele scheint das Leben im Kapitalismus sonderlich zu stören – kein Wunder, zum Fressen haben alle (noch) genug und im postfaschistischen Österreich steht das antifaschistische Engagement nach wie vor ganz oben auf der Liste der linksradikalen Politiken. Da wird gern Knast für Nazis, härtere Strafen und ein präziseres Durchgreifen der Polizei gegen die politischen Feind_innen gefordert und im nächsten Atemzug gegen Repression gewettert. Ein Gedankengang, der verständlich ist, wenn man sich wohl oder übel zur demokratischen Gesellschaftsordnung mit ihren Werten bekennt oder die Logik der Staatsmacht nur zum Teil in Frage stellt. Themen wie die geplante Reformierung des Jugendstrafvollzugs, Knast-Neubauprojekte, die Einführung „moderner“ Bestrafungssysteme wie die Fussfessel oder permanete Berichte über Selbstmord, Misshandlungen, Übergriffe oder Verwahrlosungen innerhalb von (österreichischen) Gefängnismauern werden nur von wenigen aufgegriffen oder thematisiert.
Wir laden nach Wien ein, um gemeinsam über eine Welt ohne Mauern, Gittern und Grenzen nachzudenken, zu diskutieren und Wege zu finden, wie diese Welt, die wir so sehr ablehnen, zu bekämpfen ist. Wir wollen uns zwei Tage lang über diverse Projekte, aktuelle Gefangene, Repression, Knastkämpfe und unterschiedliche Anti-Knast-Zugänge austauschen, vernetzen und informieren. Wir möchten alle ermutigen, sich auf die ein oder andere Art zu beteiligen – auch wenn inhaltlich unterschiedliche Positionen zum Kampf gegen das Gefängnis vorhanden sind. Sind es doch vielleicht gerad die kontroversiellen Diskussionen, die unsere (selbstreflexive) Kritik anregen und dazu führen unsere Analysen und Schlußfolgerungen zu schärfen.
Wir wünschen und freuen uns daher über eine aktive und rege Beteiligung von interessierten Menschen – egal ob innerhalb oder außerhalb von Knästen.
Gegen alle Formen der Kontrolle, der Einsperrung und der Autorität!
Wien, September 2014
Infos, Programm, Möglichkeiten zur Beteiligung, Ideen für Workshops oder Pennplätze – get in contact with us: http://antiknasttage2014.noblogs.org
* Viele Bücher wurden über Knäste verfasst, Michel Foucault schrieb eines davon. In „Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses“ analysiert er die Entwicklung der Bestrafungsstrukturen bis hin zum modernen Staat, in der Macht sich bis in die kleinsten Bereiche fortsetzt und diese durchdringt. Die Disziplnierung des Individuums geht demnach nicht mehr nur von einer repressiven, übergeordneten Instanz aus sondern von allen Teilnehmer_innen der Gesellschaft.
Statements zu den Antiknasttagen:
Statement zu den Antiknasttagen – von Manfred ‘Iceman’ Peter
Man kann dem politischen Mainstream in Europa nicht viel entgegen setzen, jedoch dürfen wir Antiknast- und Psychiatrie Aktivisten nicht aufgeben, unsere Arbeit konstruktiv, produktiv und möglichst effizient in die Köpfe des Otto-Normal-Bürgers zu pflanzen. Das heißt für uns ohne Unterlass weiter zu machen und der europäischen ‘Demokratur’ und anderswo ein Schnippchen zu schlagen.
Gewählte Vollstrecker, Polizei, Überwachung, Psychiatrien und Knäste sind einige der Werkzeuge die dazu dienen, uns unter Kontrolle und gefügig zu halten. Ihr alle da draußen seit gemeint: Wehrt Euch – beugt Euch nicht – arbeitet für mehr Freiräume für alle; Resignation und Ohnmacht wären keine guten Berater. Nehmt mutig den Kampf gegen repressive, ausbeutende und unterdrückende Strukturen auf und fordert weiterhin eure Rechte und die Rechte der Schwächsten innerhalb der Gesellschaft in Europa.
Ich sitze nun seit 23 Jahren im Vollzug, das ist die Hälfte meiner Lebenszeit – aber brechen konnten ‘die’ mich niemals. Sie hatten sogar versucht mich zu töten. Fakt ist, es ist den Schergen nicht gelungen! Solange ich lebe, werde ich mich gegen das System wenden und biete die Stirn!
Revolutionäre Grüße nach Wien
an alle schwarzen Wölfe
-Iceman-
Manfred Peter
Thomas Meyer-Falk – ‘Knäste sind nekrophile Orte’ (Beitrag zu den Antiknasttagen)
Vielen von uns ist das ganz spontan und längst bewusst: Gefängnisse sind Orte das Verfalls. Ethisch, menschlich, moralisch und kulturell. Dort wird keine Lust auf Leben, Freiheit, Menschlichkeit vermittelt, sondern die Wärter*innen und sonstigen Beschäftigten, behandeln die Inhaftierten wie tote Gegenstände, sie verwalten Menschen wie Stückgut in einem Lagerhaus.
Knäste also sind nekrophile Orte.
Erst vor wenigen Wochen verhungerte in Deutschland ein Insasse, der seit mehreren Jahren in Isolationshaft gehalten wurde, nachdem er 2012 einem Wärter mit einem Kopfstoß das Nasenbein brach.
Koala Rosmane wurde nur 33 Jahre, er stammte aus Burkina Faso, wo er als Kindersoldat zwangsrekrutiert wurde.
Nach seinem Tod erhob ein Rechtsanwalt Anschuldigungen gegen die zuständige Leitung der Haftanstalt, da es dort ein rechtsextremistisches Netzwerk gebe. Überraschenderweise wurde der Gefängnisdirektor, Thomas Müller nach dem Tod von Koala Rosmane suspendiert.
Sehenden Auges hatte man ihn sterben lassen.
Dies mag illustrieren was wir uns unter einem nekrophilen Ort vorzustellen haben.
Wir setzen dem unsere Liebe zur Freiheit entgegen, zum Leben, zur Vielfalt und Buntheit. Der Kampf für Freiheit bedeutet sicher auch, Opfer zu bringen, denn die Staatsmacht tut alles, um weiterhin die Kontrolle zu behalten.
Freiheit wird einem nicht gegeben, wir müssen sie uns nehmen, sie erkämpfen und verteidigen.
Wenn sie uns dann in ihren Knästen einsperren, versuchen mundtot zu machen, und das mit allen Mitteln, ist eine solidarische Bewegung vor den Knastmauern überlebenswichtig.
Für das Leben und die Freiheit!
Thomas Meyer-Falk
zur Zeit: JVA Freiburg
Worte zu den Anti-Knast-Tagen in Wien
Die diesjährigen Anti-Knast-Tage finden Anfang November in Wien statt. Der Aufruf macht klar, dass Anti-Knast-Kämpfe gesamtgesellschaftlicher Natur bedürfen; und dass es neben den sichtbaren offensichtlichen Gitterstäben und Mauern auch eine Vielzahl an unsichtbaren oder verdrängten Ketten gibt, die es zu sprengen gilt. Folgerichtig gibt es eine Vielzahl an Personen, die sich an der Manifestierung von Machtstrukturen beteiligen: Vom Bullen bis zum linken Sozialarbeiter, vom Richter bis zum “aufmerksamen” Bürger von Nebenan, vom Politiker bis zum (z.B. Antifa-)Kampagnensprecher. Sie alle reden mit autoritären Zungen. Sie alle stinken nach Feigheit, Habgier und dem Wunsch nach Ruhm. Sie alle haben eine Ladung Spucke, Fäuste, Steine und ??? verdient!
Ob das Programm und die Diskusionen dem Aufruf gerecht werden? Hängt natürlich von (uns) allen ab!
Ob auch außerhalb von Anti-Knast-Tagen der “Wunsch nach der Abschaffung der Institution Gefängnis und der Gesellschaft, die es benötigt” praktisch wird? Hängt natürlich von dir und dir und dir und dir ……………………………………….ab!
Für die Zerstörung aller Gefängnisse, auch in deinem Kopf!