VERWISCHTE SPUREN HINTERLASSEN
Editorial
Einmal mehr weicht die Dunkelheit einem neuen Tag. Ich öffne meine Augen und sehe die letzten Jahre wie im Zeitraffer: der Dschungel mit seinen Bäumen, Gestrüppen und Ästen, die mir Arme und Beine zerkratzten. Diese eine Liane, die unweit vor mir baumelte, während ich verloren am Boden saß.Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, wie ich nach ihr griff, mich aufrichtete und wieder Mut schöpfte. Es folgten weites Grün, hohe Felsen, dunkle Höhlen und tiefe Schluchten, an denen ich desinteressiert vorbeizog, lange nachdem ich mir einen Weg aus dem Dickicht gebahnt hatte. Auf einmal trat ich an einen gigantischen Wasserfall mit seinem verführerischen Lied vom todbringenden Sog heran. Erversuchte vergebens,mich vom Ufer her anzulocken und ins Verderben zu reißen. Ich ging weiter. Heute ist der Himmel wolkenlos, es scheint ein guter Tag zu werden. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen, lausche kurz der geschäftigen Stille und erhebe mich dann aus der viel zu weichen Matratze. Meine Füße schmerzen, sie sind wund von den langen Märschen durch den Nebel. Aber es ist ein guter Schmerz, denn er sagt mir, das ichSpuren hinterlassen habe. Für all jene, deren Leben sie auf den gleichen unwegsamen Pfadführen wird. Ich bin nun in der Stadt angekommen, ein neuer Lebensabschnitt beginnt.