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(Italien) Repressive Operation gegen Anarchist*innen in Bologna (Aktualisierung + Textsammlung)

Mittwoch, Juni 17th, 2020

Quelle: panopticon.blogsport.eu

Repressive Operation gegen Anarchist*innen in Bologna (Aktualisierung + Textsammlung)

Zur Erinnerung, in der Nacht vom 12. zum 13. Mai wurden in Bologna (Italien) 12 Personen verhaftet. Sie wurden beschuldigt, unter anderem, teil einer „Subversiven Vereinigung“ zu sein.

Eine Woche später entschied ein Gericht die Anklagen und die Haftsituation (in diesem Fall U-Haft, Hausarrest, oder das Verlassen der Stadt in der man wohnt) zu verringern, hier jetzt ein Reihe von Texten zu diesem Fall. Sie sind nicht chronologisch. Die Übersetzungen sind von uns.

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[Italien] Keine Normalität

Montag, Mai 18th, 2020

Quelle: panopticon.blogsport.eu

Diesen Arikel haben wir von Finimondo entnommen und übersetzt

„In 20 Jahren noch nie gesehen“, sagte ein leitender Angestellter einer der führenden französischen Telefongesellschaften am vergangenen Mittwoch, dem 6. Mai. Worauf bezog er sich? Die nationale Panik, die in dieser Zeit der Pandemie ausgelöst wurde, der Gewinn, den sein Unternehmen dank der Ausgangssperre erzielen wird, die seit Wochen Millionen von Benutzern gezwungen hat, an elektronischen Geräten kleben zu bleiben, der Zusammenbruch des Niveaus der Luftverschmutzung durch die Quarantäne …? Nein, er bezog sich auf etwas ganz anderes: die Sabotage, die am Vortag in der Île-de-France stattfand, der Region, in der sich die Hauptstadt des Landes mit ihren politischen Ministerien und ihrem Finanz- und Wirtschaftssitz befindet. Eine als „vorsätzlich und in großem Maßstab“ definierte Sabotage, die nur 48 Stunden nach der öffentlichen Alarmierung durch eine Pariser Zeitung über die „Wiederaufnahme direkter Aktionen“ im gesamten Sechseck gegen die (Infra-)Strukturen der Herrschaft stattfand.

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[Italien, Analyse] Quarantäne oder Tod?!

Montag, Mai 18th, 2020

Quelle: panopticon.blogsport.eu

Gefunden auf Finimondo, dieser Artikel wurde am 4.Mai 2020 veröffentlich, von uns übersetzt

Quarantäne oder Tod?!

Infektionskrankheiten sind zwar ein trauriges und schreckliches Thema, aber unter normalen Bedingungen sind sie Naturereignisse, wie ein Löwe, der ein Gnu frisst, oder eine Eule, die eine Maus frisst“ – David Quammen, Spillover, 2012.

Oder wie ein Erdbeben, das den Boden erzittern lässt, oder wie ein Tsunami, der die Küste überschwemmt. Wenn sie keine oder fast keine Verluste verursachen, werden diese Phänomene nicht einmal bemerkt. Erst wenn die makabre Zahl (A.d.Ü., von Toten) zu steigen beginnt, hören sie auf, als Naturereignisse zu gelten, und werden zu ungeheuren Tragödien. Und sie nehmen schreckliche und unerträgliche Umrisse an, vor allem, wenn sie vor unseren Augen hier und jetzt auftreten, nicht auf einem (A.d.Ü., anderen) Kontinent oder in einer fernen Vergangenheit, die leicht zu ignorieren ist. Nun, wann säen diese Naturereignisse selbst den Tod? Wenn ihr Auftreten überhaupt nicht beachtet wird, was eine Voraussetzung dafür ist, keine Vorsichtsmaßnahmen gegen sie zu ergreifen. Der Bau von Betonhäusern in stark erdbebengefährdeten Gebieten zum Beispiel ist ein sicherer Weg, ein Erdbeben in eine Katastrophe zu verwandeln. In Erwartung der nächsten Regenfälle bedeutet die Abholzung eines Berges die Vorbereitung eines Erdrutsches, der das darunter liegende Dorf wegfegen wird, so wie die Zementierung des Flussbettes eines Flusses, der durch bewohnte Gebiete fließt, einen Überlauf verspricht, der den Untergrund und die unteren Teile der Gebäude überfluten wird.

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Entwaffnen

Dienstag, Mai 5th, 2020

Quelle: ausnahmezustand2020.blackblogs.org

Staaten bewaffnen sich. Tatsächlich entwickeln und vervielfältigen sie ihre Kriegswaffen. Krieg wird im Frieden vorbereitet. Die Nationen befinden sich derzeit in einem Zustand des Friedens. Aber der scheinbare Frieden von heute ist viel gefährlicher und bedrohlicher als der Krieg von gestern. Es ist eine Zeit des Friedens, in der man nur denkt und arbeitet, um den nächsten Krieg zu entfesseln und zu stärken. Alle Staaten wollen und bereiten sich auf einen Krieg vor. Alle Machthaber und alle Militaristen denken über den Krieg nach. Wovür würde man die Armeen benötigen, wenn es keine Kriege mehr gäbe? Alle Völker arbeiten fieberhaft für den Krieg.

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(K)Ein Vergleich?

Dienstag, Mai 5th, 2020

Quelle: ausnahmezustand2020.blackblogs.org

“Zwischen dem 11. Juni 1940 und dem 1. Mai 1945, während des Zweiten Weltkrieges, verloren in Mailand während der Bombardierungen innerhalb von 5 Jahren 2.000 Zivilisten ihr Leben; wegen des Coronavirus ließen in der Lombardei innerhalb von zwei Monaten 11.851 Zivilisten ihr Leben, fünfmal mehr… Ein numerisch – überwältigender Zusammenhang”.

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Lehrzeit bis in alle Ewigkeit

Sonntag, April 19th, 2020

Quelle: ausnahmezustand2020.blackblogs.org

“Auf allen Ebenen: politisch, moralisch, spirituell, materiell, wird man erfahren, was hinter dem Fortschritt steht: der Tod.

Was für eine Herausforderung! Entweder das Auschwitz der Natur oder das Stalingrad der Industrie

Jede Predigt ist nutzlos. Der Fortschritt wird sich nur selbst aufhalten, dank der Katastrophen, die er verursachen wird”.

So schrieb Mitte der 1970er Jahre ein Schweizer Dichter, dessen Name nicht auf der Liste der Vorläufer der Katastrophenpädagogik steht, die den Anhängern des “Schrumpfungsparadigmas” [decrescita] so sehr am Herzen liegt. Ihr unbestrittener Lehrer Serge Latouche äußerte sich immer auf optimistische Weise, dass Katastrophen, das Bewusstsein zu wecken im Stande seien; ja… aber welches? Das der politischen Klasse, getrieben von der Kraft der Ereignisse, eine verlorene Menschlichkeit die durch eine lang anhaltende toxische Abhängigkeit vom Konsumismus taub, blind und stumm gemacht wurde, wieder auf den richtigen Weg der Bescheidenheit zu bringen. Es handelt sich um eine Überzeugung, die auch heute noch nach außen dringt, wo etwa die Hälfte der Weltbevölkerung zu Hause eingesperrt ist, um einem Virus zu entgehen, von dem angenommen wird, dass er für den Tod von über 100.000 Menschen auf der ganzen Welt verantwortlich ist.

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Denunzierungen und Lektionen

Donnerstag, April 16th, 2020

Quelle: ausnahmezustand2020.blackblogs.org

Die gestrige Nachricht ist, dass – laut einer Umfrage – 72% der Italiener es für richtig halten, diejenigen bei der Polizei anzuzeigen, die sich nicht an die Anti-Pandemie-Verbote halten. Insbesondere sollten alle Versammlungen oder Feiern in den Häusern der Nachbarn gemeldet werden. Fast drei von vier Italienern spionieren das Verhalten ihrer Nachbarn aus, bereit, die Polizei zu rufen, wenn jemand es wagt, sich mit Freunden zu treffen und sich mit ihnen zu vergnügen? Und was ist mit all den potenziellen Massenmördern, die es wagen, laufen zu gehen, es wagen, mit ihren Hunden Gassi zu gehen, ihre Kinder – vielleicht mit ihren Freunden – im Freien spielen zu lassen?

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Zur Herdenimmunität

Montag, April 6th, 2020

Quelle: ausnahmezustand2020.blackblogs.org

Es lässt sich nicht leugnen, dass das, was in der Welt geschieht, zumindest den Verdienst hatte, den Menschen verständlich zu machen, was mit Herdenimmunität gemeint ist. Es scheint uns ein entlarvendes Konzept zu sein, das uns in Lage versetzt, dessen Bedeutungsambivalenz perfekt zu verstehen. Wir beziehen uns natürlich nicht auf seine medizinische, sondern auf seine soziale Bedeutung. Im Gesundheitsbereich ist dessen Verwendung fast schon pathetisch, eine echte Mystifizierung, die Verwirrung schürt, indem sie eine Immunität verspricht, die es nicht geben kann. Die Immunität, die wirkliche, ist ein erwiesener und tatsächlich dauerhafter Zustand, der nur auf natürliche Weise erworben werden kann, indem man eine Krankheit (jedoch nicht irgendeine Krankheit) durchläuft. Mit der Impfung erhält man das genaue Gegenteil. Im besten Fall versuchen wir, die Krankheit zu vermeiden, indem wir künstlich eine biologische Abwehr aufbauen, die nur bis zum Beweis des Gegenteils unüberwindbar ist, und die oft und gerne vorübergehenden Charaker aufweist. Es ist sowohl ein Amulett gegen die Krankheit als auch ein Mittel gegen Faulheit, eine industrielle Abkürzung für den langen anstrengenden Prozess, die eigene Immunabwehr zu stärken. Man hat sicherlich eine Bild jener im Kopf, die “gesund bleiben”, indem sie ein Pille nach der anderen nehmen, anstatt sich die Mühe zu machen, über sich selbst Bescheid zu wissen und für sich selbst zu sorgen. Sie essen schlecht und nehmen Medikamente ein, schlafen schlecht und nehmen Medikamente ein, leben schlecht und nehmen Medikamente ein. Sind die Muskeln des mit Steroiden bepackten Bodybuilders vergleichbar mit den Muskeln des Turners, der täglich trainiert? Bei der Impfung passiert dasselbe. Genau deshalb schadet die Impfung, wie auch die Einnahme von Medikamenten und Steroiden, mehr als dass sie gut tut, sie vergiftet und schwächt den Körper weiter. Dies vorausgeschickt, welchem Arzt, der von einem aussergewöhnlichen Sinn für Humor versehen zu sein scheint, ist es eingefallen, die Menschheit mit einer Herde zu vergleichen?

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You’ll never riot alone

Montag, April 6th, 2020

Quelle: ausnahmezustand2020.blackblogs.org

Heute gibt es auf der ganzen Welt eine weitere Pandemie. Die WHO befasst sich überhaupt nicht mit dieser, da sie nicht in ihrer Zuständigkeit liegt und die Medien versuchen, sie zum Schweigen zu bringen oder zu minimieren. Aber die Regierungen der ganzen Welt sind besorgt über das damit verbundene Risiko. Diese Pandemie breitet sich im Fahrwasser des biologischen Virus aus, das momentan die Krankenhäuser füllt. Sie ist kurz gesagt parallel dort zu finden, wo Covid-19 vorbeikommt. Auch sie raubt einem den Atem. Die Angst vor einer Ansteckung verursacht auch tatsächlich Wut. Die ersten Symptome des Unwohlseins neigen dazu, sich zu verschlimmern und sich zunächst in Frustration, dann in Verzweiflung und schließlich in Wut zu verwandeln. Wut über das Verschwinden der letzten Krümel von Lebemöglichkeiten und das auf ärztliche Anordnung.
Es ist bezeichnend, dass bei der Ankündigung der restriktiven Maßnahmen der Behörden zur Verhinderung der Ausbreitung der Epidemie – eine Art freiwilliger Hausarrest – gerade diejenigen, die ihr Leben von vier Wänden umgeben fristen, die bereits täglich unter Zwang unter der Gefangenschaft litten – die Gefangenen – das Pulverfass in Brand setzten. Die Tatsache, dass sie ihrer wenigen verbliebenen menschlichen Kontakte beraubt wurden, mit der Gefahr, als Ratten in der Falle zu enden, hat dazu geführt, was seit Jahren nicht mehr geschehen ist. Die sofortige Umwandlung von Resignation in Raserei.

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Notizen des Seucheninstinkts [Note epide(r)miche]

Mittwoch, März 25th, 2020

Quelle: ausnahmezustand2020.blackblogs.org

italienisches Original: finimondo.org

Sein Name ist mir letzte Woche buchstäblich in den Sinn gekommen. Ich war unterwegs, um Brot zu holen, und als ich in der Bäckerei ankam, zählte ich instinktiv diejenigen der Kunden, die dort ein- und ausgingen, die die Maske trugen. Dort ist mir das passiert. Mir wurde plötzlich klar, dass ich gerade die Zählung des deutschen Philologen Victor Klemperer, eines Zeugen und Gelehrten des Aufstiegs des Dritten Reichs, wiederholt hatte: “Unsere Moral ändert sich von Tag zu Tag. Wir zählen, wie viele Menschen in den Geschäften “Heil Hitler!” und wie viele “Guten Morgen” sagen. Gestern sagten in der Bäckerei fünf Frauen “Guten Morgen” und nur zwei “Heil Hitler”: Die Moral steigt. Heute, in der Metzgerei, sagten alle: “Heil Hitler”… die Moral geht unter.” Ich gebe zu, dass ich genau in diesem Moment ein Frösteln im Nacken verspürte.

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An die Krone gekettet [Enchaînés à la couronne]

Samstag, März 21st, 2020

Quelle: ausnahmezustand2020.blackblogs.org

“Die furchterregendste Tyrannei ist nicht die, die den Anschein von Willkür erweckt, sondern die, die mit der Maske der Legalität bedeckt zu uns kommt. »

A. Libertad, 1907

Angesichts der sich weltweit ausbreitenden Covid-19-Epidemie und der drastischen Maßnahmen, die von China bis Italien nacheinander folgen, stellt sich als erstes die Frage, wer zwischen der Henne der Autorität und dem Ei der Unterwerfung derzeit den größten Schaden anrichtet. Diese abrupte staatliche Beschleunigung von Kontrollen, Verboten, Schließungen, Militarisierung, Verpflichtungen, Medienbombardierungen, roten Zonen, Priorisierung von Toten und Leiden, Beschlagnahmungen, Einsperrungen aller Art, die typisch für jede Kriegs- oder Katastrophensituation sind, fällt nämlich nicht vom Himmel. Sie gedeiht auf einem Terrain, das weitläufig durch den sukzessiven Verzicht der tapferen Untertanen des Staates auf jegliche formelle Freiheit im Namen einer illusorischen Sicherheit gepflügt ist, aber sie gedeiht auch durch die allgemeine Entmachtung jedes Aspekts unseres Lebens und durch den Verlust der autonomen Fähigkeit des Einzelnen, an eine völlig andere Welt als diese zu denken.

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Wertlos [In corpore vili]

Samstag, März 21st, 2020

Quelle: ausnahmezustand2020.blackblogs.org

“Der Zweck des Terrors und seiner Taten ist es, die Anpassung der Menschen an sein Prinzip auf vollständige Art zu erpressen, so dass auch sie letztlich nur einen Zweck erkennen: den der Selbsterhaltung. Je mehr Menschen skrupellos ihr eigenes Überleben im Blick haben, desto mehr werden sie zu psychologischen Marionetten eines Systems, das keinen anderen Zweck hat, als sich selbst an der Macht zu halten”.

Leo Löwenthal, 1945

Hier sind wir also. Vor einigen Stunden wurde der landesweite Gesundheitsnotstand ausgerufen. Eine praktisch totale Sperre. Halbverlassene Straßen und Plätze. Verboten – das Haus ohne einen von den Behörden als gültig erachteten Grund zu verlassen (von wem? aber natürlich von den Behörden). Verboten – sich zu treffen und zu umarmen. Verboten – jegliche Initiative zu organisieren, die auch nur ein Minimum an menschlicher Präsenz (von Parteien bis hin zu Kundgebungen) vorsieht. Verboten – einander zu nahe zu sein. Aussetzung jeglicher Geselligkeit. Die Ermahnung, soviel wie möglich im Haus eingeschlossen zu bleiben und sich In Erwartung von Neuigkeiten an ein elektronisches Gerät zu klammern. Die Verpflichtung zur Befolgung von Direktiven. Die Verpflichtung, immer eine “Selbstzertifikat” (Passierschein) mitzuführen, das die eigenen Bewegungen rechtfertigt, auch wenn man zu Fuß geht. Für diejenigen, die sich solchen Maßnahmen nicht unterwerfen sollten, gibt es Sanktionen, die Festnahme und Inhaftierung bedeuten kann.

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«Von wenig ausgehend viel erreichen»

Sonntag, Oktober 16th, 2016

(gefunden auf: finimondo.org)

70342Das ist der Slogan des Nationalen Instituts für Kriminalistik und Kriminologie von Brüssel [INCC], dessen primäres Ziel, seine Visitenkarte. 1992 entstanden, ist diese föderale, direkt dem Justizministerium unterstellte Institution unter anderem damit beauftragt, Textilfasern zu analysieren, zu identifizieren und zu archivieren, sowie die biologischen Spuren, welche an Tatorten gefunden werden; mit dem Ziel, die Verantwortlichen festzustellen, kurz gesagt: die Wissenschaft im Dienste der Polizei. Für viele Unglückliche eröffnen die geprüften Proben in den zehn von diesem Institut beherbergten Laboratorien zuerst die Keller der Kommissariate und dann die Zellen der Knäste.

Der Sitz der INCC befindet sich in Neder-Over-Heembeek, ein Quartier im Norden der Hauptstadt Europas. Nur von einem Videoüberwachungssystem geschützt, werden die Gebäude des Instituts nachts komplett alleine gelassen. Kein Security, kein Aufseher, keine Streifenbullen. Diese Spezifikum scheint einem sehr aufmerksamen Blick nicht entgangen zu sein. In der nacht vom Sonntag, dem 28. August auf den Montag, 29. August, gegen 2 Uhr morgens, rammte ein Peugeot-Kombi, der ein Monat zuvor geklaut wurde, ein Gittertor nach dem anderen. Nach einigen hundert Metern hielt er unter einem Fenster des Flügels, der die Analyse-Labors beherbergt, an. Zwei maskierte Männer stiegen auf der Beifahrerseite aus. Während einer auf das Autodach stieg, um ein Fenster des Gebäudes zu zertrümmern, hisste der zweite drei grosse Behälter auf das Dach des Fahrzeugs. Nachdem der erste die Behälter durch das Fenster schmiss, drang er in das Gebäude ein. Der zweite deponierte auf dem Autodach einen Plastiksack, in dem sich Flüssigkeit oder Pulver befand, welches er im Inneren der Räume verstreute. In diesem Moment steigt ebenfalls aus der Beifahrerseite ein dritter Mann aus, der eine Zündschnur platzierte. Nachdem alle wieder ins Auto stiegen, fuhren sie mit offenem Kofferraum davon, um der Zündschnur zu erlauben, sich einige hundert Meter auszurollen. Nachdem diese angezündet wurde, verdufteten die Männer (drei oder vier laut den Ermittlern) zu Fuss, während das Fahrzeug Feuer fing und eine Explosion im Parterre des Gebäude einen Brand auslöste, der sich sehr schnell auch auf den oberen Stock ausweitete.
Nicht nur das Feuer, sondern auch der Rauch und das von den herbeigeeilten Feuerwehrmännern benutzte Wasser trugen dazu bei, eine nicht genauer präzisierte Anzahl von „Indizien“ und Dossiers zu zerstören. Die Summe des Sachschadens, welchen das INCC erlitten hat, ist beachtlich, vielleicht muss der betroffene Flügel ganz abgerissen werden und es werden viele Wochen verstreichen, bevor die wissenschaftlichen Gutachter zu ihrer Bullenarbeit zurückkehren können.
Was die Verantwortlichen der Aktion angeht, zeigt der Finger einiger auf den „Terrorismus“, der anderer auf das „grosse Gangstertum“. Dem Sprecher der brüsseler Staatsanwaltschaft „scheint es klar, dass das INCC nicht zufällig gewählt wurde. Es ist offensichtlich, dass viele Individuen Interesse daran hätten, Beweiselemente aus ihren Akten verschwinden zu lassen“. Es ist ausserdem offensichtlich, dass diese Herren sehr wenig zu beklagen haben. Letztendlich sind es sie selbst, die die Unbekannten Brandstifter gelehrt haben, was zu tun ist. Denn: Mit ein bisschen Mut und Glut, ist es möglich, ein gutes Resultat zu erreichen, auch wenn man von wenig ausgeht.

[Dissonanz, n. 35, 31/8/2016]