Zu den jüngsten Ausschreitungen im spanischen Staat,
Aufstände mit Unterbrechungen?
„Denn manche Male, um nicht zu sagen viele Male, ist es geschehen, dass objektiv aufständische Situationen uns de facto präsent sahen, aber als Fremdkörper. Fasziniert vom äusseren Aspekt der laufenden aufständischen Bewegung, beteiligen wir uns manchmal, weil wir spontan Rebellen sind. Nun, uns auf diese Weise an Situationen zu beteiligen, die uns objektiv als Aussenstehende sehen, weil nicht Teilhabende an den Spannungen, nicht Interne dieser Situation von Entwicklung der aufständischen Spannungen, bedeutet im Grunde, bloss Fremdkörper, und auch sehr suspekte Körper zu sein.“ Alfredo M. Bonanno, Insurrektionalistische Antiautoritäre Internationale
Am 15. Februar 2021 wurde in der Universität von Lleida (Katalonien) der Rapper Pau Rivadulla Duró (Alias Pablo Hasél), festgenommen. Seit seiner Inhaftierung finden in diversen Städten des spanischen Staates Ausschreitungen statt (letzter Stand war bis jetzt die Nacht des 24.02.2021), dies ist aus vielen Gründen ein außerordentliches Phänomen, aber wie jede Erzählung hat auch diese einen Anfang. Diese Ausschreitungen werden mit der Inhaftierung von Pablo in Verbindung gebracht, dennoch sind wir der Meinung, dass es um wesentlich mehr geht.
Gefunden auf der Seite von Grupo Etcetera, die Übersetzung ist von uns. Dieser Text erschien in der Nummer 58, Juni 2018, der gleichnamigen Publikation der Grupo Etcetera. Wir haben diesen Text ausgesucht, weil wie die Verfasser selber sagten: „Allgemein gesprochen findet eine Militarisierung der Gesellschaft statt. Von der Erziehung, den Medien, der Wirtschaft und im Namen der persönlichen und kollektiven Sicherheit wird uns als Kultur und als Notwendigkeit für das Überleben und den sozialen Fortschritt gezeigt, dass die Ideologie der Militarisierung uns begleiten muss und dass wir sie als unser Schicksal akzeptieren müssen.“
Gerade durch die Veränderungen die durch die Coronavirusmaßnahmen stattfinden, sehen wir nicht nur klare Parallelen, sondern es darf nicht vergessen werden, welche die Mechanismen und Maßnahmen im modernen Staat – also der kapitalistische Staat – sind und wie sie angewendet werden um diesen zu verewigen. Der Ausnahmezustand ist daher nicht ein Zufall in der gegenwärtigen Situation, sondern seine Voraussetzung.
Zero-Covid ist eine Nullnummer und über das Sein oder Nichtsein der sozialen Revolution
von der Soligruppe für Gefangene
(Triggerwarnung: Der Text ist voller Sarkasmus, Ironie und Zynismus)
„Der Tod ist unser ständiger Begleiter“ sizilianisches Sprichwort
Nur um mitreden zu können verwenden wir gerne Begriffe, und überhaupt ganz im Allgemeinen auch, die wir nicht verstehen. Ein Beispiel wäre die Ontologie, ein Begriff der auch als Synonym für Metaphysik verwendet werden kann. Die Ontologie gilt offiziell als die „Lehre des Seins“. Um diese Idee herum, oder aus der Erkenntnis dieser, stellt sich der Mensch seit Jahrhunderten viele Fragen um sein eigenes Sein, also die Gründe seines erbärmlichen Daseins. Einige Beispiele: „Wieso bin ich, kann ich alles auffassen (Totalität), gibt es Gott, was war der Anfang, was ist das Ende, usw.“.
Aus diesem Denken, dass ja auch eine philosophische Disziplin oder Strömung ist, aber alle anderen philosophischen Disziplinen dennoch ebenso beschäftigt, kann genauso gut, wie der Titel dieses Textes – nebenbei bemerkt – erwähnt, auch die Dialektik der sozialen Revolution betrachtet werden. Aber eine Betrachtung, ein Denken ist ja noch lange kein dialektischer Vorgang, vielleicht nur der Anfang dessen, und kann bis zu seiner Umsetzung nicht überprüft werden. In der jetzigen Zeit, vielleicht sogar mehr als in anderen Epochen, gilt dieses Vorgehen als sehr weit verbreitet und vulgäre Ideologien1 unserer Zeit wie die Postmoderne2 helfen noch mit. Das heißt, es gibt keine Dialektik der sozialen Revolution, sondern nur noch der Konterrevolution.
Am 22.01.21 von Grupo Barbaria veröffentlicht, die Übersetzung ist von uns
In den letzten Tagen erlebten wir einen Schneefall, der Filomena getauft wurde, der in vielen Provinzen im Landesinneren Spaniens beispiellos ist und auch Orte betrifft, in denen es selten schneit – geschweige denn überhäuft- wie Madrid und sein Ballungsraum oder die Provinzen Toledo und Ciudad Real. Es hat nicht an Opportunisten gefehlt, die darin eine Widerlegung – und nicht nur ein weiteres Symptom – des Klimawandels sehen wollten, den der Planet als Ergebnis eines Modells sozialer und produktiver Beziehungen – die des Kapitals – erleidet, das nicht notwendigerweise die begrenzten Ressourcen und die Natur, die sie extrahiert, berücksichtigen kann, insofern seine Funktion darin besteht, ein ins Unendliche tendierendes Wachstum der Wirtschaft aufrechtzuerhalten.
Am 05.01.21 von der Grupo Barbaria veröffentlicht, die Übersetzung ist von uns
Das sind die Worte, mit denen die Regierung von PSOE und Podemos seit jenem Tag des 14. März den eigenen Mund füllt, einem Tag, der bereits in trauriger Erinnerung ist. Jene Worte, zusammen mit der bereits bekannten „Moral des Sieges“, die Strapazen der Einsperrung und der Gesundheits- und Wirtschaftskrise zugunsten „des sozialen Friedens unseres Vaterlandes“ selbstlos zu ertragen, weil es „unsere Pflicht gegenüber unseren Landsleuten“ ist: eine hochtrabende Phraseologie, die vorgibt, die Sprache nachzuahmen, die die großen Kriegstaten der Bourgeoisie inspirierte und wie damals Millionen von Arbeitern auf der ganzen Welt das Leben nahm. Eine Phraseologie, die keinen anderen Inhalt hat als den, um jeden Preis ein System aufrechtzuerhalten, das untergeht, das sich an immer mehr Stellen mit Wasser vollsaugt und das vor allem will, dass wir mit ihm untergehen. Neun Monate haben ausgereicht, um diese hochtrabenden Ansprüche zu zerschlagen, von denen sie ohnehin schon wussten, dass sie sie nicht erfüllen können. Wenn es nur diese ekelerregende Seifenblase wäre, die zerstört wurde, aber auf diesem schmerzhaften Weg wurden auch fast 100.000 Leben in beklagenswerten Bedingungen zerstört, sowohl während ihres Aufenthalts in Krankenhäusern (einige offiziell, andere improvisiert) als auch nach ihrem Tod (wie der Horror des Palacio de Hielo in Madrid1), und Tausende von Proletariern haben ihre Arbeit verloren und waren gezwungen, sich in Kirchengemeinden und Essensausgaben anzustellen, um am Ende des Tages etwas zu essen zu haben. Die Folgen dieser Krise bringen viele Menschen dazu, sich eine Frage zu stellen: Wo sind all die geliebten Menschen, mit denen wir vor einem Jahr diese Daten (A.d.Ü., Plural von Datum) gefeiert haben, ohne uns vorzustellen, was uns erwartet, aber auch, wo ist all die versprochene Hilfe, all der Regen von Millionen von Euro, der uns schnell aus der Krise bringen sollte, „in Form von V“?2
Repressive Operation gegen Anarchist*innen in Bologna (Aktualisierung + Textsammlung)
Zur Erinnerung, in der Nacht vom 12. zum 13. Mai wurden in Bologna (Italien) 12 Personen verhaftet. Sie wurden beschuldigt, unter anderem, teil einer „Subversiven Vereinigung“ zu sein.
Eine Woche später entschied ein Gericht die Anklagen und die Haftsituation (in diesem Fall U-Haft, Hausarrest, oder das Verlassen der Stadt in der man wohnt) zu verringern, hier jetzt ein Reihe von Texten zu diesem Fall. Sie sind nicht chronologisch. Die Übersetzungen sind von uns.
Wir versuchen jetzt selbst eine Zusammenfassung der heutigen Operation, Namens „Bialystok“ durch zu führen. Alle Infos entnehmen wir von den Medien und wir deuten daraufhin dass es sich daher nicht um bestätigte Infos handelt, wir wissen nicht ob diese wirklich stimmen, aber wir können sie wenigstens nutzen, um zu erfahren worum es „offiziell‘‘ geht, ob sich all dies bewahrheitet werden wir in den kommenden Stunden und Tagen noch erfahren.
CHILE: VOR EINEM NEUEN TAG DER REPRESSION UND DER VERHAFTUNG EINES UNSERER GEFÄHRTEN
Am 15. Mai riefen wir als „Coordinadora 18 de octubre por la libertad de lxs presxs politicxs“ zu einem Tag der Agitation in Solidarität mit den durch die staatliche Repression Inhaftierten auf, wie wir es jeden Freitag tun.
Wir haben Kundgebungen in Gefängnissen, Gerichten, SENAME-Zentren, Gerichtshöfen und Repressionsinstitutionen abgehalten, um zugunsten der hunderten von politischen Gefangenen zu agitieren, die die chilenischen Gefängnisse bevölkern. Dieses Mal gingen wir zum Pressekanal MEGA: Sprecher der Macht und verantwortlich dafür, ihre Pfeile auf jeden zu richten, der eine Bedrohung für ihre Interessen darstellt. Seine Spezialität wie auch die anderer offizieller Medien ist es, die öffentliche Meinung zu prädisponieren und die brutale Unterdrückung des Staates zu unterstützen und zu fördern.
Wir teilen den folgenden Text, der in der mexikanischen Region von unseren Gefährten im Bulletin Contra la contra Nummer 3 vom März 2020 veröffentlicht wurde.
Seit 2019 zeigt die Weltwirtschaft Anzeichen einer Verlangsamung und prognostiziert für 2020 eine bevorstehende Krise. Als ob dies nicht schon genug wäre, hat sich seit Anfang dieses Jahres der zwischen den USA und Russland geführte Handelskrieg um den Ölpreis verschärft, was zu einem drastischen Rückgang des Rohölpreises geführt hat, wovon diejenigen Länder profitieren, die über ausreichende Reserven verfügen (Russland und Saudi-Arabien), um ihre Produktion an die niedrigen Preise anzupassen. Auf der anderen Seite hat der Ausbruch des neuen Coronavirusstamms „Covid-19“, der seit Ende letzten Jahres in China verheerende Schäden angerichtet hat, die Grenzen überschritten und den Rest der Welt in Mitleidenschaft gezogen und damit der drohenden Wirtschaftskrise vorgegriffen. Die Weltwirtschaft steckt bereits mitten in der Krise, die Verwalter der Macht warten auf die großen finanziellen Rettungsmaßnahmen, die Bourgeoisie beginnt unter dem Vorwand der glücklichen „Quarantäne“ Fabriken zu schließen und Beschäftigte zu entlassen. Die Katastrophe steht unmittelbar bevor.
Es gibt alles und für jeden Geschmack etwas. Ein Extrem sind die spektakuläreren Versionen, in denen Trump das Coronavirus in China eingeführt hätte, um den Handelskrieg zu gewinnen. Oder China hätte es getan, um es auf andere Länder zu verbreiten, sich zuerst von der Gesundheitskrise zu erholen und die Welt zu beherrschen. Oder es wären die Regierungen ihrer eigenen Länder gewesen, die besorgt über die Rentenfrage waren und die die typische malthusianische Lösung angewandt hätten, indem sie die meisten alten Menschen aus dem Weg geräumt hätten. Das andere Extrem, das subtiler ist und auch in bestimmten Medien viel weiter verbreitet ist, behauptet, dass die Ernsthaftigkeit des Coronavirus, wenn nicht eine mediale Erfindung, so doch zumindest bewusst von der Bourgeoisie übertrieben wird, um ihre repressive Kontrolle über uns zu verstärken. Ist es nicht verdächtig, dass die Regierungen den Ausnahmezustand ausrufen, die Armee auf die Straße schicken, die Polizeipatrouillen verstärken und hohe Geldstrafen für eine Krankheit verhängen, die nicht die jährliche Todesrate der Grippe erreicht? Wie dem auch sei, irgendetwas ist hier merkwürdig.
Von der Soligruppe für Gefangene übersetzt, dieser Text wurde ursprünglich auf Spanisch von der Grupo Barbaria veröffentlich.
Es ist schwer, jetzt einen Text wie diesen zu schreiben. Im gegenwärtigen Kontext, in dem das Coronavirus die Lebensbedingungen vieler von uns zerbrochen hat – oder zu zerbrechen droht -, ist das Einzige, was du tun willst, auf die Straße zu gehen und alles in Brand zu setzen, notfalls mit dem Mundschutz. Das ist es wert. Wenn die Wirtschaft über unseren Leben hängt, ist es sinnvoll, die Eindämmung des Virus bis zum letzten Moment hinauszuzögern, bis die Pandemie bereits unvermeidlich ist. Es macht auch Sinn, dass wir diejenigen sein sollten, die entlassen werden, die zur Arbeit gezwungen werden, die weiterhin in Gefängnissen und ICEs (Abschiebeknäste) eingesperrt sind, die gezwungen sind, zwischen Krankheit und der Verbreitung der Infektion an ihre Geliebten zu wählen oder in Quarantäne zu verhungern. All dies mit patriotischem Jubel und dem Aufruf zur nationalen Einheit, mit sozialer Disziplin als Mantra der Henker, mit Lob für den guten Bürger, der den Kopf beugt und schweigt. Das Einzige, was du in Zeiten wie diesen willst, ist, alles in die Luft zu jagen.
Während der Entwicklung der Krise aufgrund des Covid-19 konnten wir
zahlreichen Interventionen von Regierungsvertretern beiwohnen, wobei wir
auf die Erzählung zurückgreifen, dass wir uns in einem Krieg befinden.
Hülya konnte heute für zwei Minuten anrufen. Leider war das nicht genug Zeit, um ausführlicher darüber zu reden, was passiert ist und wie es ihr geht. Was wir jetzt wissen ist, dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht und sie den Hungerstreik abgebrochen hat. Der Anwalt kam noch nicht zu ihr durch und Post konnte sie auch noch nicht rausschicken. Es gab kurz das Gerücht, dass vielleicht alle Gefangenen im offenen Vollzug, die nicht arbeiten, in den geschlossenen Vollzug zwangsverlegt wurden, aber das scheint nicht so zu sein. Hülya wurde als einzige wieder eingesperrt, weil sie berechtigterweise gegen die Knast-Praxis bezüglich der Pandemie im offenen Vollzug protestiert hat. Das zeigt einerseits eigentlich nur, wie nervös die Verantwortlichen in Ossendorf diesbezüglich sind und andererseits, dass wenn sich berechtigter Protest entwickelt, sofort repressiv geantwortet wird. Besuche sind mittlerweile nicht mehr direkt, sondern über Skype möglich. Wir sind gespannt, inwieweit das funktioniert, abgesehen davon, dass das natürlich auch die totale Kontrolle ermöglicht, sofern Angehörige und Freund*innen überhaupt dazu in der Lage sind, Skype zu benutzen.
Über COVID-19, autoritäre Wahnvorstellungen und die beschissene Welt, in der wir leben…
Die makabre Zahl der Todesopfer nimmt von Tag zu Tag zu, und in der
Vorstellung eines jeden Menschen stellt sich das zunächst vage, dann
immer etwas stärkere Gefühl ein, vom großen Sensenmann immer mehr
bedroht zu sein. Für Hunderte von Millionen von Menschen ist diese
Vorstellung sicher nicht neu, die Vorstellung vom Tod, der jeden
Menschen jederzeit treffen kann. Denkt nur an die Verdammten der Erde,
die täglich auf dem Altar der Macht und des Profits geopfert werden:
diejenigen, die unter staatlichen Bomben überleben, inmitten endloser
Kriege um Öl oder Bodenschätze, diejenigen, die mit unsichtbarer
Radioaktivität koexistieren, die durch Unfälle oder Atommüll verursacht
werden, diejenigen, die die Sahelzone oder das Mittelmeer überqueren und
in Konzentrationslagern für Migrant*innen eingesperrt sind, Diejenigen,
die durch das Elend und die Verwüstung, die durch die Agroindustrie und
die Rohstoffgewinnung verursacht werden, in Fleisch und Knochen
verwandelt werden… Und selbst in den Ländern, die wir bewohnen, haben
wir in nicht allzu langer Zeit den Schrecken von Metzgereien im
industriellen Maßstab, Bombenanschlägen, Vernichtungslagern kennen
gelernt… immer geschaffen durch den Durst nach Macht und Reichtum der
Staaten und Bosse, immer getreulich eingerichtet von Armeen und Polizei.
Vor zwei Tagen, am Dienstag, 17. März, kam es bei dem Abschiebeknast
in Aluche (Madrid) zu einem Aufstand. Mehrere der Migrant*innen
kletterten auf ein Dach im Hof und kündigten an, dass sie einen
Hungerstreik beginnen würden, um die Situation vieler von ihnen zu
lösen, die vom Coronavirus betroffen waren, aber von demselben Staat in
ein Abschiebeknast eingepfercht wurden, der die angebliche
Infektionsprävention als Vorwand benutzt, um die Armee auf die Straßen
zu bringen, die nun nicht nur von Bullen und Kameras, sondern auch von
Militärpersonal mit Sturmgewehren bewacht wird.
Weiter unten findet ihr einen Artikel aus El Salto über die Geschehnisse.
Hülya ist seit gestern im geschlossenen Vollzug. Obwohl sie im offenen Vollzug voll gelockert ist und in ca. 5 Wochen auch nach Endstrafe entlassen werden muss, wurde sie in den geschlossenen Vollzug „verbracht“. Der Grund ist ihr öffentlicher Protest gegen die Behandlung der Gefangenen im offenen Vollzug für Frauen in der JVA Köln-Ossendorf. Nun wurden ihr wieder sämtliche Rechte entzogen und bisher durfte sie auch nicht telefonieren. Seit jetzt über 24 Stunden wissen wir nicht, wie es ihr geht.
Der 18. März, die politischen Gefangenen, die Geschichtsverdrehung und warum wir auf diese heuchlerische und reformistische Kacke scheißen.
„Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuführen.“ Karl Marx, achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte
Hier den letzten Artikel, den wir in der Nummer 415 der Gefangenen Info veröffentlicht haben.
Von der Soligruppe für Gefangene
Columna
Am 13. November 2013 fand die Operation Columna statt. Der Richter Velasco von der Audiencia Nacional ordnete die Verhaftungen von fünf Anarchist*innen an, wegen dem Antiterrorgesetz. Vorwurf war das Deponieren eines Sprengsatzes im Dom von Zaragoza. Es entstand ein Sachschaden und eine Person wurde leicht verletzt. In dem Dom befindet sich eine Darstellung der Jungfrau Maria, die auch die Schutzheilige der Hispanität („Ideologie der Konservativen diesseits und jenseits des Atlantik, (die) im Wesentlichen rückschrittlich-nostalgisches, auf geistig-kultureller Ebene sich in hohler Rhetorik erschöpfendes Programm des längst obsoleten Imperialismus und Kolonialismus“) ist.
Die verhafteten Personen wurden auch beschuldigt, Mitglieder des „Aufständischen Kommandos Mateo Morral“ zu sein, der sich für den Anschlag, mittels eines Bekenner*innenschreiben, auf den Dom verantwortlich machte. Seit dem ersten Moment wurde diese Gruppe von den Medien, der Polizei und der Staatsanwaltschaft, mit der GAC sowie auch mit der FAI-FRI in Verbindung gebracht. Jahre zuvor, versuchte die Polizei, die Medien, die Staatsanwaltschaft und die Richter*innen, jeden Widerstand in Zusammenhang mit der bewaffneten Gruppe ETA in Verbindung zu bringen. Ab der Operation Columna, wurde ein neuer Akzent gesetzt, alles war nur noch GAC, FAI-FRI und anarchistischer Terrorismus seitens insurrektionaler Anarchist*innen.
Von den fünf Beschuldigten, wurden drei freigelassen und die beiden chilenischen Anarchist*innen – Mónica und Francisco – wurden in U-Haft eingesperrt. Jahre zuvor, während sie noch in Chile lebten, waren beide Mitangeklagte bei dem großen Verfahren gegen die anarchistische Bewegung die den Namen Caso Bombas (Bomben Fall) trug. Insgesamt wurden 14 Anarchist*innen bei diesem Verfahren verhaftet, die für eine Reihe von Anschlägen verdächtigt wurden, 2012 wurden sie freigesprochen.
Am Anfang verlangte die Staatsanwaltschaft 44 Jahre für jeden einzelnen, davon waren neun Jahre für die Mitgliedschaft in einer terroristischen Gruppe, zwölf Jahre für Verletzungen im Gehör eines Opfers im Pilar und 18 Jahre für terroristische Schäden (Sprengung eines Artefaktes im Dom). Sie wurden im März 2016 letztendlich für eine Haftstrafe von zwölf Jahren verurteilt und am 19. Oktober 2016 fand das Berufungsverfahren gegen Francisco und Mónica statt, wo ihr Urteil auf 4,5 Jahre reduziert wurde.
Am 30. Januar 2017 entschieden sich die spanischen Behörden beide abzuschieben. Was im März desselben Jahres auch passierte. Nach dem spanischen Gesetzbuch werden alle ausländischen Bürger*innen, die einen irregulären Aufenthalt in Spanien haben und ein Urteil von mehr als einen Jahr und nicht länger als sechs Jahre haben, des Landes verwiesen. (mehr …)
„Man muss den Menschen vor allem nach seinen Lastern beurteilen. Tugenden können vorgetäuscht sein. Laster sind echt.“ Klaus Kinski
Am 27. Mai 2018 fand eine Demonstration der AfD in Berlin statt. Mehrere Initiativen, Organisationen und Gruppen riefen dazu auf, diese zu blockieren. Wer eine gläserne Kugel gehabt hätte und dadurch einen Blick in die Zukunft gewährt wurden wäre, hätte mit einer ruhigen Leichtfertigkeit sagen können dass tausende von Personen auf die Straße gehen würden. Aber dies ist in der jetzigen Zeit nicht mehr von belangen, es kann mit großen Erfolg der Verlauf der Dinge erraten werden.
Ein großer Erfolg bahnte sich für uns alle an. Dies fand in der Tat statt, deshalb hat das Onlineprojekt Lower Class Magazine einen Artikel dazu verfasst, wo dieses Ereignis kritisiert wurde. Dieser Artikel aber, kratzte nur auf der Oberfläche gravierender Probleme, deshalb dieser Text dazu und unter anderem, werden hier ein paar Ideen auf das Terrain der Debatte geworfen. (mehr …)
26.09.24 | 20:00 Mein Genosse, der Spitzel. Über Security Culture und dem Umgang mit verdeckten Ermittler*innen und anderen Informant*innen @ekh [mehr Infos]
28.09.24 | 20:00 ABC Solidarity Ball - Dress up and celebrate with us! @ekh more infos soon!
ABC-Schreibwerkstatt
Aufgrund des fehlenden Interesses findet die offene Schreibwerkstatt im Moment nicht mehr statt.
Monatliches Infoblatt von ABC Wien
Internationale Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen
Internationaler Tag der Solidarität mit Marius Mason & allen anarchistischen Langzeitgefangenen